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Thema: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 13:59
Mondscheinsonate 1.0
LEAVE MY DOOR OPEN JUST A CRACK CAUSE I FEEL LIKE SUCH AN INSOMNIAC WHY DO I TIRE OF COUNTING SHEEP WHEN I'M FAR TOO TIRED TO FALL ASLEEP
Zeit » Freitag, 15. Juni 1972
Ort » Astronomieturm
Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft » Vergangenheit
Mitspieler » Eleonora Bennet und Professor William Goldfeather
Weitere Mitspieler erlaubt? » Nein
Rating » Völlig jugendfrei (keins)
Zuletzt von William Goldfeather am Di 15 März 2011 - 16:22 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 14:21
Lag es am Vollmond, oder daran, dass das Schuljahr nur noch einige Tage dauerte? Nora wusste es nicht genau, jedenfalls lag sie in ihrem Bett und konnte nicht einschlafen. Wahrscheinlich waren ihre Eltern der Grund. Wenn sie nachts nicht zur Ruhe kamen, waren ihre Eltern eigentlich immer schuld! Leise schlüpfte sie in ihre Pantoffeln und zog einen dunklen mitternachtsblauen Morgenmantel über ihr Nachthemd. Es war ein warmer Sommer dieses Jahr und eigentlich hätte sie auf ihren Morgenmantel vollständig verzichten können, aber sie war nicht zu Hause, sondern in Hogwarts. Kurz sah sie sich um, doch ihre beste Freundin Julia schlief und schnarchte leise vor sich hin. Nora grinste und beneidete ihre Freundin kurz. Jene konnte schlafen, wann und wo sie wollte. Lautlos griff sie nach ihrem Stoffbeutel und hielt nur kurz inne, als das Papier, das darin lag, verräterisch raschelte. Doch es blieb alles ruhig und so schlich sie sich auf Zehenspitzen aus dem Mädchenschlafsaal. Im Gemeinschaftsraum war niemand, verständlicherweise, denn schließlich sollten um diese Uhrzeit alle in ihren Betten liegen und schlafen. Noch immer leise, aber nicht mehr so geräuschlos wie eben, huschte Nora zur Tür. Nicht zum ersten Mal war sie froh, dass die Ravenclaws kein so launisches Portrait wie die Gryffindors hatten, sondern nur einen Adler, dessen philosophische Fragen allerdings auch nicht immer einfach zu beantworten waren. Einmal hatte sie eine ganze Nacht ausharren müssen, bis einer ihrer Mitschüler sie zufällig hereingelassen hatte. Aber dafür war er folgsam und stellte zumindest keine dummen Fragen.
Offensichtlich waren die Lehrer auch in Ferienlaune. Normalerweise musste sie sich alle zwei, drei Stockwerke verstecken, doch heute gelangte Nora unbehelligt aus ihrem Turm in den siebten Stock. Sie wich geschickt den falschen Stufen aus, die die große Treppe mit schöner Regelmäßigkeit zierten, und machte auch nicht den Fehler, eine falsche Treppe zu nehmen, die ganz plötzlich die Richtung änderte. Sechs Jahre in diesem alten Kasten hatten eben ihre Spuren hinterlassen und sie konnte mit traumwandlerischer Sicherheit ihren Weg in den fünften Stock unbehelligt fortsetzen. Dort nahm sie eine Abzweigung zum Astronomieturm. Vor einem Jahr hatte sie entdeckt, dass dieser Klassenraum nie abgeschlossen war - wahrscheinlich, weil sich höchstens einige Siebtklässler hierher verirrten, um nachts für ihre UTZe die Sterne zu studieren. Vorsichtig steckte sie den Kopf durch die Tür. Heute hatte sie Glück, es war niemand da und so konnte sie ungehindert in das Klassenzimmer huschen. Leider war die Tür nicht leise zuzubekommen, so dass sie einen Stuhl hineinstellte und sie einfach aufließ. Hier kam nie jemand hoch. Und der Stuhl verhinderte ein lautes Zuschlagen, das womöglich doch noch Filch auf den Plan rief. Glücklich, dass sie heute ihren Lieblingsplatz für sich alleine haben konnte, durchquerte sie das Zimmer und erklomm eine kleine Wendeltreppe am Ende, die auf’s Dach des Turmes führte. Nur das Schlurfen ihrer Pantoffeln war zu hören, ansonsten war alles vollkommen ruhig.
Der Mond tauchte die Plattform in sein silbrig weißes Licht und Nora genoss die Aussicht, die sich ihr hier bot. Sie konnte weit über die Ländereien sehen, selbst die kleine Hütte am Rand des Verbotenen Walds war sichtbar. Nora liebte es hier oben zu stehen, den Wind in ihren langen Haaren wehen zu fühlen und ab und an eine Eule leise schuhuen zu hören. Sie setzte sich auf die Mauer. Etwas, was natürlich höchst verboten war, schließlich ging es ziemlich tief hinunter. Aber Nora hatte nicht die Absicht herabzufallen, im Gegenteil. Der Sims war breit genug, so dass sie bequem drauf sitzen und sich mit ihrem Rücken an einen Mauervorsprung lehnen konnte. Sie zog die Knie an und fischte die Papierseiten aus ihrem Beutel. Es war ein ganz normales Schreibheft, so wie die Muggel es nutzten, kein Pergament, wie es in Hogwarts üblich war. Hinten im Heft steckte eine lose Seite mit einem Volkslied. Ich bete an die Macht der Liebe. Ach herje, dachte Nora, war ja klar, dass meine Mutter sich dieses Lied wünscht. Sie hatte es sich zwar schon angesehen, aber noch nicht auf den Text geachtet. Schnell überflog sie es und stöhnte leise auf. Wie bist du mir so zart gewogen, wie verlangt dein Herz nach mir! Durch Liebe sanft und tief gezogen, neigt sich mein Alles auch zu dir. Du traute Liebe, gutes Wesen, du hast mich und ich dich erlesen. Das konnte ja heiter weiter.
Wie immer, wenn sie sich konzentrierte, nagte sie ohne es zu wissen an ihrer Unterlippe, zog sie zwischen ihre Zähne und knabberte. Mit einer Hand hielt sie das Heft auf den Knien, mit der anderen hielt sie einen Stift in der Hand. Ihre Mutter war Anglistikprofessorin und wurde in zwei Monaten 40 Jahre alt. Da Nora nur einen Tag später 17 wurde, würde es ein gewaltiges Fest geben, erst reinfeiern in den Geburtstag der Mutter und dann reinfeiern in Noras Volljährigkeit. „Du weißt, dass ich Musik liebe“, hatte ihre Mutter ihr gesagt, „und du weißt auch, ich mag es, wenn du Klavier spielst. Doch ich würde mich sehr freuen, wenn du was mit deinem Vater für mich singst.“ Halleluhja! Im Gegensatz zu ihr hatte George Bennet früher im Kinder- und Jugendchor gesungen. Er sang gerne, egal wo. Doch Nora wollte nicht vor anderen singen, sie wusste, sie hatte keine schöne Stimme, sie hörte es ja selbst. Aber ihre Mutter war einfach nicht davon abzubringen und auch ihr Vater hatte sie gedrängt, sich das Lieblingslied der Mutter anzusehen. Als sie die Noten überflogen hatte, war ihr klar gewesen, dass sie das Stück transponieren musste. Der Sopran war ihr zu hoch, der Alt zu tief. Und dann musste es noch zum Bariton ihres Vaters passen … Nora seufzte. Das würde definitiv Arbeit bedeuten und so sicher war sie im Transponieren auch nicht. Ihre Erfahrung beschränkte sich lediglich auf die Lieder, die sie mit ihren Großeltern gesungen hatte, während sie das Heu einfuhren, damals in Noras Kindheit.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 16:01
Die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Augen zu der dunklen Holzdecke emporgerichtet, stand William hinter seinem Schreibtisch. Vor ihm breitete sich ein wuchtiges Schachbrett aus, dessen Spielverlauf bereits vorangeschritten war und offenbarte, dass Weiß innerhalb zweier wohldurchdachter Züge dem schwarzen König den Garaus machen konnte. Der junge Arithmantiklehrer löste sich zögerlich aus seiner Starre, stemmte die Hände auf die Platte des Tisches und beugte sich tief über das Schachspiel. Schwarz war am Zug – und es durfte nicht irgendein Zug sein. Ein unterdrückter Seufzer kam über Williams Lippen, und mit hochkonzentrierter Miene verschränkte er die Arme vor der Brust. Ein kleiner Zug, und doch würde er das gesamte Spiel entscheiden. Gelang es ihm, der Zwangslage zu entkommen… Er schüttelte den Kopf und verzog unzufrieden den Mund. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Dame zu opfern, die bereits große Lücken in die Reihen seiner Gegner gerissen hatte. Seine Taktik war stets offensiv, und die Dame bildete den Mittelpunkt der Strategie, mit der er schon so viele Spiele für sich entschieden hatte. Doch es war schwieriger, wenn man selbst der Gegner war.
