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Thema: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 16:19
Mondscheinsonate 3.0
MY GIFT IS MY SONG AND THIS ONE'S FOR YOU AND YOU CAN TELL EVERYBODY THAT THIS IS YOUR SONG
Zeit » Mittwoch, 20. Juni 1973
Ort » Astronomieturm
Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft » Vergangenheit
Mitspieler » Eleonora Bennet und Professor William Goldfeather
Weitere Mitspieler erlaubt? » Nein
Rating » Völlig jugendfrei (keins)
Zuletzt von Eleonora Bennet am Di 15 März 2011 - 18:05 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 16:20
Schwermütig schlug Eleonora die Bettdecke zurück und verharrte noch einen Moment mit angezogenen Beinen, auf jedes noch so kleine Geräusch lauschend. Ein Blick auf ihre neue Uhr zeigte ihr an, dass es noch eine halbe Stunde bis Mitternacht war. Zum Astronomieturm brauchte sie etwa fünfzehn Minuten, schließlich musste sie den Lehrern ausweichen, die zu dieser Stunde vielleicht noch auf den Gängen ihrer Kontrollpflicht nachkamen.
Mit inzwischen geübtem Griff wollte sie nach ihrer Jeans greifen und diese überstreifen, wie jede Nacht, wenn Vollmond herrschte. Lächelnd hielt sie inne und ließ das vergangene Jahr Revue passieren. Nachdem sie vor fast genau einem Jahr zum ersten Mal auf ihren Arithmantiklehrer gestoßen war, hatte es sich in ihrem Abschlussjahrgang fast schon wie zu einem Ritual entwickelt. Sobald die Vollmondnacht anbrach, legte Nora sich schlafen und wenn sie das leise Schnarchen und Atmen ihrer Mitschülerinnen hörte, stand sie wieder auf und schlich sich auf leisen Sohlen durch das ruhige Hogwarts zum Astronomieturm. Um die Tür brauchte sie sich keine Sorgen mehr zu machen, William hatte dafür gesorgt, dass sie nun leise zuzumachen war und so hatte Filch sie nie entdeckt. Die vergangenen neun Vollmonde liefen nach demselben Schema ab: aufstehen, anziehen, auf den Astronomieturm schleichen, sich mit William treffen. Manchmal saßen sie nur eine Stunde beieinander, doch in letzter Zeit auch die ganze Nacht. Sie redeten, diskutierten, schwiegen zusammen. Diese geheimen Treffen waren ihr wichtig geworden und sie würde sie vermissen, sobald sie Hogwarts verlassen hatte. Lächelnd griff Nora ihren Morgenmantel. Sie waren sich so zum ersten Mal begegnet und so wollte sie sich auch verabschieden. Es war vielleicht kindisch, doch ihr waren diese Kleinigkeiten wichtig. Natürlich trug sie heute ein anderes Nachthemd als noch vor einem Jahr. Sie hatte einen gewaltigen Schuss gemacht und war aus dem anderen herausgewachsen. Auch die Pantoffeln waren nicht mehr dieselben, ebenso wie der Hausmantel. Doch ihre Lieblingsfarbe war gleich geblieben – das geheimnisvolle Mitternachtsblau. Seit sie denken konnte, liebte sie diese Farbe, vielleicht, weil sie mysteriös wirkte, aber auch königlich. Rasch schlüpfte sie in den Morgenmantel, griff ihren Beutel und huschte dann lautlos aus dem Mädchenschlafsaal. Heute war das letzte Mal, dass sie auf den Astronomieturm klettern würde, denn in bereits zwei Tagen saß sie im Hogwartsexpress und würde Hogwarts, und somit auch William, für immer den Rücken kehren.
Schon lange war er nicht mehr der Professor für sie. Nachdem sie sich einige Male zum offiziellen Musikunterricht getroffen hatten, hatte Nora das Schachbrett entdeckt und sie waren dazu übergegangen, zusammen zu spielen. Nun, genauer gesagt hatte William die Geduld aufgebracht, ihr all die verwirrenden Schachregeln zu erklären und mittlerweile waren ihr Begriffe wie das Troizki-Manöver oder der Minoritätsangriff nicht mehr unbekannt. Aber, auch wenn sie diese tiefe Leidenschaft nie hatte teilen können, so war sie doch stolz darauf, den großen Meister einmal geschlagen zu haben. Gut, er war krank gewesen, aber sie hatte es geschafft und ihn besiegt. Das war ein gutes Gefühl gewesen. Bei einer ihrer Partien hatte er ihr auch schließlich das Du angeboten. Für Nora war es ungewohnt gewesen und anfangs hatte sie Schwierigkeiten gehabt, ihn bei seinem Vornamen anzureden, doch mit der Zeit war es ihr immer einfacher von der Zunge gegangen und sie hatte sie im Unterricht nie verplappert!
Ein Blick auf ihre Uhr zeigte ihr an, dass es noch zwanzig Minuten bis Mitternacht waren. Rasch huschte sie durch die Tür und die Gänge, wartete einmal einige Sekunden, weil sie meinte, Professor McGonagall gehört zu haben und flitzte dann lautlos den Weg entlang, den sie im Schlaf hätte gehen können. Nur knapp konnte sie Mrs Norris ausweichen. Urplötzlich tauchte diese kleine Verräterin auf und Nora rettete sich mit einem Sprung hinter einen Vorhang. Ihr Herz klopfte so laut, dass es sie eigentlich hätte verraten müssen, doch Nora hatte Glück, Mrs Norris zog unverrichteter Ding weiter. Als sie schließlich auf dem Astronomieturm ankam, war es wie immer, sie war zu erst da. Innerlich zählte sie langsam bis zehn und hoffte, dass sich ihr Atem bis dahin beruhigt hatte, es wäre zu peinlich, sollte er glauben, sie wäre seinetwegen so schnell gerannt. Dann ging sie zu dem vertrauten Sims rüber und schwang sie hinauf. Genauso wie er sie vor einem Jahr vorgefunden hatte. Wahrscheinlich würde William es nicht bemerken, doch Nora erschauderte bei dem Gedanken, dass wirklich alles so war wie vor einem Jahr. Selbst der Mond stand fast im selben Winkel und tauchte die Landschaft in ein silbriges Licht. Allerdings herrschte dieses Jahr mehr Wind und Nora zog sich den Morgenmantel vor der Brust zusammen, als sie fröstelte. Es war nicht so warm wie letztes Jahr. Während sie wartete, sah sie hinüber zur Hütte des Wildhüters und genoss den Wind, der unerbittlich, aber dennoch sanft durch ihre Haare fuhr und diese ein wenig aufbauschte. Nora lächelte zufrieden.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 16:55
William blickte auf seine silberne Armbanduhr hinab, die ihm verriet, dass es nur noch eine Viertelstunde dauerte, bis es Mitternacht schlug. Er stand vor dem kleinen Fenster seines Büros und spürte, wie ihn freudige Erregung ergriff, die jedoch zugleich geprägt war von einer Schwermut, die im fremd war. Es war die letzte Vollmondnacht, die er mit seiner Schülerin Eleonora – die er noch immer bei ihrem vollständigen Namen nannte, anstatt sie Nora zu rufen – auf dem Astronomieturm verbringen würde.
Seine Gedanken schweiften zurück zu ihrem ersten Treffen, das nun bereits ein Jahr zurücklag. Damals hatte er sie dabei ertappt, wie sie sich während einer schaflosen Nacht auf den Astronomieturm geschlichen hatte. Er selbst hatte in jener Nacht keine Ruhe gefunden, denn eine Melodie hatte sich in seinen Schlaf gedrängt und ihn dazu bewogen, seinem gemütlichen Bett den Rücken zu kehren und stattdessen Schach zu spielen, wie er es immer tat, wenn er ein neues Lied komponierte. In seinen Gedanken hatte die Melodie mehr und mehr Gestalt angenommen, bis sie schließlich als vollständiges Ensemble in der Luft zu schweben schien, und von einem drängenden Gefühl gepackt, hatte William sich seinen Geigenkoffer geschnappt und sich auf den Weg zum Astronomieturm gemacht, wo er auf Eleonora gestoßen war. Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie schüchtern und gehemmt sie gewesen war. Es hatte jedoch nicht lange gedauert, bis die Befangenheit von ihr abgefallen war, und von diesem Augenblick an hatte sich ihr distanziertes Arbeitsverhältnis gewandelt. Privater Musikunterricht hatte gefolgt, und als Eleonora ihr Interesse daran bekundet hatte, das Schachspiel zu erlernen, war er diesem nur zu gerne nachgekommen. Bereits wenige Wochen später hatte er ihr das Du angeboten, da er sie nicht länger nur als seine Schülerin empfand. Etwas anderes verband sie, und bei jedem Treffen merkte er aufs Neue, wie sehr sie ihm ans Herz gewachsen war und dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sie die Schule nun tatsächlich abschloss.