Die meisten Menschen hatten bloß einen ungläubigen oder belustigten Blick für William übrig, wenn er ihnen erzählte, dass er häufig gegen sich selbst ins Feld zog. Im Gegensatz zu jenen, die Schach bloß als reinen Zeitvertreib ansahen, erkannte er die Effektivität dahinter. Schon lange gab es niemanden mehr, der eine wahre Herausforderung für ihn darstellte, denn Zauberschach war für ihn nicht bloß ein Spiel, sondern ein Sport. Und er wollte seine Fähigkeiten perfektionieren. Nichtsdestotrotz geschah es weniger häufig, dass er mitten in der Nacht wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett sprang, um sich einer Beschäftigung zu widmen, die volle Konzentration verlangte. In dieser Nacht jedoch hatte er nicht anders gekonnt – da war diese Melodie; diese Melodie, die sich in seinen Schlaf geschlichen und ihn aufgeweckt hatte. Sie war herbei geschwebt wie ein schwacher Lichtstrahl, unscheinbar und nicht zu fassen, doch mit jeder Schachfigur, die er setzte, hatte das Licht an Stärke gewonnen, und mittlerweile erschall in seinem Kopf eine völlig neue, völlig fremde Tonfolge. Doch eine letzte Strophe fehlte.
Schon immer war das Schachspiel sein Weg zur Melodie gewesen. Er konnte sich nicht erklären, woran es lag, doch nichts weckte so viel Kreativität in ihm wie eine rasante Schachpartie, während der er jeden Tropfen Konzentration auf einen einzigen Zug verwenden musste. Diese Partie musste zu Ende gebracht werden. William wusste, dass er zuvor keine Ruhe finden würde. Er brauchte die vollständige Melodie. Mit einem widerwilligen Laut platzierte er seine Dame so, dass sie anstelle des Königs geschlagen wurde. Nun konnte er den gegnerischen Läufer schlagen und… „Schachmatt“, murmelte William wenige Minuten später. Es war nicht immer leicht, sich selbst zu schlagen, und es erforderte viel Geduld. Doch er hatte kurz vor dem entscheidenden Zug eine Schwachstelle in der Reihe der weißen Figuren entdeckt und sie genutzt. Trotzdem ärgerte er sich, dass ihm ein solcher Fehler hatte unterlaufen können – Schwachstellen konnte er sich nicht erlauben. Während er das Schachbrett betrachtete, schwebte der letzte fehlende Ton heran und er spürte, dass die Melodie komplett war. Nun zählte nur noch eines: Er musste sie spielen. Hier und jetzt! Schon hatten seine Hände den schwarzen Geigenkasten geöffnet und die edel gearbeitet Geige hervorgeholt. Gerade setzte er den Bogen an, als er ihn auch schon wieder sinken ließ. Nein, hier konnte er nicht spielen – er würde das halbe Schloss wecken. Er musste irgendwo anders hingehen, irgendwo, wo niemand sich durch sein nächtliches Spiel gestört fühlen würde…
Leise schloss er die Tür seines Büros, als er in den Korridor hinaustrat und sich mit raschen und lautlosen Schritten in Richtung des Astronomieturms in Bewegung setzte. Schon oft war er diesen Weg gegangen, denn der Turm, von dem aus die Schüler des Nachts die Sterne studierten, war an den meisten Tagen der Woche verlassen und bot die optimalen Voraussetzungen für Geigenübungen. Hinzu kam, dass es eine besonders schöne Nacht war – lau und sternenklar. Der Sommer hatte bereits Einzug gehalten in Hogwarts und schien auch die Lehrerschaft gefangen zu nehmen, denn William begegnete niemandem. Wahrscheinlich nahm keiner seiner Kollegen die regelmäßigen Patrouillen so kurz vor dem Ende des Schuljahres noch ernst.
Kurz bevor William in den Korridor einbog, der zum Turm führte, hörte er leise, schlurfende Schritte. Lautlos hielt er inne und beobachtete, wie eine in einen Morgenmantel gehüllte Gestalt die knarzende Tür zum Astronomieklassenzimmer öffnete und darin verschwand. Stirnrunzelnd lauschte der Arithmantiklehrer, bis die Schritte verklangen, dann huschte er auf die morsche Tür zu. Mit einem Schwenker seines Zauberstabs öffnete sie sich ohne ein einziges verräterisches Geräusch, denn er wollte der Schülerin – denn an ihrer zierlichen Gestalt hatte er erkannt, dass es sich um eine solche handeln musste – weder verraten, dass er sie entdeckt hatte, noch wollte er sie erschrecken. Den Schülern war es strikt verboten, sich nachts im Schloss herumzutreiben, und wäre William strenger gewesen, hätte er die Schülerin bereits aufgehalten, bevor sie den Klassenraum überhaupt betreten konnte. Doch da er selbst noch genau in Erinnerung hatte, wie er sich während seiner Schulzeit aus dem Gemeinschaftsraum geschlichen hatte, würde er dem Mädchen in den letzten Tagen nicht auch noch eine Strafe aufbrummen – dieses Mal jedenfalls nicht. Er schlich die Wendeltreppe hinauf und erreichte schließlich den vertrauten Astronomieturm, von dem aus man den besten Blick auf die Ländereien hatte. Am anderen Ende der Plattform hatte das Mädchen sich auf dem breiten Sims niedergelassen, der Schüler davor bewahren sollte, in die Tiefe zu stürzen. Die braune Haarmähne fiel ihr über den Rücken, und William blieb unentschlossen stehen. Die Gestalt kam ihm vertraut vor und er brauchte einige Momente, bis ihm einfiel, um wen es sich handelte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er trat einige Schritte näher, bis er drei Meter von dem Mädchen entfernt stehenblieb. Sie bemerkte ihn nicht und schien in etwas vertieft zu sein, das er nicht ausmachen konnte. „Eine schöne Nacht, nicht wahr, Miss Bennet?“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 16:35
Der unerwartete Klang einer melodiösen Stimme – einer ihr immer wieder Schauer über den Rücken jagende melodiösen Stimme – ließ sie zusammenzucken und vor Schreck ihren Stift fallen. Das klackernde Geräusch seines Aufpralls durchstieß die Stille, doch sie registrierte es nicht. Ein leises Keuchen entwich ihr und ihre Wangen färbten sich tief rot. Natürlich wusste Nora, wer so überraschend aufgetaucht war. Nun, es hätte schlimmer kommen können. Professor McGonagall hätte sie erwischen und ihr auf den letzten Metern noch einige Punkte abziehen können. Professor Slughorn hätte auftauchen und sie zur Strafe irgendwelche ekligen Dinger ausnehmen können. Und – ganz schlimm – Filch wäre mit großer Wahrscheinlichkeit überaus erfreut gewesen, sie hier oben anzutreffen. Er wusste, dass sie nachts gern umherschlich, weil sie die Ruhe, die Dunkelheit und auch die Einsamkeit des Schlosses genoss, den Schutz, den diese dicken Mauern verstärkt ausstrahlten, sobald es Nacht wurde. Doch es war nur ihr Arithmantiklehrer. Nur? Ausgerechnet!
Schnell schob schloss sie ihr Heft und schob es unter ihre Oberschenkel. Hoffentlich hielt Professor Goldfeather es für ein Tagebuch. Hoffentlich war er diskret genug und hoffentlich übersah er es dezent. Nicht, dass er nachher noch einfordern würde und entdeckte, womit genau sie sich beschäftigte. Es wäre ihr überaus unangenehm. Warum konnte ihre Mutter nicht einen Gospel mögen? Notfalls auch eine Kantate! Aber nein, es musste ausgerechnet ein Lied sein, das ein echter Schmachtfetzen war. „Für dich sei ganz mein Herz und Leben, mein süßer Gott, und all mein Gut! Für dich hast du mir's nur gegeben; In dir es nur und selig ruht. Hersteller meines schweren Falles, für dich sei ewig Herz und alles!“ Okay, es war ein absoluter Klassiker, schwer berühmt und jeder Musiker kannte es. Aber … NEIN! Wie peinlich! Ihre Wangen brannten noch immer. Warum hatte sie die Tür nicht doch zugemacht? Sie wollte niemanden wecken, aber andererseits war ein in die Tür geschobener Stuhl geradezu eine Einladung zum Erwischt werden. Hallo, hier bin ich, bitte kommen Sie und ziehen mir Hauspunkte ab! Wie idiotisch!
Schuldbewusst hob Eleonora schließlich den Kopf und sah ihren Lehrer an. „Guten Abend, Professor Goldfeather.“ Okay, er hatte sie dabei erwischt, wie sie eine Schulregel brach (dass es nicht die erste war, wusste er – Merlin sei Dank – nicht!) und, zugegeben, sie hätte ja auch nicht direkt auf dem Sims sitzen müssen, aber davon abgesehen hatte sie eigentlich nichts Gefährliches getan. Sie stellte nichts an, randalierte nicht und dachte nicht einmal im Traum daran, jetzt in die Verbotene Abteilung zu gehen. Als sie ihn ansah, musste sie schlucken. Seine Kleidung saß nicht akkurat, die Haare waren ein wenig verwuschelt, offenbar war er bis vor einigen Minuten noch schwer beschäftigt gewesen. Der Mond stand hinter Nora und strahlte ihren Professor direkt an. Er-
Die Schülerin konzentrierte sich wieder auf die Tatsache, dass sie gerade bei einem Regelbruch erwischt worden war und überlegte, wie sie jetzt wohl am besten reagieren sollte. Sollte sie sich entschuldigen, die Strafe abwarten und dann zurück in den Gemeinschaftssaal huschen? Sie beschloss, den Hippogreif zu provozieren und ihr Glück herauszufordern. „Können Sie bei Vollmond auch so schlecht schlafen, Professor?“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 17:17
William schmunzelte, als er das leise Klacken vernahm, mit dem der Stift, den Eleonora in der Hand gehalten hatte, auf den rauen Stein auftraf. Wahrscheinlich war dem Mädchen der Schock in die Knochen gefahren, als sie bemerkt hatte, dass sie nicht allein war, denn hastig schob sie einen aus mehreren Papierbögen anmutenden Hefter unter ihre Oberschenkel, um sich daraufhin einige Augenblicke nicht zu rühren. William erhaschte einen kurzen Blick auf eine der papiernen Seiten und zog überrascht eine Augenbraue hoch, als er im silbrigen Mondlicht Noten erkannte. Was tat Eleonora mitten in der Nacht mit Notenblättern? Es schien ihr überaus unangenehm zu sein, dass sie ertappt worden war, und die Frage, was genau sie vor seinem Auftauchen getan hatte, drängte sich in Williams Bewusstsein. Er war stets neugierig auf seine Schüler, und Miss Bennet war nicht nur klug, sondern auch liebenswürdig. Im Gegensatz zu einigen ihrer Klassenkameraden störte sie nie seinen Unterricht und besaß zudem ein außerordentliches Talent für Arithmantik, was sie ihm ohnehin sympathisch machte.
Interessiert musterte er die Ecke des Hefters, der unter dem Stoff ihres Morgenmantels hervorlugte, und trat einige Schritte näher, bis er schließlich neben ihr stand. Sein Blick wanderte über das Gesicht der Schülerin und amüsiert stellte er fest, dass ihre Wangen feuerrot glühten. William vermutete, dass sie eher vor Scham als vor Angst rot angelaufen war, denn ängstlich wirkte Eleonora keineswegs. Wahrscheinlich ging sie nicht davon aus, dass er ihr eine Strafarbeit aufbrummen oder Ravenclaw Punkte abziehen würde, und dies beruhigte ihn, denn es bedeutete, dass er seine erste Zeit als Lehrer gemeistert hatte, ohne von den Schülerin gefürchtet zu werden – was wahrlich bemerkenswert war, wenn man bedachte, welche Ängste so mancher Schüler vor Minerva McGonagall hegte.
Als Eleonora den Kopf hob, konnte er in ihren Augen vielerlei Gefühle lesen, und mit einem aufmunternden Lächeln versuchte er, ihr die Befangenheit zu nehmen. Ihr Blick glitt über seine Kleidung und er wurde sich bewusst, dass sein Hemd zerknittert und der Umhang bloß schlampig übergeworfen war. Auch seine Haare hatte er nicht gekämmt, nachdem er aufgestanden war, und sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie zu einem Pferdeschwanz zusammenzufassen. In Anbetracht der Tatsache jedoch, dass auch Miss Bennet über ihrem Schlafanzug nur einen Morgenmantel trug, war ihm sein Aufzug gleichgültig.
Immer noch rot, brach sie schließlich das Schweigen. Auf ihre Worte hin schlich sich ein schiefes Lächeln auf Williams Gesicht, und nachdem er den Geigenkasten vorsichtig auf dem Boden abgestellt hatte, schwang er die Beine über den Sims und setzte sich neben seine Schülerin. Kurz schweifte sein Blick über die Ländereien, die sich friedlich zu ihren Füßen ausbreiteten und wie Hogwarts tief zu schlummern schienen. Es war wahrlich eine schöne Nacht, und die laue Brise, die warm und sanft über seine Haut strich, ließ William die bedrückende Atmosphäre seines Büros vergessen. Kein Wunder, dass Eleonora sich gerade diese Nacht für einen Spaziergang ausgesucht hatte. „Der Vollmond hat die erstaunlichsten Auswirkungen“, schmunzelte William und schaute das Mädchen direkt an, um weiter in ihrem Blick lesen zu können. „Er kann Schlaf rauben, aber auch Kreativität schenken.“ Noch immer hatte er das Bild der Noten im Kopf, die sich auf dem Papier – denn Pergament war es keines – befunden hatten. Zwar wollte er das Mädchen zu nichts drängen, doch alles, was mit Musik zu tun hatte, entfachte augenblicklich sein Interesse, insbesondere, wenn man es vor ihm verbergen wollte…
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 17:58
Offensichtlich war ihr das Glück heute hold. Zwar war sein Blick ihrer Bewegung gefolgt und er hatte durchaus bemerkt, dass sie etwas vor ihm verbarg, aber er hatte nicht weiter nachgefragt und daher schien sich ihre Hoffnung, er könne es für überaus private Aufzeichnungen halten, zu erfüllen. Nora wusste um einige Mädchen der unteren Klassen, aber auch aus ihrem Jahrgang, die ständig ein kleines, magisches Büchlein mit sich herumtrugen und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Sätze hineinkritzelten, die sie für weltbedeutend hielten. Gerade in Arithmantik saßen die meisten Schülerinnen mit verträumtem Blick auf ihren Plätzen, starrten nach vorne und schienen kaum etwas von diesem wunderbaren Fach verstehen zu wollen, solange man sie in Ruhe und sich ihren eigenen Fantasien hingeben ließ. Nun, sie war ein fast siebzehnjähriges Mädchen und konnte durchaus nachvollziehen, wovon ihre Mitschülerinnen träumten, doch Nora war sich ebenso der Realität bewusst und wäre niemals auf den Gedanken gekommen, verschiedene Namensmöglichkeiten in ein Tagebuch zu kritzeln. Natürlich handelte es sich nicht um die Nachnamen der Schülerinnen. Insgeheim schüttelte Nora immer wieder den Kopf über diese Schülerinnen. Bei so etwas erwischt zu werden, wäre noch wesentlich peinlicher als das Stück, das sich gerade zwischen den Seiten ihres versteckten Hefters befand.