Langsam durchquerte William das nur vom Mondlicht erhellte Büro und trat hinaus auf den nicht weniger düsteren Korridor. Mit einem kurzen Schnippen seines Zauberstabs sorgte er für eine Lichtquelle, die ihn durch die fensterlosen Gänge leitete, bis er im siebten Stock ankam, wo der Korridor, der zum Turm führte, durch die vielzähligen Fenster erhellt wurde. Vom anderen Ende des Ganges drangen leise Geräusche zu ihm herüber, und er hielt inne, um auszumachen, wer oder was sich näherte. Schon bog Minerva McGonagall um die Ecke, nickte ihm im Vorbeigehen allerdings nur mit müden Augen kurz zu. Sie schien nichtbegeistert davon zu sein, dass sie die nächtliche Patrouille durch die Schule abbekommen hatte, und William war froh, dass sie ganz offensichtlich glaubte, auch er sei eingeteilt worden. Als Minerva außer Sichtweite war, schritt er weiter durch das dämmrige Licht und nahm jedes Detail, das sich ihm eröffnete, bewusst auf. Das letzte Mal, dass er diesen Gang beschritt, um sich mit Eleonora zu treffen! Nie hatte er jemandem erzählt, dass seine Schülerin und er immer wieder heimlich auf dem Astronomieturm zusammenkamen. Es hätte bloß für ungewollte Gerüchte gesorgt, und wüsste Isabella davon, so hätte sie wahrscheinlich versucht, ihm den weiteren Kontakt zu untersagen. Erneut schwang er den Zauberstab und die Tür, die zum Astronomieklassenzimmer führte, schwang auf. Mit leisen Schritten durchmaß er den Raum und nahm die Wendeltreppe, die zum Turm hinaufführte, bis er schließlich ins Freie trat.
Eleonora war bereits da. Dort saß sie, an derselben Stelle, an der er sie auch bei ihrem ersten Zusammentreffen vorgefunden hatte, und erheitert zog er die Augenbrauen hoch, als er erkannte, dass sie auch ihren blauen Morgenmantel wieder trug. Lautlos ging er auf sie zu, war sich aber sicher, dass sie seine Anwesenheit bereits bemerkt hatte, und so blieb er bloß einen halben Schritt hinter ihr stehen. „Eleonora.“ Das Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, vertiefte sich, als er ihren Namen aussprach. Eleonora gefiel ihm weitaus besser als Nora.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 17:31
Noch bevor die Schritte zu hören waren und noch ehe er sie ansprach, wusste Nora bereits, dass William da war. Die Luft hatte sich verändert, die leisen Schrei von Tieren, die in der Nacht auf Beutefang waren, hatten aufgehört und auch der Mond schien einen Moment heller geworden zu sein. Oder ihre Wahrnehmung hatte sich entsprechend angepasst. Wie er das machte, fragte sie sich seit einem Jahr. Seine Schritte waren nicht zu hören, ja es schien so, als würde er beim Gehen überhaupt keine Geräusche machen können. Plötzlich tauchte er auf und war da. Genau wie jetzt. Als er leise ihren Namen sagte, kroch eine Gänsehaut ihre Arme entlang und Nora war unfähig zu sagen, ob sie vom Klang seiner Stimme oder von einem kalten Luftzug herrührte. Nora blickte ihn über die Schulter an und lächelte ihm zu. „William“, imitierte sie seine Begrüßung und rutschte auf dem Sims zur Seite, damit er sich neben sie setzen konnte. Eine entsprechende Einladung per Hand folgte. War der Sims enger geworden? Hatte sie ihm vor einem Jahr auch so nah gesessen?
William war der einzige, der sie bei ihrem vollen Namen nannte. Ihre Schulkameraden waren sofort zu Nora übergegangen und auch die anderen Lehrer sprachen unter einander nur als Nora von ihr. Natürlich wurde sie im Schulalltag mit „Miss Bennet“ angesprochen, doch wenn Professor Slughorn wieder einmal die Hände über seinem massigen Kopf zusammenschlug und ihre mangelnde Zaubertränkefähigkeit beklagte, so hieß es Nora. Es gefiel ihr. Bislang hatte sie Eleonora immer gehasst. Der Name klang so steif und einfach alt, eine reife Hexe konnte Eleonora heißen, oder eine Buchgestalt, aber doch niemals ein siebzehnjähriges Mädchen? Doch von Anfang an hieß sie bei William nur Eleonora. Wenn er da sagte, klang es anders, so weich, so melodiös, wie ein heißes Öl, das langsam herabperlte. Von ihm wollte sie gar nicht Nora genannt werden, dann klänge es bestimmt, als hätte sie etwas angestellt.
Nora sah wieder auf die Ländereien herab. „Mein letzter Vollmond in Hogwarts“, sagte sie schließlich leise und bemühte sich nicht, die Traurigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. Sie hatte sich in dem vergangenen Jahr so weit geöffnet, dass William wohl derzeit der Mensch war, der sie am besten kannte. Und so versuchte sie erst gar nicht, ihm etwas vorzumachen. Sie wollte es auch nicht, denn das hätte sich nicht gut angefühlt. Sie war stolz auf die Ehrlichkeit, die zwischen ihnen beiden herrschte, auf die Freundschaft, die sie im vergangenen Jahr geschlossen hatten.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 18:08
Als Eleonora sich umwandte, stockte William kurz der Atem. Das Mondlicht floss wie flüssiges Silber über ihr Gesicht und ließ ihre blaugrauen Augen auf eine Art und Weise leuchten, die in ihm jedes Mal das Verlangen aufsteigen ließ, seinen Blick nicht mehr von dem ihren zu lösen. Nur ein Jahr war vergangen, doch die Veränderungen, die aus Eleonora eine junge Frau gemacht hatten, waren deutlich erkennbar, und während der letzten Monate war ihm immer wieder aufgefallen, wie manch ein Jungspund sie während der Arithmantikstunden mit sehr eindeutigen Blicken musterte. Er konnte sich nicht erklären weshalb, doch er verspürte einen starken Widerwillen, sobald er bemerkte, dass Eleonora Gegenstand anzüglicher Gedanken wurde.
Zur Seite rückend, bedeutete sie ihm, sich zu setzen, und er kam dieser Aufforderung augenblicklich nach. Er schwang die Beine über den Sims und als er seine Sitzposition für angenehm befunden hatte, saß er so nah neben der jungen Frau, dass sich ihre Arme berührten. Er spürte den weichen Stoff ihres Morgenmantels an seinem Arm und hatte mit einem Mal das Bedürfnis, sie zu berühren. Indem er die Hände auf dem rauen Stein abstützte, versuchte er dieses Verlangen zu unterdrücken, doch wie bereits seit einigen Treffen weckte ihre Nähe widerstrittige Gefühle in ihm, die es zuweilen erschwerten, einen klaren Gedanken zu fassen. Auch, wenn er sie nicht mehr als eine solche empfand, so war sie doch immer noch seine Schülerin, und innerlich schüttelte er den Kopf über sich selbst.
Eleonora war die Erste, die wieder das Wort ergriff, und in ihrer Stimme schwang eine Traurigkeit mit, die deutlich machte, dass auch sie die heimlichen Treffen vermissen würde. Etwas in William zog sich zusammen. Er hatte sich so daran gewöhnt, die Vollmondnächte in Begleitung Eleonoras auf dem höchsten Turm Hogwarts‘ zu verbringen, dass er sich nicht vorstellen konnte, sie im nächsten Schuljahr nicht wiederzusehen. Alles in ihm sträubte sich gegen diesen Gedanken, und so hatte er das Thema Gesprächsthema Zukunft bisher weitestgehend vermieden. Heute jedoch kam er wohl oder übel nicht um die Frage herum, die er sich bereits seit langem stellte. So wandte er sich mit unergründlicher Miene der jungen Frau neben ihm zu und musterte ihr Gesicht, um mögliche Gefühlsregungen von ihm ablesen zu können. „Was wirst du nach Hogwarts tun?“ Die Frage fiel ihm schwer, und doch war er gespannt auf die Antwort. Wenn sie hierbliebe und im nächsten Jahr als Studentin zurückkehrte… Doch er wagte es nicht, allzu große Hoffnungen zu hegen, ansonsten wäre die Enttäuschung nur umso größer, wenn sie ihm mitteilen würde, dass sie sich von der Zaubererschule abwandte. Selbst in diesem Fall würde er sich wahrscheinlich nicht davon abhalten können, ihr regelmäßige Eulen zu schicken.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 18:55
Während er sich neben sie setzte, waren sich ihre Körper so nah wie noch nie zuvor. Nora schluckte und spürte, wie ihr Leib auf diese Nähe reagierte und alles in ihr schrie: Mehr! Doch Sie musste realistisch bleiben. Der Mann neben ihr war ein Traum - aber leider träumte ihn bereits eine andere Frau und Nora hatte nicht vor, sich zwischen irgendetwas zu drängen. Das lag ihr nicht und so war sie auch nicht. Nur die eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte konnte sie leider nicht an und ausschalten wie das Licht. Es war etwas ganz eigenes zu sagen: „Vergebene Männer reizen mich nicht, das würde mir nie passieren.“ Und gleichzeitig in der Realität mit einer Situation konfrontiert zu werden, in der sie gar nicht anders konnte, als die Nähe zu genießen, genau zu spüren, wo sich ihre Körper berührten und diesen kleinen, verbotenen Kontakt tief in der Erinnerung abzuspeichern, um ihn jederzeit hervorzuholen und sich daran zu erinnern.