Zwar hatte sie seine neugierigen Blicke bemerkt, aber sie dachte nicht daran, ihm von der Macht der Liebe zu erzählen, auf der sie gerade saß. Sie hatte keine Schwierigkeiten gehabt, die einzelnen Notensysteme zu separieren und stimmlich zu ordnen – Magie war eben etwas wundervolles -, aber dafür bereitete ihr die Frage Kopfzerbrechen, wann es sich um eine große Terz handelte und wann um eine verminderte Quarte. Natürlich, sie konnte die die Notenwerte abzählen, doch in diesem Falle handelte es sich nicht um den Unterschied einer Sekunde oder Terz, sondern um eine Sexte und da war es schon schwieriger. Außerdem vermutete sie, dass es sich um eine Dorische Sexte handelte. Sie hatte den Meister der Musik neben sich und könnte ihn fragen, doch dann müsste sie auch die Liebe beichten, die sich nun wie heiße Glasscherben in die Unterseite ihrer Oberschenkel einzubrennen schien. Aber vielleicht hatte sie ein weiteres Mal Glück und er ginge gleich wieder? Schließlich deutete der Geigenkasten - der dieses wundervolle, schwarze, ewig perfekt gestimmte Instrument enthielt, das sie so gerne einmal anfassen würde – darauf hin, dass er zu spielen vorgehabt hatte. Nicht, dass es sie stören würde. Auch wenn sie eher die tiefen, beruhigenden Töne eines Cellos bevorzugte, so konnte die Geige auf eine unglaubliche Art und Weise schluchzen, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb – zumal es sich bei Professor Goldfeather nicht um einen Laien handelte, sondern um einen Vollblutmusiker.
Okay, ihr Glück schien keine Lust mehr zu haben, bei einer Schülerin abzuhängen und suchte sich wohl gerade ein neues Opfer. Nora bemerkte, dass sie die Luft angehalten hatte und stieß diese leise, aber doch hörbar aus. Anstatt zu gehen – mit oder ohne Punktabzug – stellte er den Geigenkasten ab und setzte sich neben sie auf den Sims. Die Situation überforderte sie gerade etwas und sie äußerte ihre Irritation durch einen scheuen Blick. Dies war gerade absolut … anders. Nicht nur, dass sie mit ihrem Professor – dem Schwarm fast aller Mädchen – nachts alleine auf dem Sims des Astronomieturms hockte! Sie war im Nachthemd mit einem Morgenmantel bekleidet, er sah aus, als hätte er gerade sonst etwas getan. Professor McGonagall wäre schockiert. Professor Slughorn wäre empört. Und Professor Dumbledore wäre wahrscheinlich überaus amüsiert gewesen. Wobei sie sich bei letzterem nicht sicher war. Zwar wirkte Dumbledore immer sehr verständnisvoll, aber wie viel Verständnis hätte er bei einer solchen Situation? Wieder kaute sie auf ihrer Unterlippe und starrte in die gähnende Finsternis, die sich unter ihnen ausbreitete. Bei Merlins dicken Eiern, dachte sie und schüttelte den Kopf, so als wollte sie sämtliche Gedanken weit von sich schieben, genieß es. So etwas erlebst du nie wieder!
„Nicht umsonst heißt es, man solle in der Nacht ein Buch unter das Kopfkissen legen. Das Wissen käme so ganz von alleine – und bei Vollmond tun es sogar auch zwei Bücher“, sagte sie grinsend und wurde sofort wieder ernst. Ihre Stimme nahm einen schaurigen Unterton an. „Und sich in Acht nehmen, denn nachts entwickeln sich die Menschen, von denen man es am wenigsten annimmt, in Untiere.“ Streng sah sie ihn an und als ihr die Doppeldeutigkeit ihrer Worte auffielen, fügte sie noch schnell ein „Werwölfe“ hinzu und sah hastig wieder auf die Ländereien herab, nicht ohne sich ein Grinsen verkneifen zu müssen. Es war wirklich sehr surreal gerade.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 18:55
Verwirrt stellte William fest, dass Eleonora die Luft angehalten hatte und diese nun leise ausstieß. Ihre Scheu schien sie daran zu hindern, seinen Blick zu erwidern, und so wandte er sich, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen, von ihr ab und blickte hinab zur Hütte des Wildhüters, aus der bereits seit Tagen nur noch selten Rauch aufstieg. Wahrscheinlich war auch dem Halbriesen tagsüber zu warm, sodass er das Feuer nur entzündete, wenn er es zum Kochen benötigte. Vielleicht sollte William ihm mal wieder einen Besuch abstatten.
Er spürte die Anspannung des Mädchens, die fast greifbar in der Luft lag, und ihm wurde zunehmend bewusst, dass er trotz seines Alters ihr Lehrer war. Bloß acht Jahre trennten sie, und doch musste er die Autoritätsperson mimen, was ihm im Schulalltag bei den älteren Schülern noch immer schwerfiel. Zwar hatte er sich mittlerweile daran gewöhnt, die Schüler zu siezen und wiederum von ihnen gesiezt zu werden, doch vor allem zu den männlichen Schülern hegte er eher freundschaftliche Beziehungen. Manchen hatte er sogar erlaubt, ihn privat zu duzen, auch wenn ihm dies einige tadelnde Blicke von seinen Kollegen eingebracht hatte. In Gedanken fragte er sich, wie er reagiert hätte, wäre er in Eleonoras Situation. Bestimmt war es ihr peinlich, mit einem Lehrer alleine zu sein, und er unterdrückte ein Seufzen bei der Vorstellung, dass er für seine Schüler tatsächlich alt war. Denn alt hatte er sich nie gefühlt – und wenn er ehrlich zu sich selbst war, so wollte er es auch nicht.
Trotzdem hatte die Situation auch für ihn etwas Groteskes. Nachts mit einer Schülerin auf dem Sims des Astronomieturms gesessen hatte auch er noch nie, doch im Gegensatz zu Eleonora war es ihm nicht unangenehm. Er hatte noch nie Probleme damit gehabt, auf andere Menschen zuzugehen, und vertraute darauf, dass das Mädchen sich entspannen würde, wenn es bemerkte, dass es keinen Grund gab, übermäßig zurückhaltend zu sein – immerhin war es völlig legal, sich mit einem Lehrer zu unterhalten, auch wenn manche Kollegen diese Situation wahrscheinlich nicht als normal eingestuft hätten. William fiel auf, dass Eleonora zunehmend auf der Unterlippe kaute und den Kopf leicht schüttelte, und fragte sich, was wohl gerade in ihr vorging. Dem Morgenmantel zum Trotz wirkte sie frisch und man sah ihr keinerlei Müdigkeit an. Weshalb sie wohl nicht hatte schlafen können? War es tatsächlich nur der Vollmond gewesen, der sie um den Schlaf gebracht hatte? Oder hatte es doch etwas mit den Notenblättern zu tun, die sie eben so rasch aus seinem Blickfeld hatte verschwinden lassen? Der junge Arithmantiklehrer konnte nicht leugnen, dass er noch immer neugierig war auf das, was sie vor seinem Auftauchen getan hatte, doch würde er sie nun danach fragen, wäre wahrscheinlich auch die letzte Hoffnung auf ein halbwegs vernünftiges Gespräch verloren. Also wartete er ab, bis sie etwas erwiderte, und lachte auf, als sie mit einem eilig nachgesetzten „Werwölfe“ hastig den Blick senkte. William erkannte jedoch, dass es um ihre Mundwinkel herum zuckte, und erwiderte grinsend: „Nun, glücklicherweise ist die Wahrscheinlichkeit, dass man einem Werwolf auf den Geländen Hogwarts‘ begegnet, recht gering.“ Er zwang sich zu einem Hauch Ernsthaftigkeit und fügte pflichtschuldig hinzu: „Da es jedoch durchaus passieren kann, muss ich Sie daran erinnern, dass Sie nächtliche Streifzüge besser vermeiden sollten.“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 19:27
Es musste wohl so gegen halb eins sein. Nora trug keine Uhr und verließ sich immer darauf, jemanden um sich zu haben, der die Uhrzeit kannte. In der Regel war dem auch so und darum hatte sie noch nie verschlafen – oder war zu spät zum Unterricht gekommen. Ganz im Gegensatz zu Julia. Ihre beste Freundin war ständig zu spät und richtig verpeilt, weil sie es einfach nicht hinbekam, etwas rechtzeitig zu beenden. Was wohl die Freundin dazu sagen würde, wenn sie von dem unerwarteten Treffen erführe? Sie würde Nora wahrscheinlich Tage, wenn nicht sogar Wochen lang damit aufziehen. Nein, Julia war definitiv kein passender Gedankengang.