Williams Stimme klang ungewohnt belegt, als er sie nach ihren Plänen für die Zeit nach Hogwarts fragte und nachdenklich musterte sie seine nichtsaussagende Miene. Was er dachte, konnte sie nicht einmal ansatzweise erahnen und so wusste sie nicht, ob er es schade fand, wenn sie jetzt für immer gehen würde oder ob er froh darüber war, weil auch er spürte, dass sie beide sich schon lange in einer Grauzone bewegten. „Ich werde eine Ausbildung in der Muggelwelt absolvieren“, sagte sie dann kurz und schmerzlos. Meine Mutter ist ja nichtmagisch und es ist ihr großer Wunsch, dass ich mich nicht vollständig von ihrer Welt, wie sie es immer sagt, abwende, sondern in beiden Welten zu Hause bin. Auch mein Vater hält es für eine gute Idee, dass ich erst einmal eine solide Ausbildung mache, damit ich nie vergesse, wo meine Wurzeln sind und damit mir immer eine Tür offenbleibt, sollte ich einmal in der magischen Welt Schwierigkeiten bekommen.“ Natürlich hatte Nora auch darüber nachgedacht, in Hogwarts zu studieren. Doch weitere drei Jahre, in denen William ihr Lehrer bzw. dann ihr Dozent war, würde sie nicht aushalten, ohne eine große Dummheit zu machen. Ihre Treffen waren schon grenzwertig gewesen, doch ihre Träume waren eindeutig verboten. Nicht nur, dass er ihr Lehrer war, nein, er gehörte einer anderen Frau. „Was genau, weiß ich noch nicht. Ich möchte mir erst einmal eine Auszeit nehmen und die Welt bereisen. Meine Mutter hat viele Bekannte in der ganzen Welt, schließlich muss sie als Universitätsprofessorin in der ganzen Weltgeschichte herumreisen und Vorträge halten. Da hat sie den einen oder anderen Kontakt geknüpft. Indien, Afrika, Mittelamerika, die USA …“ Ihr Stimme nahm einen verträumten Klang an und in Gedanken versunken blickte sie über die Baumkronen des Verbotenen Walds hinweg. „Ich möchte andere Länder und Kulturen kennenlernen. Ich möchte begreifen, wie die Menschen woanders leben, Muggel und Zauberer … Naja, und anschließend werde ich in London meine Ausbildung beginnen. Vielleicht als Anwaltsgehilfin oder so.“ Für einen kurzen Moment musste sie stark blinzeln, es fiel ihr schwer, heute Auf Wiedersehen zu sagen und alles in ihr drängte danach, doch in Hogwarts zu studieren. Aber es wäre falsch und auch Isabella gegenüber nicht fair.
Mit einem unauffälligen Blick hatte sie gesehen, dass er, ähnlich wie sie, seine Hände unter die Oberschenkel geschoben hatte und über die Ländereien blickte. Nora neigte den Kopf so weit, dass ihre Wange ihre Schulter berührte und starrte auf eine unbestimmte Stelle weit unter ihnen. Heute war das letzte Mal. Vorsichtig zog sie ihre Hand unter ihrem Schenkel hervor und schob sie schüchtern an die ihres Gegenübers. Innerlich hielt sie die Luft an, würde er wegzucken? Nahm sie sich zu viele Freiheiten heraus? Doch wenn sie diese kleine Berührung nicht auskostete, würde sie sich in Zukunft immer wieder die Frage stellen: Was wäre gewesen, wenn …? Behutsam schob sie ihre Hand unter seine und mied Williams Blick. „Danke. Danke für deine Hilfe wegen der Musik und danke für die schöne Zeit. Das Schachspielen. Die Gespräche. Das sind Momente gewesen, an die ich mich immer mit einem Lächeln zurückerinnern werde.“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 20:26
Gedanklich war William darauf vorbereitet gewesen, zu erfahren, dass Eleonora nicht nach Hogwarts zurückkehren würde. Doch es aus ihrem Mund zu hören, war etwas anderes. Er spürte, wie ihn ein Gefühl der Schwere überkam, als ihm bewusst wurde, dass dies tatsächlichihr letzter Abend sein würde, und wandte den Blick ab, damit sie nicht sah, wie betroffen es ihn machte. Während Eleonora von ihren Zukunftsplänen erzählte, ermahnte William sich innerlich, dass er nach wie vor ihr Lehrer war und es ihm nicht zustand, sich in ihre Privatangelegenheiten einzumischen und sie allzu sehr in eine Richtung zu beeinflussen. So nickte er beklommen, als Eleonora endete, und rang sich ein „Das hört sich gut an“ ab, indem er seine eigentlichen Gedankengänge wohlweislich vor ihr verbarg. Zwar war es interessant, dass die junge Frau eine Muggelausbildung absolvieren wollte, doch war die Möglichkeit, mit ihr Kontakt auszunehmen, dadurch eingeschränkt, denn soweit er wusste, waren Muggel nicht an das plötzliche Auftauchen von Eulen gewöhnt – ganz davon abgesehen, dass Eulen in der nichtmagischen Welt keine Briefe überbrachten. Mit der Muggelpost jedoch konnte er auch nicht mit ihr kommunizieren, denn wenn sie vorhatte, in der Welt umherzureisen, war die Wahrscheinlichkeit, dass seine Briefe ankamen, verschwindend gering. Es würde ein Abschied auf unbegrenzte Zeit sein. Ein Abschied, der möglicherweise für immer währte. Scharf sog William die Luft ein, denn er hatte damit gerechnet, dass sie, wenn schon nicht privaten, dann doch zumindest Briefkontakt halten konnten. Er konnte sie doch nicht einfach so von dannen ziehen lassen!
Aus dem Augenwinkel nahm William wahr, wie Eleonora die Hand unter ihrem Oberschenkel hervorzog, doch auf das, was kam, war er nicht vorbereitet. Nach einer kurzen Berührung, die er schon fast für Zufall gehalten hatte, schob die junge Frau ihre zierliche Hand in die seine. Überrascht blickte er sie an, doch es war nicht nur Überraschung, die sich in seinem Blick spiegelte. Eleonora hatte die Augen abgewandt und das, was sie sagte, schien sie Überwindung zu kosten. William wusste nicht, was er antworten sollte, zu sehr beschäftigte ihn die Berührung, die sie einander näherbrachte, als sie es jemals zuvor gewesen waren. Während all der Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten, hatten sie stets eine gewisse Distanz eingehalten, und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie wichtig diese Distanz tatsächlich gewesen war. Ohne etwas dagegen unternehmen zu können, schlossen seine Finger sich um die Hand seiner Schülerin, und er fühlte sich, als säße ihm ein Frosch im Hals.
Komm zur Vernunft!, schrie eine Stimme in ihm. Du bist verheiratet! Isabella! Denk an Isabella! Eleonora ist deine Schülerin! Isabella. Das Gesicht seiner Frau tauchte vor Williams innerem Auge auf und er wusste, er musste dies hier und jetzt beenden. Doch sein Körper verweigerte ihm den Dienst. Schuldgefühle krochen in ihm hoch, während er die junge Frau musterte und spürte, dass er sie nicht loslassen wollte, dass es ihn nach mehr verlangte. War es möglich, zwei Frauen zu begehren? Und dann auch noch eine, die er in Arithmantik unterrichtete und die – er hatte es mit eigenen Augen gesehen! – an einen jungen Burschen vergeben war? Wer war er, dass Eleonora solche Gedanken in ihm weckte und ihn sogar darüber hinwegsehen ließ, dass er verdammt nochmal verheiratet war? Er fühlte sich schuldig für das, was in seinem Kopf vor sich ging, doch wenn es eines gab, dessen er sich sicher war, so war es, dass er Eleonora nicht gehen lassen konnte, ohne… Nein, er musste es sich aus dem Kopf schlagen! Bestimmt wäre auch seine Schülerin empört gewesen, könnte sie mit anhören, was sich gerade in ihm abspielte. Höchstwahrscheinlich hielt sie ihn sogar für alt und dachte nicht im Traum daran, dass er ihre Nähe begehren könnte. Was brachte ihn dazu, sich zu einem solch jungen Ding hingezogen zu fühlen? Was?
Es war ihr letztes Treffen. Nur noch wenige Tage, und er würde sie vermutlich nie mehr wiedersehen. Es war egal, was er tat oder sagte, bald würde Eleonora kein Bestandteil seines Lebens mehr sein – zumindest keiner, mit dem er sich tagtäglich Auge in Auge auseinandersetzen musste. Alles würde in Vergessenheit geraten, keine Menschenseele erführe es… Stopp!, herrschte er sich selbst an, und um seine Anspannung zu überspielen und Eleonora keine Antwort schuldig zu bleiben, lachte er nervös auf und sagte: „Jetzt kann ich es dir wohl verraten: Du warst mit Abstand meine Lieblingsschülerin. Allerdings hat es dir keine besseren Noten eingebracht, denn das hattest du nie nötig.“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 21:14
Sie hatte den Atem angehalten. Die ganze Zeit, während sie auf Williams Reaktion gewartet hatte, wagte sie es nicht ein einziges Mal, Luft zu holen, aus Angst, diesen kostbaren Moment und die vorsichtige Annäherung zu zerstören. Wie erstarrt wartete sie auf die Erwiderung des Händedrucks oder das empörte Aufspringen, weil sie die so sorgfältig gewahrte Distanz überschritten hatte. Der Abstand, den sie all die Monate gewahrt hatte, war von ihnen beiden vorgegeben worden. Die Berührungen waren an einer Hand abzählbar und meistens hatten sie öffentlich in einer unverfänglichen Geste hergerührt. Egal, ob sie zusammen Schach gespielt oder sich hier oben auf dem Astronomieturm getroffen hatte, keiner von ihnen war den Schritt über die Grenze gegangen. Aber sie hatte so oft dran gedacht, es zu tun.
Sein Kommentar zu ihren Plänen war alles andere als begeistert gewesen. Doch Nora wagte nicht, über die Gründe nachzudenken, zu groß war die Angst, es falsch zu bewerten und nachher Dinge hineinzuinterpretieren, die gar nicht da waren. Nachher bildete sie sich noch ein, dass er mehr für sie empfand, als gerade zwischen ihnen gesagt wurde. Vielleicht war dem so, vielleicht aber auch nicht? Sie wollte es nicht wissen, denn wenn ihr jetzt klar war, dass ihre Zuneigung erwidert wurde, hätte sie vielleicht nicht die Kraft, nein zu sagen und zu gehen. Aber genau das musste sie. Für sie beide gab es keine Zukunft. Von der Ungewissheit abgesehen, der sie sich gerade stellte, gab es schließlich noch Isabella und diese würde wohl kaum ihren Mann mit einer ehemaligen Schülerin teilen wollen, die gerade mal ein Jahr volljährig war. Und Nora wollte auch nicht teilen.
Schließlich waren die quälenden Sekunden des Wartens vorüber und die junge Hexe spürte, wie ihre vorsichtige Annäherung angenommen und sogar erwidert wurde. Sie spürte, wie sich die langen, eleganten Finger um die ihren schlossen und den Druck erwiderten. Nora mied es, William anzusehen. Es war ihr nicht peinlich, ganz im Gegenteil, am liebsten hätte sie ihm gezeigt, wie wohl sie sich fühlte, doch wenn sie ihn jetzt ansah, würde er alles wissen, was sie im vergangenen Jahr so mühsam vor ihm verborgen gehalten hatte. Er würde sehen, was sie empfand, was sie dachte und wie glücklich sie jetzt gerade, in diesem Augenblick darüber war, ihm so nahe sein zu dürfen. Und wahrscheinlich wusste er dann, dass es nur ein Wort von ihm bedurfte, dass sie alle Pläne über den Haufen warf und gegen ihre eigenen Prinzipien verstieß. Sie würde sich auf alles einlassen, was William ihr vorschlug, wenn sie ihn jetzt ansah, konnte sie nicht mehr gehen. Langsam, aber schon längst nicht mehr schüchtern, drehte sie ihre Hand in seiner, so dass ihre Handflächen sich berührten und verschränkte ihre Finger in seinen. Ruhig und mit dem Moment zufrieden hörte sie seinem Geständnis und lachte leise, als er geendet hatte. „Das habe ich auch nicht anders erwartet, Professor“, sagte sie neckend und benutzte bewusst seinen Titel, während sie sanft mit ihrem Daumen über seine Handinnenfläche strich. „Dann kann ich dir wohl gestehen, dass du immer mein Lieblingslehrer warst. Weder hast du mir Angst gemacht, noch gedroht. Ich hab dir gern zugehört, wenn du versucht hast, die meisten Schüler mit deiner Begeisterung für dein Fach zu erreichen.“ Endlich traute Nora sich, ihn anzusehen und starrte für einen kurzen Augenblick auf seine leicht geöffneten Lippen. Wie sie wohl schmeckten?
Doch sie ließ den Moment verstreichen und suchte schließlich seinen Blick. „Ich möchte mich bei dir bedanken. Für … alles.!“ Ohne ihre Finger aus seiner großen Hand zu lösen, beugte sie sich zurück und fischte nach ihrem Beutel. Beim zweiten Mal erwischte sie ihn und zog ein kleines Samtsäckchen heraus. Sie war wirklich nicht groß, höchstens zwanzig Zentimeter hoch. Der angenehme Nebeneffekt war, dass sie nun so dicht neben William saß, dass sich ihre Schenkel berührten und Nora ihre Hand auf ihren Oberschenkel legte – nicht ohne Williams Finger loszulassen.
Etwas umständlich öffnete sie das Band, das das Säckchen zusammenhielt und ließ es achtlos neben sich auf den Steinboden fallen. „Ich habe es nicht extra eingepackt, weil …“ Die Begründung verschluckte sie, es schien ihr nicht mehr wichtig, außerdem war der Anblick ihres Geschenks einfach atemberaubend. Nora hielt eine Schachfigur zwischen den Fingern und achtete feinsäuberlich darauf, diese unter gar keinen Umständen loszulassen. Der Mond fiel direkt auf die Figur und ließ das auf Hochglanz polierte Holz anmutig leuchten.
„Der Läufer ist magisch verkleinert“, hauchte die Ravenclaw ergriffen. „Im Original ist die Figur etwa fünfzehn Zentimeter hoch.“ Sie hob ihre Hand und löste sich aus ihr, aber nur, um die Figur hineinzulegen und seine Finger um sie zu schließen. Dann umfasste sie seine Hand mit ihren. „Bitte“, sagte sie und sah ihn eindringlich an. Auch ihr Ton hatte einen ernsten Klang angenommen. „Diese Figur möchte ich dir schenken. Als Dank für all die vergangenen Stunden. Für dein Engagement. Dafür, dass du mich immer und immer wieder dazu ermuntert hast, weiterzumachen. Nimm sie, bitte. Und zeige sie niemandem. Sie ist unser Geheimnis. Pass auf dich auf, William.“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 23:15
Eleonoras Hand war samtig weich und warm, und William konnte sich nicht davon abhalten, mit seinem Daumen über ihren Handrücken zu streichen. Wenn er schon nicht haben konnte, was er begehrte, so wenigstens diese eine kleine Berührung. Nichts daran war anzüglich – man konnte es für eine völlig normale Geste unter Freunden halten, und er ging nicht davon aus, dass es für Eleonora etwas anderes war. Es war eine Sache, wenn man die Situation von seinem Standpunkt aus betrachtete, jedoch eine völlig andere, wenn er versuchte, sich in seine Schülerin hineinzuversetzen. Die Art aber, mit der die junge Frau über seine Handinnenfläche strich, ließ William stutzen, ohne dass er sich seine Verwirrung äußerlich anmerken ließ. Der Gedanke, dass dies in eine Richtung ging, die ganz eindeutig von der abwich, die er vermutet hatte, drängte sich ihm auf, und er musterte Eleonoras Gesicht intensiv, um zu erraten, was es damit auf sich hatte, als sie erneut zu sprechen begann. Dass er ihr Lieblingslehrer gewesen war, erfüllte ihn mit einer gewissen Genugtuung, die nicht daher rührte, dass er stolz auf seine eigene Leistung war. Viel eher hatte er dabei im Sinn, dass dies bedeutete, dass Eleonora ihn mochte – auf welche Art und Weise auch immer. Zwar war ihm durchaus bewusst gewesen, dass sie sich wohl kaum so oft mit ihm getroffen hätte, wenn sie ihm abgeneigt wäre, doch er mochte es nichtsdestotrotz, wenn sie es aussprach.