Der Mond tauchte die Landschaft in ein geheimnisvolles Licht und mit einem Seitenblick stellte die Ravenclaw fest, dass auch sie beide direkt im Mondlicht saßen. Sie reckte sich kurz und lehnte sich dann wieder an den Mauervorsprung. Nun saß sie ihrem Professor zugewandt, die Füße auf dem Sims angezogen und den Morgenmantel dich um sich geschlungen. Auch wenn es Juni war, so wurde es doch ein wenig kühl. Aber um nichts in der Welt wäre sie jetzt aufgestanden und gegangen! Als sie sich leicht rührte, raschelten die Blätter unter ihren Oberschenkeln verräterisch und ergeben schloss sie die Augen. Nicht nachfragen, bitte nicht nachfragen! Wenn sie wenigstens ein zweites Lied mitgebracht hätte, dann könnte sie improvisieren, aber nein, sie musste sich auf die Liebe konzentrieren. Blöde Mutter.
„Ja, Merlin sei Dank! Ich glaube, ich möchte einem ausgewachsenen Werwolf nicht begegnen. Die Jungs sind da ja ganz scharf drauf, besonders die aus Gryffindor glauben, sie könnten es alle mit einem aufnehmen.“ Sie machte einen Laut, der auf ein verächtliches Schnauben hindeutete. „Aber die denken sowieso nur kurzfristig. Was, wenn sie es nicht schaffen, gegen einen Werwolf anzutreten und dann zu gewinnen? Dann werden sie entweder gerissen oder verwandeln sich selbst in Werwölfe. Es gibt keine Heilung, sie verwandeln sich jeden Vollmond und bringen ihre Freunde und Familien in Gefahr. Und sobald herauskommt, dass sie Werwölfe sind, haben sie sämtliche Zukunftschancen vertan. Sie sind dann Aussätzige.“ Kleine Gesten begleiteten ihren Monolog, aus dem der Ärger mehr und mehr herauszuhören war. „Dabei ist das so unfair! Okay, Werwölfe sind gefährlich, aber doch nur eine Nacht. Die restlichen 29 oder 30 Tage sind sie ganz normale Menschen. Es fehlt eigentlich nur noch ein Gesetz gegen Werwölfe.“ Empört schüttelte sie den Kopf.
PPlötzlich hielt sie inne. Nora, hör auf zu plappern, das weiß dein Lehrer alles! Sie schenkte ihm ein misslungenes Grinsen. „Sorry, aber ich find’s einfach ungerecht! Aber trotzdem haben Sie recht, Professor Dumbledore schützt die ihm Anvertrauten so gut er kann. Und er ist ein verdammt fähiger Zauberer. Also gehe ich mal schwer davon aus, dass Sie sich nicht in einen Werwolf verwandeln und mich beißen werden, so dass ich mir keinerlei Sorgen über meine berufliche Zukunft und meine sozialen Kontakte machen muss.“ Ihr Lachen war verschmitzt und der Schalk funkelte in ihren Augen. „Ja, Professor“, antwortete sie schließlich genauso pflichtschuldig. „Ich danke Ihnen für Ihre Warnung und natürlich werde ich sie in Zukunft beherzigen.“ Während sie das sagte, kreuzte sie vor seinen Augen die Finger, zum Zeichen, dass sie gar nicht daran dachte, auf ihre nächtlichen Streifzüge zu verzichten. Nora bemühte sich um einen ernsten Blick, doch so recht wollte ihr das nicht gelingen. Sie schaffte es einfach nicht, sich das Lachen zu verkneifen und biss sich schließlich ins Handgelenk, um niemanden mit ihrem lauten Gelächter zu wecken.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 21:01
Der plötzliche Wandel, der mit Eleonora vor sich ging, überraschte und ermutigte William zugleich. Es schien, als wäre das Eis gebrochen, und auch, wenn er nicht wusste, was das Mädchen dazu bewogen hatte, sich ihm zuzuwenden, so weckte es doch Genugtuung in ihm, dass er als Lehrer scheinbar nicht allzu einschüchternd war – insbesondere nicht nachts auf dem Astronomieturm, wenn er nicht einmal sorgfältig gekleidet war.
Das Rascheln der Blätter blieb ihm nicht verborgen, als Eleonora ihre Sitzposition veränderte, und stachelte seine Neugierde nur noch weiter an. Er schalt sich selbst in Gedanken aufdringlich, als er in Erwägung zog, sie nun endlich danach zu fragen, was es mit den Notenblättern auf sich hatte. Das Verlangen hatte sich allerdings hartnäckig in seinem Bewusstsein festgebissen und raunte ihm eindringlich zu, dass er früher oder später danach fragen musste, wenn er sich nicht noch tagelang damit beschäftigen wollte. Denn wenn es eines gab, das William nicht losließ, dann war es die Musik – auch wenn es sich dabei in diesem Fall bloß um die Notenblätter einer Schülerin handelte. Nein, es gab nichts Verwerfliches an der Frage nach einigen Stücken Papier, auf denen Noten abgebildet waren. Und doch bezweifelte William, dass Eleonora von der Frage begeistert sein würde, denn ihr Verhalten und vor allem der beklommene Gesichtsausdruck, den sie aufsetzte, als die Blätter sich durch das Rascheln bemerkbar machten, zeigten nur allzu deutlich, dass sie über deren Inhalt nicht sprechen wollte. Eindringlich musterte er seine Schülerin, um den Grund für ihre Beklemmung zu erfahren, doch sie schien sich schnell wieder im Griff zu haben, denn im nächsten Moment begann sie, sich über die gegenwärtige Situation Werwölfe betreffend auszulassen. Williams Erstaunen wuchs, je mehr das Mädchen sprach, doch er achtete darauf, sich seine Verblüffung nicht anmerken zu lassen. Stattdessen nickte er zustimmend mit dem Kopf und musterte Eleonora, die begonnen hatte, ihre Worte mit Gesten zu unterstreichen. Eine Veränderung war mit ihr durchgegangen, die er sich nicht erklären konnte, doch er genoss es, dass sie ihre Scheu abgelegt hatte. Während ihrer kleinen Rede bekamen ihre Augen einen Glanz, den William noch nie in ihnen entdeckt hatte. Der Mond tauchte ihr Gesicht in silbriges Licht, und der junge Lehrer konnte nicht umhin festzustellen, dass Eleonora ausgesprochen hübsch war.
Rasch wandte William sich ab, um sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen, und dachte an Isabella, die in dieser Woche Nachtdienst hatte. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre sie nicht davon begeistert, dass er nächtliche Gespräche mit hübschen Schülerinnen führte – wie sah das denn aus! Ganz davon abgesehen, dass Eleonora noch nicht einmal volljährig war, würde er niemals auf den Gedanken kommen, sich zu einer Schülerin hingezogen zu fühlen. Das war verwerflich. Ganz im Gegensatz zu deiner kleinen alltäglichen Frage, raunte ihm eine Stimme zu.
Ihrem feurigen Monolog folgte ein schelmisches Grinsen, und erneut konnte William sich ein Lachen nicht verkneifen, als Eleonora durch ihre überkreuzten Finger unumwunden zugab, dass sie weiterhin nächtliche Spaziergänge unternehmen würde. Etwas anderes hätte er wahrscheinlich nicht von ihr erwartet, und solange sie das Schloss nicht verließ, sah William keinen Grund, sie zu tadeln. Auch das Mädchen lachte nun und biss sich ins Handgelenk, um ihr Gelächter zu ersticken, und vor Lachen vergaß William fast, dass sie seine Schülerin war, bis die Stimme in seinem Innern sich wieder zu Wort meldete und an seine Neugierde appellierte. Er packte die Gelegenheit beim Schopfe und fragte, um einen unverfänglichen Tonfall bemüht: „Nun, Miss Bennet, um mal vom Thema Werwölfe – bei dem ich Ihnen natürlich zustimmen muss – Abstand zu nehmen: Wollen Sie mir nicht verraten, weshalb Sie ausgerechnet Notenblätter mit auf Ihren Spaziergang genommen haben?“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 22:27
Bei der letzten Frage zuckte die Ravenclaw sichtlich zusammen, ganz so, als sei sie geohrfeigt worden. Das Glück war nicht nur weitergezogen, sondern hatte ihr auch das böse Übel Pech vorbeigeschickt. Da war sie die Frage. Nora schloss die Augen und stöhnte auf. Dabei war sie sich so sicher gewesen, ihn abgelenkt zu haben, ihn überzeugt zu haben, dass es sich um ganz normale Seiten handelte. Offensichtlich war sie nicht schnell genug gewesen und er hatte doch einen Blick auf die Notenblätter werfen können. Verdammt!