Sie hob den Kopf und er bemerkte, dass sie ihm nicht direkt in die Augen blickte, sondern – nein, das war Unsinn. Nun bildete er sich auch noch Dinge ein, die nicht waren. Nicht sein sollten. Bevor er jedoch einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, kündigte Eleonora an, dass sie etwas für ihn habe, und Neugierde stieg in ihm auf. Sie lehnte sich kurz zurück und fischte aus ihrem am Boden liegenden Beutel ein Samtsäckchen heraus, und als sie wieder aufrecht saß, war sie ihm so nah, dass ihre Oberschenkel sich berührten. William hatte ein seltsames Gefühl im Bauch, als Eleonora ihre Hand, ohne die seine loszulassen, auf ihren Oberschenkel legte, und auf einmal kam es ihm vor, als wäre sein Hals zu trocken, sodass er schlucken musste. Bemerkte sie denn nicht, welche Gefühle sie in ihm hervorrief? Dass ihre Nähe ihn keineswegs kaltließ und er sich beherrschen musste, nicht irgendetwas Unüberlegtes zu tun? Er lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Samtsäckchen, das Eleonora nun umständlich aufknotete und achtlos zu Boden fallen ließ, als sie dessen Inhalt hervorgeholt hatte. Überrascht blickte William hinab auf den Läufer, den sie zwischen den Fingern hielt, und bewunderte die glänzende Oberfläche der hölzernen Schachfigur. Enttäuscht stellte er fest, dass sie ihre Hand aus seiner gelöst hatte, doch im nächsten Moment legte sie ihm die Schachfigur auf die offene Handfläche und schloss ihre Hände darum. Die Worte, die diese Geste begleiteten, ließen William aufhorchen, und die glatte Oberfläche der Figur schmiegte sich an seine Haut. Er blickte Eleonora direkt in die Augen, denn ihr ernster Tonfall und die eindringliche Bitte, niemandem die Schachfigur zu zeigen, ließen Fragen in ihm aufkommen, auf die er keine Antwort fand. Insbesondere der letzte Satz verwirrte ihn, denn er hatte geklungen wie ein – Abschied. Ohne weiter darüber nachzudenken, umfasste William Eleonoras schmales Handgelenk, um sie davon abzuhalten, zu gehen. Seine Finger glitten über ihre weiche Haut, und er musste sich zusammennehmen, um sich nicht zu verraten. „Sie ist wunderschön“, sagte er, ohne seinen Blick von Eleonora zu lösen. „Doch weshalb soll ich sie niemandem zeigen?“
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Di 15 März 2011 - 23:40
Frustriert schloss sie die Augen und stöhnte leise auf. Merkte er denn nicht, dass sie nicht länger bleiben konnte? Gequält blickte sie auf seine Hände, die einer Geige so wundervolle Töne entlocken konnten, mal sanft und lieblich, dann wieder aufbrausend und reißerisch. Einmal hatte sie das Glück gehabt, ihn spielen zu hören, als er sich alleine wähnte. Fast hatte sie Angst um das Instrument gehabt, so sehr schien er sich in das Lied zu steigern, das so schnell und wild war, dass Nora tiefe Beklemmung gefühlt hatte. Ihr Atem ging flach und Nora glaubte, ihr Herz müsste so laut klopfen, dass selbst der Wildhüter davon wach wurde. Ja, sie hatte geglaubt, es kurz und schmerzlos machen zu können. Sie hatte ihm die Figur geben und danach sofort gehen wollen. Lange Abschiede waren noch nie ihre Stärke gewesen, meist endeten sie in Tränen, hässlichen Flecken auf der Wange und geändert hatten sie doch nichts. Aber offensichtlich hatte er ihre Absicht erraten und sie vereitelt, indem er ihr Handgelenk festhielt.
Nora holte tief Luft und schenkte ihm ein unechtes Lächeln. Sie wollte, dass er sie als eine fleißige und sympathische Schülerin in Erinnerung behielt – und nicht als ein kleines Etwas, das sich nach jeder Aufmerksamkeit und jedem Lob verzehrte, das kurz davor war, sich ihm an den Hals zu werfen. „Mach es mir nicht so schwer“, flüsterte sie und strich ihm mit der freien Hand über den Oberarm. „Wenn ich jetzt bleibe, weiß ich nicht, ob ich –“ Gerade noch rechtzeitig hielt sie inne und verschluckte ihren geheimsten Wunsch. „Ob ich morgen rechtzeitig aus dem Bett kommen kann. Ich muss doch packen und all die Bücher zurück in die Bibliothek bringen, die ich mir für die Prüfungen ausgeliehen habe.“
Nora fühlte, dass ihr Lächeln steif wirkte und schnell sah sie weh. Ihr Blick fiel auf die kleine Schachfigur. „Ja, das ist sie in der Tat. Aber sie birgt Geheimnisse, die längst vergessen sein sollten. Sie ist nicht das, für das du sie hältst.“ Wieder traf ihr Blick den seinen und in diesem Moment trat eine Reife in ihren Ausdruck, die selten bei siebzehnjährigen Mädchen anzutreffen war. Er fragte nach dem Grund, warum er sie verstecken solle … Nora trat sich selbst in den Hintern. Natürlich fragte er danach. Wie hatte sie annehmen können, er würde es einfach hinnehmen und sich über ein kleines Abschiedsgeschenk freuen? Konnte dieser Mann nicht einmal so reagieren, wie er es sollte? „Weil ich nicht weiß, ob du eine passende Erklärung hast, Will“, sagte sie schließlich nach einigem Zögern und in neckischem Ton. „Warum sollte dir eine Schülerin so ein wertvolles Abschiedgeschenk machen?“
Weil ihretwegen schon Menschen ihr Leben lassen mussten …
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Mi 16 März 2011 - 0:08
Es war nicht zu übersehen, dass Eleonora mit sich kämpfte. Sie schloss die Augen und ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen, doch schnell fing sie sich wieder und sah ihn mit einem Lächeln an, das so falsch wirkte wie der Gedanke, sie jetzt gehen zu lassen. Leise stieß William den Atem aus, den er angehalten hatte, als sie über seinen Oberarm strich, und die Worte, mit denen sie diese Geste begleitete, ließen erkennen, dass sie tatsächlich gehen wollte. Obwohl er das Gefühl hatte, dass sie etwas anderes hatte sagen wollen, und obwohl er wusste, dass es falsch war, sie davon abzuhalten, den Astronomieturm zu verlassen, brachte er es nicht über sich, den Griff um ihr Handgelenk zu lockern. Zu sehr zog sie ihn an, und er verdrängte jeden Gedanken, der ihn in diesem Moment gestört hätte – Gedanken an Isabella, Gedanken an seine auf dem Spiel stehende Position als Professor…
Gerade wollte William Eleonora verbal davon abhalten, sich nun von ihm zu verabschieden, als sie das Wort ergriff und auf seine Frage bezüglich der Schachfigur antwortete. Ein seltsamer Ausdruck trat in ihre Augen, als sie sprach. Eine Falte bildete sich zwischen Williams Augenbrauen, als sein Gesicht einen fragenden und zugleich skeptischen Ausdruck annahm. Was redete sie da? Eine Schachfigur, die längst vergessene Geheimnisse in sich trug? Wollte sie ihn auf den Arm nehmen? Dass sie jedoch gleich darauf einen neckischen Tonfall anschlug und scheinbar nach einer Ausrede suchte, verfestigte in William die Ahnung, dass es sich dabei nicht um einen Scherz oder eine nichtssagende Gruselgeschichte handelte. „Wenn ich richtig gehe in der Annahme, dass niemand in diesem Läufer mehr sehen wird als eine Holzfigur – was sehr wahrscheinlich ist in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten unserer Mitmenschen nicht einmal Schach spielen können –, erübrigt sich diese Frage.“ Er sprang von dem Sims hinunter und stellte sich hinter Eleonora. Nach kurzen Zögern trat er näher an sie heran, umfasste ihre Oberarme sanft, aber bestimmt, und sagte: „Weshalb verrätst du mir nicht, was es mit der Figur auf sich hat?“ Zwar hatte ihr Geschenk ihn bewegt und er wäre niemals auf den Gedanken gekommen, dass sie ein solches für ihn haben würde, doch würde er nicht hinnehmen, dass ihm etwas vorenthalten wurde – und er spürte, dass dem so war.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Mi 16 März 2011 - 0:58
„Es ist ein altes Familiengeheimnis.“ Ihre Stimme glich dem Flüstern des Windes einer kalten Novembernacht. „Dazu muss ich weiter ausholen. Es ist keine schöne Geschichte.“ Nora seufzte abermals und wachte aus ihrer Erstarrung, die sie befallen hatte, sobald er hinter sie getreten war. Suchend sah sie sich um und wählte eine hintere Ecke der Plattform. „Komm mit“, forderte sie William auf und zog ihren Morgenmantel enger um sich. Es schien, als hätte sich die Außentemperatur dazu entschlossen, passend zur Geschichte ein paar Grad kälter zu werden. Entschieden zog sie ihren Arithmantikprofessor mit in eine Ecke, hockte sich hin und wartete, bis er neben ihr Platz genommen hatte. Hier war es weitaus windgeschützter und sie liefen nicht Gefahr, vom Sims herabzufallen, über fünfzig Meter in die Tiefe.
Wie selbstverständlich schienen ihr die Berührungen, nachdem sie einmal damit angefangen hatten. All die Monate zuvor, in der sie es beide vermieden hatten, waren Vergangenheit. Jetzt zählte der Augenblick und der fühlte sich gut an. Nora kuschelte sich enger in ihren Morgenmantel, streckte die Hand aus und nahm ihm die Figur aus der Hand. Das Mondlicht fiel wieder auf sie und ließ sie bedeutsam funkeln.
„Der Läufer“, begann die junge Ravenclaw. „Einfach nur eine Figur, deren Züge eingeschränkt sind. Sie müssen auf ein und derselben Farbe bleiben. Dieser Läufer stammt aus einem Spiel, das so alt sein soll wie die Zeit. Es gehörte einst Karl dem Großen. Er lebte im achten Jahrhundert und stammt aus dem Geschlecht der Karolinger. Ob ihm Magie zugesprochen wird, weiß ich nicht. Aber das ist irrelevant, die Magie des Schachspiels reicht so weit, dass niemand sie wirklich einzuschätzen vermag.“
Tief versunken war sie in ihre Erzählung und merkte nicht, wie der Wind an ihren Haaren spielte. Sie fuhr liebevoll mit den Fingern über die Figur, so, als wäre sie aus Glas. „Als Karl zum Kaiser gekrönt wurde, soll er ein Schachspiel als Geschenk bekommen haben. Harun al-Raschid war ein einflussreicher und mächtiger Herrscher des Morgenlands. Um seine Freundschaft zum deutschen Reich zu demonstrieren, machte er Karl ein wertvolles Geschenk. Ein Schachspiel. Es gilt seit jeher als Sport der Denker und Herrscher. Das Spiel war wertvoll, ich sprach von einer Magie, die ihm zugesprochen wird.“
Sie lächelte William kurz zu. „Angeblich soll das Spiel die Formel der Unsterblichkeit in sich haben. Wer alle Figuren auf dem Brett vereinen kann, sei für immer unsterblich. Nichts und niemand kann ihn besiegen, nicht einmal der Tod. Du kannst dir vorstellen, dass große Herrscher versucht haben, Karl das Spiel abzukaufen, oder in einem Spiel zu gewinnen. Doch das Spiel lässt sich nicht austricksen, es lebt und ernährt sich durch die Kraft seines Besitzers. Karl konnte nicht mehr aufhören zu spielen. Er suchte im ganzen Land Gegner und nicht ein Spiel verlor er. Er wurde krank, weil er seine ganze Kraft ins Schachspiel steckte.“
Ein Frösteln erfasste sie und Nora lehnte ihren Kopf an Williams Schulter. „Doch eines Tages, als die Tage des Kaisers schon gezählt waren, kam ein alter Mann, der als der Weiseste aller Weisen galt und forderte den mächtigen Kaiser heraus. Karl, der ungeheuren Reichtum besaß, spottete über den zerlumpt aussehenden Mann, der es allen ernstes wagte, ihn, den erfolgreichsten Kaiser aller Zeiten herauszufordern. Er wolle dem alten Mann jeden Wunsch erfüllen, sei er noch so ausgefallen, denn er, Karl sei reich genug, alle Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen.
Während sie sprach, nahm sie wieder seine Hand und liebkoste sie mit ihren Fingern. Sie merkte nicht, was sie tat, so tief steckte sie in der Erinnerung an das fest, was ihr Großvater ihr einst erzählt hatte. „Doch der Weise ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erkannte, dass die dunkle Macht der Gier aus dem Kaiser sprach, und dass das Spiel daran Schuld war. Er bat um ein einziges Reiskorn, das er auf das erste Feld des Bretts legte. Auf dem zweiten Feld wolle er zwei, auf dem dritten vier Reiskörner, auf dem vierten acht und so weiter. Wenn er den König besiegte, wolle er die Summe der Reiskörner haben, die herauskam, wenn man auf jedes Feld doppelt so viele Körner legte, wie auf das zuvor."
Ihre Finger zogen Kreise auf seiner Handfläche, verschränkten sich mit seinen schönen, langen Fingern, ertasteten das kräftige Handgelenk. „Doch bei dem Weisen handelte es sich um Sher Khan. Er kannte das Brett, denn es war seine Erfindung, seine Magie steckte in dem Spiel und er wusste, um die Schwachstel-len. So war es kein Wunder, dass er Karl den Großen besiegte. Und als er seine Belohnung, die Reiskör-ner, einforderte, musste der Kaiser feststellen, dass er nicht genug Reiskörner hatte. Im gesamten König-reich nicht. Nirgendwo auf der ganzen Welt. Ich habe die Zahl auswendig lernen müssen und sie mir als Kind nie merken können, aber es hatte mich beeindruckt. Der König schuldete Sher Khan unglaubliche 18.446.744.073.709.551.615 Reiskörner.
Nora fühlte sich wohl. Ja, sie hatte so früh gehen wollen, um den Abschied nicht noch schwerer zu machen, doch jetzt, als sie beieinander saßen, und sie ihm die alte Familienlegende erzählte, wünschte sie, die Nacht würde niemals aufhören. Es war so einfach, für kurze Zeit all die Umstände zu vergessen – Hogwarts, Isabella, ihre Eltern. Bei William musste sie sich nicht verstellen, sie konnte sein, wie sie war und nahm sie genauso. Es war ein süchtig machendes Gefühl.
„Karl war verzweifelt und bat Sher Khan, ihn von der Wette zu erlösen und das teuflische Spiel mitzunehmen. Sher Khan war einverstanden, denn er wusste um das Geheimnis und er wusste, dass jeder, der das Spiel im Ganzen besaß, wahnsinnig wurde.“ Als sie geendet hatte, ließ sie die Geschichte ausklingen. „Es gibt in der Tat genug Menschen, die diesen Mist glauben“, lachte sie leise. „Und dieser Läufer soll Teil des Spiels sein.“
Von unten sah sie zu ihm herab, die Finger mit seinen verschlungen, ihre Beine angewinkelt an seine gelehnt. „Und deswegen solltest du gut auf die Figur aufpassen. Das Spiel habe ich zu meiner Volljährigkeit von meinem Großvater geschenkt bekommen. Mit ihm verbinde ich schöne Erinnerungen. Ich möchte dir die Figur schenken, als Erinnerung. Vielleicht wirst du sie mir irgendwann zurückgeben, wenn ich für dich da wahr?“
Nein, es sollte kein Abschied für immer sein. Sie nahm sich fest vor, ihn in einigen Jahren zu besuchen, auch wenn der Anblick von einer glücklichen Familie mit Sicherheit schmerzen würde. Aber sie wollte und konnte nicht für immer Lebewohl sagen. Aber für eine sehr lange Zeit.
Anmerkung: Ich nehme mir gerade die künstlerische Freiheit, mehrere Legenden miteinander zu verweben. Einen netten Gruß an KN
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Mi 16 März 2011 - 12:19
Als Eleonora sich von dem Sims erhob, befürchtete William schon, sie wolle einen erneuten Versuch wagen, sich von ihm zu verabschieden, doch stattdessen zog sie ihn in eine mehr oder minder windgeschützte Ecke der Plattform. Die Temperatur war merklich gesunken, und als Frau war es Eleonora wahrscheinlich in die Kinderwiege gelegt worden, bei dem leisesten Anflug von Kälte zu frösteln. Schmunzelnd setzte William sich neben die junge Hexe, und sobald er seinen aufmerksamen Blick auf sie gerichtet hatte, entzog sie ihm die Schachfigur, die er noch immer in der Hand gehalten hatte. Die Art, wie sie den Läufer ins Mondlicht hielt, um seine Schönheit ein weiteres Mal hervorzuheben, läutete ihre Geschichte ein. Direkt bemerkte William, dass sie ein ausgeprägtes Erzähltalent besaß, und während er ihren Worten lauschte, ruhte sein Blick weiterhin auf ihrem Gesicht. Ein leichter Wind kam auf, spielte mit Eleonoras Haaren und ließ ihn ein weiteres Mal bemerken, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte.
Als sie davon berichtete, dass das Schachspiel den Besitzer unsterblich machen sollte, zog William die Augenbrauen hoch und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er machte nicht den Fehler, sich über Legenden zu mokieren, denn, aufgewachsen in der Welt der Zauberer, wusste er sehr genau, dass an vielen dieser von den Muggeln als Ammenmärchen abgestempelten Erzählungen mehr dran war, als man glauben mochte. Nichts war unmöglich, und William glaubte Eleonora, wenn diese sagte, dass es sich um ein altes Familiengeheimnis handelte. Umso gebannter hörte er ihr zu, und als erneut eine feine Brise um sie herumstrich, lehnte die Ravenclaw schaudernd ihren Kopf gegen seine Schulter.