Auch auf die Gefahr hin, das Papier zu zerknicken, sie schob die Blätter noch weiter unter ihre Oberschenkel und breitete ihren Morgenmantel demonstrativ aus, so dass zwar ihre Unterschenkel zu sehen waren, aber zumindest das Papier vollständig versteckt war. Nachher konnte er den Titel lesen und – Rasch blickte sie nach links, die Mauer herab. Die Noten einfach runterzuwerfen war eine Möglichkeit, doch es war ihm ein leichtes, sie mittels eines Aufrufezaubers zurückzuholen. Nein, das kam gar nicht in Frage. Wie überaus peinlich! Wäre ihr doch nur ein Spruch eingefallen, mit dem sie die Noten dezent austauschen konnte! Aber selbst wenn sie einen gewusst hätte, es waren Muggelnoten und keine Magischen, die ließen sich nicht einfach vertauschen. Nein, Nora musste akzeptieren, dass sie beim Griff in die Berti-Botts-Bohnen-Tüte eine Bohne mit Popelgeschmack erwischt hatte.
Ein Versuch gab es noch. Sie musste es versuchen. „Ach ich konnte nicht schlafen und dachte, ich guck mir mal so ein Muggelvolkslied an. Nichts besonderes, Professor, nur so ein dummes kleines Lied“, sagte sie daher und gab sich betont locker. Es war zwar sehr unwahrscheinlich, dass er sich an der Nase herumführen ließ, aber einen Versuch war es wert. Sie würde alles versuchen, nur um dem Augenblick zu entkommen, wo er das Volkslied zu lesen begann. Ich fühl’s, du bist's, dich muß ich haben, ich fühls, ich muß für dich nur sein; Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben, mein Ruhplatz ist in dir allein. Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen; Drum folg ich deinen sel’gen Zügen.“ Sollte er DAS jemals zu Gesicht bekommen, er würde sie wahrscheinlich auslachen. Und Spott konnte sie nicht ertragen, nicht von ihm. Es war so peinlich!
Mit großen Augen sah sie ihn schockiert an, als ihr aufging, dass sie wesentlich mehr gesagt hatte, als er wissen wollte. Innerlich klatschte sie sich die Hand vor die Stirn. Wäre sie nur besonnener gewesen, sie hätte ihm irgendeine Ausrede auftischen können, doch so hatte sie ihm quasi das Schild vor die Nase gehalten, auf dem stand: Bitte hartnäckig das Thema verfolgen! Unglücklich nahm sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne und warf ihrem Professor einen ungewohnt scheuen Blick zu. Sie könnte weiter herumdrucksen und sich noch lächerlicher als sowieso schon machen, oder sie konnte das ganze auch beenden. Nora entschloss sich für letzteres. Es war ihr ultrapeinlich, doch so konnte sie noch ihren Stolz wahren – zumindest redete sie sich das ein. Mit gesenktem Kopf zog sie die Noten hervor und reichte sie ihm mit feuerroten Ohren und glühenden Wangen. „Meine Mutter hat sich das zum Geburtstag gewünscht, ich muss es nur entsprechend transponieren!“ Loch, tu dich auf und verschlinge mich, bitte!
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Mo 14 März 2011 - 23:14
William hatte geahnt, dass die Frage der gelösten Stimmung ein jähes Ende bereiten würde, doch er hätte nicht damit gerechnet, Eleonora damit in einen solchen Zustand der Verlegenheit zu katapultieren. Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen, und es tat ihm leid, dass er sich die Frage nicht verkniffen hatte. Schuldbewusst sah er zu, wie sie versuchte, die Notenzettel komplett aus seiner Reichweite zu entfernen, als hätte sie Angst, dass er plötzlich danach greifen und sie an sich reißen könnte. Er wäre zwar nie auf eine solche Idee gekommen, doch Eleonora schien sich nicht bewusst zu sein, dass er seiner Neugierde damit keineswegs ein Ende setzte. Im Gegenteil, nun wollte er erst recht wissen, welche Noten sich in dem Hefter verbargen, dass sie sie so vehement gegen ihn verteidigte.
Ein kurzer Blick Eleonoras über den Sims ließ ihn erstarren, denn er konnte förmlich hören, wie die Gedankenräder in ihrem Kopf sich drehten. Erwog sie gerade tatsächlich, die Noten in die Tiefe fallen zu lassen, nur damit er keinen Blick auf sie werfen konnte, oder bildete er es sich nur ein? Nein, der betroffene Ausdruck auf ihrem Gesicht machte deutlich, dass er richtig lag, und er wollte gerade einlenken und sich bei ihr für seine Frage entschuldigen, als die Worte aus ihrem Mund hervorbrachen. Erneut verblüffte Eleonora ihn mit ihrer Reaktion, und er fragte sich, ob es möglich war, sie richtig einzuschätzen. Immer wieder tat sie etwas, das er nicht erwartet hätte, und warf damit das Bild der netten und zurückhaltenden Schülerin durcheinander, das er bisher von ihr gehabt hatte. Aufhorchend, erwiderte er: „Ein Volkslied?“ Es war ungewöhnlich für junge Schüler, sich mit Volksliedern zu beschäftigen, insbesondere wenn es eines jener alten Muggellieder war. Er selbst hatte unter der Fittiche seines Vaters viele solcher Lieder gelernt, weswegen er Eleonoras gehemmtes Verhalten nicht recht verstand. Glaubte sie etwa, er würde sie auslachen? Ja, das tat sie, und als sie ihm einen schockierten Blick zuwarf, wurde ihm klar, dass sie mehr gesagt hatte, als es ihre Absicht war. Die Ungläubigkeit über ihre eigenen Worte stand ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass William unter anderen Umständen laut gelacht hätte. Auch das Nagen an der Unterlippe setzte wieder ein und die Scheu schien zu ihr zurückzukehren wie ein allzu anhänglicher Crup. Schließlich zog das Mädchen, ohne die Augen zu heben, die Noten hervor, um sie ihm mit hochrotem Kopf zu reichen, und gab zu, dass sie das Stück auf dem Geburtstag ihrer Mutter vortragen sollte. Fast ehrfürchtig nahm William den Hefter entgegen, gefasst auf alles, jedoch nicht auf das, was ihn beim Aufschlagen erwartete. „Ich bete an die Macht der Liebe!“, rief er lauter aus, als er beabsichtigt hatte, und sein Gesicht erstrahlte vor Begeisterung. Dass Eleonora so gezögert hatte, ihm die Noten zu überreichen, verwunderte ihn zutiefst, denn jeder halbwegs erfahrene Musiker wusste, dass dieses Stück weithin bekannt und sehr berührend war. „Fantastisch!“, murmelte er, während er durch die Seiten blätterte, und als er die ihm wohlbekannten Noten überflogen hatte, hob er den Blick von dem Heft und musterte seine Schülerin aufmerksam. „Weshalb ist es Ihnen so furchtbar peinlich? Das Stück, das Ihre Mutter ausgesucht hat, ist eines der besten Volkslieder, die es gibt!“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Di 15 März 2011 - 0:12
Völlige Fassungslosigkeit machte sich auf ihrem Gesicht breit. Keine abfälligen Worte? Keine spöttischen Kommentare? Kein Spruch, welcher beleidigender Art auch immer? Der Text war Kitsch pur und anzüglich bis zum geht nicht mehr, aber ihm fiel nichts anderes ein als ein Fantastisch? Dass sich ihre Verblüffung in diesem Moment so klar auf ihrem Gesicht abzeichnete, wie die Tatsache, dass es Vollmond war, war ihr vollkommen gleich. Dieser Mann verwirrte sie. Oder aber, sie machte den Fehler ihn völlig zu unterschätzen.
Misstrauisch zeigte sie auf die Noten in seiner Hand. „Ähm … ja. Das, also ich meine, der Text, er“, stotterte sie und biss sich umgehend auf die Zunge. Sie benahm sich wie eine Sechsjährige, die zum ersten Mal ihren Bruder nackt sah. Sie war fast siebzehn Jahre alt, eine derartige Reaktion war völlig unangebracht. Reiß dich zusammen, Mädchen! Nora atmete tief durch und deutete auf die Noten. „Das ist das Lieblingsstück meiner Mutter. Sie wird dieses Jahr 40 und hat sich gewünscht, dass ich das mit Papa im Duett singe.“ Ihr Mundwinkel zuckte verächtlich. „Dabei weiß meine Mutter genau, dass ich es hasse, vor anderen zu singen.“
Noch gut erinnerte sie sich an ihre Kindheit, als sie mit ihren Cousins und Cousinen zusammen gespielt hatte. Noras Tante, ihres Zeichens selbsternannte Musikerin, hörte die Kinder singen und sah Nora abfällig an. „Na, aus dir wird niemals eine Sängerin, so wenig wie du die Töne halten kannst. Mit dir blamiert man sich ja!“ Nora verstummte augenblicklich und hatte ab da nie wieder gesungen. Schnell blinzelte sie bei dieser Erinnerung die aufkommenden Tränen herunter. Ihre Tante hatte ihr mit diesen unbedachten Worten sehr wehgetan und dafür gesorgt, dass in ihr ein Stückchen Unbeschwertheit zerbrochen war. Auch heute noch dachte sie an diesen verletzenden Kommentar, sobald sie den Mund aufmachte und zu singen begann, und unterließ es weitestgehend. Mit ihr mussten sämtliche Hippogreife durchgegangen sein, als sie zugesagt hatte, mit ihrem Vater gemeinsam zu singen. Zwar hatte sie die letzten Wochen erfolgreich den Gedanken an das bevorstehende Ereignis verdrängt, doch sie musste anfangen, sonst hatte sie überhaupt keine Chance.
„Naja“, sagte sie schließlich und setzte sich direkt neben ihren Professor, damit sie besser auf die Noten deuten konnte. „Das Stück an sich ist mir viel zu hoch. Da fühle ich mich nicht wirklich wohl. Daher hab ich mir gedacht, ich könnte es ein wenig transponieren. Wenn ich es also nach E-Dur verändern mag, muss ich die entsprechenden Halbtonschritte des Originals abzählen und anpassen. Also am Anfang E – D – Dis – E - G – A – Gis – G - Gis – F. Doch da muss irgendwo ein Fehler sein, denn es klingt, als hätte ich einen Halbton vergessen?“ Fragend sah sie William an.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Di 15 März 2011 - 0:55
Das Lachen, das bereits in Williams Brust geschlummert hatte, bahnte sich seinen Weg nach oben und ließ ihn laut in die Stille der Nacht hineinlachen, als er den fassungslosen Ausdruck auf Eleonoras Gesicht bemerkte. Nichtsdestotrotz konnte er sich nun denken, weshalb sie sich so gescheut hatte, denn der Liedtext enthielt vielerlei Anzüglichkeiten, die ihr wahrscheinlich unangenehm waren, vor allem in seiner Gegenwart. Deswegen war es nicht verwunderlich, dass in ihren Augen ein gewisses Misstrauen lag, als sie auf die Noten deutete, die er in der Hand hielt, und stotternd versuchte, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Dass er das Lied mochte, konnte sie sich ganz offensichtlich nicht vorstellen – für sie waren Anzüglichkeiten nichts weiter als obszöne Anspielungen.
Erneut hob das Mädchen zu einer Erklärung an, und William nickte gedankenverloren, während er noch einmal durch die einzelnen Notenseiten blätterte. Erst beim Wort hasse lauschte er auf, und sein erstaunter Blick streifte Eleonora, die mit sich zu kämpfen schien. „Sie hassen es, vor anderen Menschen zu singen? Weshalb?“ Die Verwunderung schwang deutlich in seiner Stimme mit, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Mutter sich einen Vortrag dieses Stückes wünschte, wenn nicht einmal die leiseste Hoffnung bestand, dass ihre Tochter die Töne traf. Vielleicht war es einfach Lampenfieber, das Eleonora davon abhielt, vor Publikum zu singen. Doch auch dagegen gab es bewährte Hilfsmittel, und es bekümmerte William jedes Mal, wenn er einen potenziellen Künstler traf, der sich vor seinem Publikum fürchtete.
Eleonoras Angst schien jedoch tief zu sitzen, denn ihre Augen wirkten mit einem Mal glasig. Der Eindruck war schnell verflogen, doch er genügte, um William zu dem Schluss kommen zu lassen, dass etwas vorgefallen sein musste, weswegen sie sich den Vortrag nicht zutraute. Gerade, als er sie danach fragen wollte, setzte sie sich direkt neben ihn und erklärte, weshalb sie sich insbesondere mit diesem Stück nicht wohlfühlte. Während sie sprach, wanderten Williams Augen die Noten entlang und schnell erkannte er, wo Eleonoras Problem lag. „Ja, es fehlt tatsächlich ein Halbton“, setzte er an und deutete auf auf die Stelle zwischen der fünften und der sechsten Note. „Dort, vom G zum A. Es muss also G und Gis heißen, nicht G und A. Der Rest muss entsprechend angepasst werden, F Fis G E.“ Er hielt einen Moment inne, musterte das Stück und fügte nach einigen Augenblicken nachdenklich hinzu: „Ich würde dir allerdings eine andere Tonart empfehlen, denn der Sprung vom E zum G ist etwas kompliziert. Nimm lieber C oder F.“ Er wandte den Kopf, um zu sehen, ob seine Schülerin ihm noch zuhörte. Es hob seine Stimmung, dass er ihr helfen konnte und sie scheinbar auf sein musikalisches Können vertraute, wenn sie ihn mit einer solchen Frage konsultierte.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Di 15 März 2011 - 6:52
Ihr Blick folgte der Bewegung seiner flinken Finger und während sie ihm zuhörte, runzelte Nora leicht die Stirn. Nachdem er geendet hatte, zeigte sie ihrerseits auf die entsprechenden Noten. „Ich glaube, ich versteh den Fehler, ich hab die kleine Sekunde für eine Prime gehalten. Dementsprechend konnte es gar nicht aufgehen.“ Immer, wenn sie ein Problem erkannt, die Lösung verstanden und somit die Aufgabe lösen konnte, fühlte sie ein freudiges Kribbeln, das sie ganz hibbelig werden ließ. Ungeduldig nahm sie ihrem Professor das Notenblatt aus den Händen und fuhr jede einzelne Note mit ihrem Finger entlang, während sie den entsprechenden transponierten Ton aufsagte. „Es ist echt einfach, man muss es nur einmal verstehen“, kommentierte sie schließlich. „Also meinen Sie, ich solle von der Grundtonart E weggehen und auf der Tonika von C beginnen?“ C-H-B-C – E – F – Fis - F – Fis - E! Ja, es klang, zumindest im Kopf, wesentlich einfacher und nicht ganz so hoch. Nora warf ihm unter halb geschlossenen Augenlidern einen zufriedenen Blick zu. „Vielen Dank!“
Seufzend legte sie die Noten zur Seite. Das war ja noch einmal gut gegangen. Offensichtlich hatte sie sich doch nicht so gründlich blamiert wie erwartet. Aber den Text empfand sie noch immer als grauenvoll. Wobei … Ich bete an die Macht der Liebe klang eigentlich ziemlich hübsch. Und wenn man das eine oder andere Wort durch eine modernere Formulierung ersetzen konnte, war es vielleicht wirklich ein schönes Lied? Aber zuerst mussten die schwülstigen Sätze daraus.
Nora schob sich die Handflächen unter die Oberschenkel und beugte sich leicht vor. Mit der Ferse konnte sie ein wenig an die alte Mauer anschlagen. Nicht so stark, dass es ihr weh tat, aber doch nachdrücklich genug. Es sollte sie daran erinnern, dass sie hier nicht mit einem Klassenkameraden saß, sondern mit ihrem Professor. Doch es half alles nichts, Nora fühlte sich einfach wohl. Dadurch, dass er sie ernstgenommen und sich auch nicht über ihre Problematik mit dem Text lustig gemacht hatte, hatte er sich wirklich einen Stein im Brett eingefangen. Am liebsten hätte sie seine weitere Frage ignoriert, doch sie fühlte sich irgendwie verpflichtet, ihm zu antwortet. Der Professor war so liebenswürdig gewesen und hatte ihr anstandslos geholfen, da musste sie sich doch irgendwie revangieren?!