Sie fuhr fort, doch Williams Konzentration ließ nach, als sie seine Hand nahm und begann, mit ihren Fingern Kreise auf seiner Handinnenfläche zu ziehen. Abwesend nahm er die Legende wahr, die besagte, dass der Weise den Kaiser hereinlegte und die ihm entfernt bekannt vorkam, obwohl er sich nicht erinnern konnte, wo er sie schon einmal gehört hatte. Doch das war nicht wichtig. Wichtig war Eleonora und dass sie neben ihm saß. Dass sie so nah neben ihm saß und ihm dadurch Gedankengänge aufzwang, die ihn ohne Umschweife seinen Lehrerposten gekostet hätten. Es war ihr letztes Treffen. Die letzte gemeinsame Vollmondnacht auf unbestimmte Zeit – vielleicht für immer. Wenn er jetzt zögerte, war die Chance vertan. Sie waren allein, in einigen Tagen war Eleonora auf und davon – nur sie beide würden diese Erinnerung teilen, niemand würde jemals etwas davon erfahren. Davon abgesehen war er im Grunde nicht mehr ihr Lehrer. Sie war volljährig, sie hatte ihren Abschluss bereits in der Tasche… Er würde sie nie mehr in Arithmantik unterrichten. Sie waren Gleichgestellte, keine Positionen trennten sie. Es gab kein Arbeitsverhältnis mehr, denn dieses war beendet. Er würde es später bereuen, wenn er nun nicht das tat, wonach es ihn verlangte.
Eleonora schien jegliche Scheu, jegliche Zurückhaltung verloren zu haben. William spürte, dass sie die Berührungen für ebenso richtig hielt wie er selbst, und dieser Gedanke und der Blick, den seine ehemalige Schülerin ihm gleich darauf zuwarf, waren es, die seine letzten Zweifel beseitigten. „Ich werde sie immer bei mir tragen“, erwiderte er mit einem Lächeln, und fügte nach einem Moment des Schweigens hinzu: „Ich habe leider nichts, das ich dir schenken kann, aber eine kleine Erinnerung sollst auch du haben.“ Er lachte leise, dann kniete er sich neben Eleonora, um sie besser ansehen zu können, und umfasste ihr Gesicht vorsichtig mit seinen Händen. Jetzt oder nie. Es gibt kein Zurück. Er blickte in ihre blaugrauen Augen, die ihm schon so häufig verraten hatten, was sie dachte; die aufleuchteten, sobald etwas sie begeisterte; die in ihm den Wunsch weckten, ihr nah zu sein. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und es geschah nicht zum ersten Mal, dass er sich fragte, wie es sich anfühlte, sie zu küssen. Tu es. Ohne zuzulassen, dass erneute Zweifel ihn befielen, beugte er sich zu der jungen Frau herab, hielt kurz inne, wie um ihre Zustimmung einzuholen, und als er sicher war, dass sie ihn nicht abweisen würde, küsste er sie. Und in dem Moment, als sich ihre Lippen berührten, wusste er, dass es richtig war.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Mi 16 März 2011 - 13:39
Wie oft hatte sie sich diesen Moment schon erträumt? Einmal war es romantisch, im nächsten Traum küsste William sie fordern, dann aggressiv und letztendlich wieder so wundervoll sanft, wie die Berührung eines Schmetterlings.
Doch jetzt, als die Realität sie einholte, sie zurückholte aus dem Land der Geschichten; jetzt, als er ihr Gesicht zwischen seine Hände nahm und sie voller Zärtlichkeit und Sehnsucht ansah, waren alle Träume vergessen und die Fantasien verdrängt. Für sie zählte nur der Augenblick, die Wärme seiner Hände, der große Moment, den sie so herbeigesehnt und trotz allem so gefürchtet hatte.
Gefürchtet? Sie hatte Angst. Nicht vor ihm, denn William würde ihr niemals etwas antun - sie hatte Angst, sich wie ein kleines Mädchen anzustellen, ihn mit nassen Küssen abzuschrecken und durch Unwissenheit zu glänzen. Natürlich war sie schon geküsst worden! Doch meist irgendwo flüchtig in einem Gang, oder abends durchaus ausführlicher bei einem Spaziergang am See. Aber ihr Gegenüber war jedes Mal ein Junge ihres Alters gewesen. Sie war stürmisch geküsst worden, nass, schmerzend und auch wie ein toter Fisch. Wie sollte sie da denn Ansprüchen eines erwachsenen Manns genügen, wenn es ihr an Erfahrung mit richtigen Küssen mangelte?
Während ihrer Erzählung hatte er sie nicht unterbrochen und sie mit der Figur, später auch mit seiner Hand spielen lassen. Sie errötete, als sie an ihr aufdringliches Verhalten dachte, doch offensichtlich empfand er es nicht als lästig. Im Gegenteil, er schien es sogar sehr anregend gefunden zu haben – zumindest glaubte sie das, denn warum sollte er sie sonst küssen wollen?
Der Kuss! Alles zog sich in Nora zusammen und ganz besonders ihr Bauch kribbelte so stark, dass sie meinte, zerspringen zu müssen. Es war so schön. Besser als in jeder Fantasie, besser als in ihren Träumen.
Sie kam nicht dazu, irgendetwas auf seine Bemerkung, er habe kein Geschenk für sie, zu antworten. Es war auch nicht wichtig. Sie hatte ihm die Figur ja nicht gegeben, weil sie etwas im Gegenzug erwartete, sondern weil sie ihm eine Freude machen wollte. Ihm etwas mitgeben wollte, das ihn an sie erinnerte. Ursprünglich sollte es ihn an eine Schülerin erinnern, die gern von ihm unterrichtet worden war und viel bei ihm gelernt hatte. Jetzt sollte er an Eleonora denken, das Mädchen, mit dem er so viele Abende verbracht hatte. Und die er küsste!
Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, zögerte William und Nora hätte am liebsten aufgestöhnt. Sie liebte seine rücksichtvolle Art, aber im Moment hätte sie absolut nichts dagegen gehabt, wenn er regelrecht über sie hergefallen wäre. Wobei, im Prinzip war es ihr egal, wie er sie küsste, wichtig war, dass er es endlich tat.
Er tat es.
Nora hatte kaum bemerkt, dass William sich neben sie hockte, zu sehr war sie damit beschäftigt, ihre aufkeimende Nervosität zu unterdrücken, doch jetzt, als er seine Lippen vorsichtig auf ihre legte, war jede Unsicherheit wie weggewischt. Es gab nur noch sie beide. Kein Hogwarts. Kein Turm. Kein Wind. Gar nichts. Nur William Goldfeather und Eleonora Bennet!
Ihr Puls raste und ihr Atem ging flach, doch Nora bemerkte davon nichts, sie spürte dieses wundervolle Gefühl, dass sich rasend schnell in ihrem ganzen Körper ausbreitete und fühlte einen regelrechten Adrenalinkick, der irgendwo in ihrem Herz endete und explodierte.
Wenn es einen passenden Moment zu sterben gab, dann den!
Unendlich sanft teilte er ihre Lippen und erforschte mit seiner Zungenspitze jeden noch so kleinen Winkel. Nora erschauderte, als sich ihre Haut mit einer wohligen Gänsehaut überzog und hob ihrerseits ihre Hände. Sie legte eine auf seine markante Hand an ihrer Wange, mit der anderen fuhr sie mit federleichter Berührung über seine Oberarme, die Schulter bis hin zu seinem Nacken und krallte sich dort fest, sie hielt sich an ihm fest.
Mutig geworden, öffnete sie ihre Lippen und ließ ihn ein. Sie suchte seine Zunge mit ihrer und erforschte jeden Millimeter. Ohne es zu merken, ging Nora ebenfalls auf die Knie und drängte sich enger an ihn. Sie reagierte schon lange nicht mehr bewusst, sondern handelte nur noch instinktiv. Zu schön waren die Empfindungen, die er ihr schenkte, und Nora hatte keiner Kontrolle mehr über sich. Aber das wollte sie auch nicht. Sie vertraute ihm bedingungslos. Sie ließ sich fallen und ihm die Führung.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Mi 16 März 2011 - 17:37
Eleonoras Lippen waren weich und als er sie mit seinen umschloss, versank die Welt um ihn herum in Schatten. Das Einzige, was blieb, war Eleonora – näher, als sie ihm jemals gewesen war, so nah, zu nah. Übermächtig keimte das Verlangen, das er so lange unterdrückt hatte, in ihm auf und machte es ihm unmöglich, sich zurückzuziehen. Und das wollte er auch gar nicht. Er wollte sie, ganz gleich, was davor gewesen war und was danach kommen würde – es gab nur diesen einen Moment, der seine Fantasien noch um ein Vielfaches überbot und ihm umso eindringlicher zeigte, dass er es für den Rest seines Lebens bereut hätte, hätte er sie nicht geküsst. So oft schon hatte er sich vorgestellt, ihr auf diese Art nah zu sein, doch diese Vorstellungen waren nichts gegen die Realität, die sich nun vor ihm auftat und doch so weit entfernt schien.