Sanft wiegte sie sich in und her, während sie mit sich haderte, doch schließlich entschloss sie sich zur Ehrlichkeit. Wieder einmal war der Blick scheu, denn schließlich war sie dabei, ein großes Geheimnis zu verraten. Nicht einmal ihre Eltern wussten darum. Und so erzählte sie ihm von ihrer Tante und der Angst, die sich nun jedes Mal einstellte, sobald sie auch nur ans Singen dachte. Sie erzählte von den Schweißausbrüchen, dem Engegefühl und ihrer momentanen Vogelstraußpolitik – einfach Weglaufen oder den Kopf in den Sand stecken! Als sie schließlich geendet hatte, lauschte sie dem Nachhall ihrer Stimme und wusste, dass es kein Fehler gewesen war, davon zu erzählen. Wenn jemand verstehen konnte, was in ihr vorging, dann ein Vollblutmusiker. Lächelnd legte sie den Kopf in den Nacken, starrte zu den Sternen empor und wartete einfach, ganz entspannt ab.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Di 15 März 2011 - 15:47
Die Ungeduld und der Eifer, mit denen Eleonora ihm die Noten aus der Hand nahm, ließen William lächeln. In diesem Mädchen hatte er tatsächlich eine kleine begabte Musikerin entdeckt, denn das Transponieren gehörte nicht zum Repertoire von Schülern, deren einziges musikalisches Wissen darin bestand, dass die Tonleiter sich aus acht Noten zusammensetzte. Umso interessierter beobachtete er sie dabei, wie sie konzentriert auf den Hefter herabsah und das Problem schließlich erkannte. Ihre Finger huschten über die einzelnen Spalten, während sie die transponierten Töne aufsagte, und zeigte damit, dass sie es verstanden hatte. Immer noch lächelnd, nickte William, als Eleonora scheinbar in Gedanken seinem Vorschlag einer anderen Tonart nachzukommen schien, denn sie überlegte kurz und warf ihm schließlich unter ihren langen Wimpern hindurch einen zufriedenen Blick zu, der wahrscheinlich jedes Jungenherz zum Schmelzen gebracht hätte.
Auf ihren Dank hin winkte er bloß ab, doch es war ihm anzusehen, dass er sich darüber freute, seiner Schülerin geholfen zu haben. Währenddessen legte diese die Notenblätter beiseite, klemmte die Handflächen zwischen ihren Oberschenkeln und dem harten Stein ein und ließ die Fersen gegen die raue Mauer schlagen. Erneut begann William, sich zu fragen, was in ihr vorging. Nicht nur durch ihre Begabung für die Musik hatte sie sein Interesse geweckt. Ihm fiel auf, dass sie noch nicht auf seine vorangegangene Frage geantwortet hatte, und wollte gerade ein weiteres Mal nachfragen, als das Mädchen begann, sich sanft hin und her zu wiegen und ihn damit vom Reden abzuhalten. Ganz offensichtlich haderte sie mit sich, und nach einem scheuen Blick in seine Richtung schien sie sich zu überwinden und erzählte ihm, weshalb sie solch eine Angst vor dem Singen vor Publikum hatte. Entsetzen legte sich auf Williams Gesicht, als er erfuhr, wie ihre Tante mit ihr umgesprungen war. Natürlich war dies für Eleonora ein Erlebnis, das sie von ihrer Kindheit an bis in die Gegenwart begleitet und nicht mehr losgelassen hatte, und er verstand die Dringlichkeit, die darin lag. Von allein würde sie diese Angst nicht bewältigen, und er beschloss, ihr zu helfen, denn sie hatte in der letzten Stunde seine volle Sympathie gewonnen.
Er legte seiner Schülerin die Hand auf die Schulter und sagte ernst: „Miss Bennet, ich werde Ihnen helfen. Sie werden auf dem Geburtstag Ihrer Mutter singen und es wird nichts geben, vor dem sie sich fürchten müssen. Ich erwarte Sie morgen um sechzehn Uhr in meinem Büro.“ Mit diesen Worten zog er seine Hand sanft zurück und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Mittlerweile war es weit nach Mitternacht und es wurde nicht nur für Eleonora Zeit, sich noch etwas Schlaf zu holen. „Ich würde vorschlagen, Sie machen sich nun auf den Weg in ihrem Gemeinschaftsraum. In weniger als fünf Stunden müssen Sie am Frühstückstisch erscheinen, und wir wollen doch nicht, dass Sie zu müde sind, um bei mir vorbeizuschauen.“ Lächelnd sprang William von dem Sims runter und griff nach seinem Geigenkoffer. Dass er nicht dazu gekommen war, zu spielen, tat ihm nicht leid. „Ich begleite Sie nach unten.“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Di 15 März 2011 - 16:53
Als ihr Professor ihr das Angebot machte, ihr beim Einstudieren der Liebe zu helfen, machte Noras Herz einen fröhlichen Hüpfer. Sie wusste, eigentlich konnte sie singen, zumindest den Ton halten, aber sie hatte Angst, sobald es darum ging, alleine etwas vorzutragen. Dann schlichen sich wieder die Worte ihrer Tante in ihr Bewusstsein und sie reagierte mit Schweißausbruch und Panik. „Vielen Dank, ich nehme Ihr Angebot gerne an.“ Auch wenn es sie einige Überwindung kosten würde, auch vor ihm zu singen, so war sich die junge Ravenclaw im Klaren darüber, dass sie alleine wohl kaum in der Lage war, die beginnende Nervosität zu bekämpfen. Sie konnte wohl das Stück einüben, aber ihr Problem lag nicht im Lernen, sondern beim Vortrag. Doch zusammen mit ihrem Professor würde sie es hinbekommen und ihrer Mutter ein Lied singen. Ihre Mutter wäre glücklich und sie selbst hatte sich ihrer Angst gestellt. Ein wundervoller Gedanke. Überhaupt war sie sehr überrascht von seiner Reaktion gewesen. Bislang war er zwar ein sympathischer Lehrer gewesen, der aber auch einen gewissen Anspruch an seine Schüler hegte. So gestaltete sich der Unterricht als prätentiös und die schriftlichen Arbeiten waren stellenweise sehr knifflig. Doch das trieb nur Noras Ansporn an und so machte sie sich jedes Mal mit viel Spaß und Feuereifer an die Arbeit. Doch erst heute hatte sie die private Seite an ihrem Professor entdeckt und der Ernst, mit dem er seinen Schülern begegnete, imponierte ihr. Nicht einmal hatte er sie ausgelacht oder sie spüren lassen, dass er sie für einen dummen Backfisch hielt.
Als er die Uhrzeit ansprach, sah sie ihn entsetzt an. Die Zeit hatte sie vollständig vergessen. Ja, er hatte in der Tat recht, fünf Stunden Schlaf waren wirklich sehr wenig, wenn man daran dachte, dass sie sich einige Stunden später ihrer Angst stellen sollte. Der Unterricht würde kaum noch anstrengend sein, schließlich waren alle Arbeiten geschrieben und die Lehrer schienen auch keine rechte Lust mehr zu haben. Aber sie wollte sich nicht blamieren und vor ihrem Arithmantikprofessor wie ein kleines, dummes Mädchen darstehen. „Ja, Sir“, sagte sie daher. „Es ist wohl wirklich besser, wenn wir jetzt schlafen gehen.“ Als er den Geigenkasten in die Hand nahm, lächelte sie reumütig. „Es tut mir leid, dass ich Sie vom Spielen abgehalten habe. Aber Sie haben mir wirklich sehr geholfen.“ Lässig sprang sie vom Sims herab und griff ihrerseits ihren Beutel. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück und als sie schließlich die Abzweigung erreichten, wo Nora nach links zum Ravenclawturm gehen musste, reichte sie ihm feierlich ihre zierliche Hand. „Vielen Dank für alles, Professor“, flüsterte sie und huschte schließlich davon, um sich heimlich zurück in den Mädchenschlafsaal zu stehlen. Das Lächeln konnte sie sich nicht verkneifen, und sie wollte es auch nicht.
Juliet Capulet Romantical Princess
Realer Name : Jasmin (Jassi) Alter : 18 Years Blutstatus : Halfblood Gesinnung : Only Good Status : Unhappy Single Job : Schoolgirl Klasse : 7. Class Steckbrief : That's me Relations : My Feelings Outfit : Outfit & School Ort : Bahnhof Hogsmead Beitragsanzahl : 19876
Thema: Re: Mondscheinsonate 1.0 Di 15 März 2011 - 19:01
Da das Nebenplay beendet wurde wird es ins Archiv verschoben.