Es kostete William Mühe, sich nicht allzu deutlich anmerken zu lassen, wie schwer es ihm fiel, sich zurückzuhalten, und glaubte, die Beherrschung zu verlieren, als sich ihre Zungenspitzen schließlich berührten. Er spürte Eleonoras flachen Atem und ihre Hand, die sich in seinen Nacken krallte; ihren Körper, der sich gegen den seinen drängte. Sie wollte es ebenso sehr wie er selbst, und fast hätte er auch den letzten Rest Besonnenheit über Bord geworfen. Doch er konnte nicht anders, als seine Hände von ihrem Gesicht zu lösen und sie noch näher zu sich heranzuziehen, und sein Kuss wurde fordernder, drängender. Seine Hände glitten an ihrem Rücken herab, umfassten ihre Taille, und der Morgenmantel und das dünne Nachthemd, das sie darunter trug, hinderten ihn nicht daran, die femininen Formen ihres Körpers wahrzunehmen. Er wünschte sich, ihre Haut berühren zu können, die junge Frau vor sich ganz für sich zu haben. Er wollte mehr, viel mehr. Zu viel.
Gleichzeitig jedoch konnte er nicht von ihr ablassen, spürte die schier unermessliche Intensität ihrer Anwesenheit, ihrer Nähe, ihrer Berührungen, und wusste, dass die Grenze bereits überschritten gewesen war, als er zu diesem letzten Treffen aufgebrochen war. Es hatte so kommen müssen. Doch was danach kam, stand in den Sternen.
William versuchte, sich zu mäßigen, Eleonora nicht mehr ganz so zu bedrängen, denn er fürchtete, dass er etwas Unüberlegtes tun würde, wenn er sich nun nicht bremste. Nie hatten sie über ihr Liebesleben geredet, und so wusste er nicht, wie weit er gehen sollte, konnte, durfte. Sie hatte einen Freund – doch war sie bereits so mit ihm zusammen gewesen? Der Gedanke, dass sie sich ihm hingegeben haben könnte, durchzuckte ihn schmerzhaft, und sein Kuss wurde wieder stürmischer, seine Berührungen sehnsüchtiger. Noch nie hatte er die Anwesenheit eines anderen Mannes in Eleonoras Leben als so störend empfunden wie in diesem Moment, noch nie wollte er sie so wenig teilen. Langsam wanderten seine Hände in ihren Nacken, schoben sich unter den Stoff des Morgenmantels und berührten ihre warme Haut, doch gleich darauf wusste er, dass er damit einen Fehler begangen hatte, denn statt sein Verlangen zu befriedigen, entfachte diese Berührung es nur umso mehr…
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Mi 16 März 2011 - 18:33
Diese Situation war so dermaßen unreal, dass Nora versucht war, sich selbst zu kneifen. Bestimmt wachte sie dann auf und stellte fest, dass sie nur träumte - auch wenn es ein wunderschöner Traum war. Und eigentlich wollte sie gar nicht aufwachen. Nur irgendwann klingelte der Wecker von Julia und dann hieß es, Lebewohl zu sagen. Doch die Empfindungen, die so tief in ihr verborgen waren und nun mit ganzer Macht urplötzlich entfesselt wurden, fühlten sich nicht wirklich nach einem Traum an. Zu real war die Sehnsucht nach mehr. Zu deutlich fühlte sich der Männerkörper unter ihren Händen an. Zu schmerzhaft süß war das Verlangen, dass in ihr brodelte. Noch nie zuvor hatte sie Derartiges erlebt - Händchenhalten, Fummeln, ein wenig Küssen. Nach diesem Erlebnis kannte sie den Unterschied zwischen unschuldiger Teenyknutscherei und purer Leidenschaft. Nora war froh darum. Es war so viel besser, als sie jemals hätte vorstellen können und trotzdem wurde ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Es hätte bei den heimlichen Treffen bleiben sollen. Das war etwas gewesen, was ihr unheimlich viel gebracht und ihr gleichzeitig unglaublich gut getan hatte. Nach jedem Treffen war sie mit einem seligen Grinsen ins Bett gefallen und hatte sich die Zukunft in den schönsten Farben ausgemalt. Die Schwärmerei für ihren Lehrer war etwas gewesen, das ihr ganz allein gehörte, was ihr niemand wegnehmen konnte. In ihrer Fantasie hatte sie die Welt so malen können, wie sie wollte, wie es ihr gut tat. Doch jetzt war die Zeit der Träume vorbei. Sie wusste nun, wie es sich anfühlte, von William in den Arm genommen und geküsst zu werden. Sie konnte ihre Illusionen nicht länger aufrecht erhalten. Nie wieder würde sie von etwas anderem zehren können, als von diesem Kuss.
Es war absolut unglaublich. Ihr Körper drohte zu zerspringen, ihre Wahrnehmung zu bersten, sie selbst wollte nicht, dass es jemals aufhörte. Seine Hände schienen überall zu sein und Sinne zu berühren, von denen sie nicht geglaubt hatte, dass sie sie besaß. Es war, als würde er sie an den Händen nehmen und sich mit ihr zusammen im Kreise drehen, immer schneller und schneller. Irgendwann würde er sie nicht mehr halten können und loslassen müssen. Doch Nora wusste ganz einfach, dass es nicht zu einem schmerzhaften Aufprall kommen würde. Bevor ihr etwas geschah, fing er sie wieder auf. Deswegen liebte sie ihn ja. Und doch konnte sie sich nicht mehr kontrollieren. Ihre Hände, ihre Beine, alles versagte den Gehorsam und schien ein Eigenleben zu entwickeln. Je mehr Nora sich befahl, aufzuhören, weil es einfach nicht gut enden konnte, desto weniger gehorchte ihr auch nur irgendetwas. Sie registrierte, wie sie die Arme um den ihr so vertrauten Mann legte, sie erfasste auch, dass sie ihren Körper so dicht es ging an ihn drängte. Aber sie konnte schon lange nicht mehr klar denken.
Nora spürte, dass etwas in William vor ging. Sein Kuss wurde fordernder und verlor die Zärtlichkeit des Anfangs. Hier ging es nicht mehr nur um die Erfüllung tief verborgener Sehnsüchte, hier ging es um die pure Befriedigung ureigener Bedürfnisse. Seine Hände erforschten ihren Körper auf eine Art und Weise, die klar machte, dass Nora nicht länger als ein Mädchen galt. Die Berührungen hatten ihren Schutz und ihre Hilfe verloren. William macht deutlich klar, wie sein Verlangen aussah und was er wollte. Ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle und die junge Frau zog sich für einen Moment zurück, um tief Luft zu holen, um ihr Herz, das wie wild schlug, zu beruhigen – doch das Herz ließ es nicht zu. Es wollte sich nicht beruhigen, es wollte mehr, es wollte alles. Ihr Herz war die Ursache dafür, dass sie ihrerseits mit ihren Händen über seine breiten Schultern fuhr, sie liebkoste wie ein kostbares Geschenk, und unter sein Jackett schlüpfte. Sie wollte ihm so nah wie nur möglich sein.
Williams kalte Hände auf ihrer nackten, heißen Haut zu spüren, waren ein regelrechter Schock. Nora riss sich ein Stück von ihm los, keuchte leise auf und presste ihre Stirn an seine Halsbeuge. Die Stellen, die von ihm berührt wurden, schienen in Flammen zu stehen. Sie selbst stand in Flammen. Ein Fieber schien sie zu ergreifen, gegen das nur eins wirkte – mehr, alles! Sie hatte das Bedürfnis, in ihn zu kriechen, so sehr verlangte es sie nach seinen Berührungen. Die lange Kette mit dem Kreuzanhänger, die er so gerne trug, drückte sich an ihren Bauchnabel. Das kalte Leder einer kurzen Kette brannte sich in ihr Kinn ein. Nora biss sich im Stoff seines Jacketts fest, um nicht laut aufzuschreien. Ihr ganzer Körper zitterte vor unterdrücktem Verlangen und schrie förmlich danach, von ihm erforscht, benutzt und geliebt zu werden. Tränen traten in die Augen der unerfahrenen, junge Frau. Tränen, die von der inneren Zerrissenheit zeugten, die sie so tief in sich spürte. Einerseits das Verlangen, sich ihm hinzugeben. Das Wissen, dass dies die einzige Gelegenheit war, die sich ihnen beiden bot. Die geradezu schmerzende Sehnsucht erfüllen, die so verzweifelt nach ihm rief. Und doch war andererseits die Erkenntnis, dass dies alles ein Fehler war. Nicht, weil es sich als unangenehm herausstellte, oder weil sie er ihr Lehrer war oder verheiratet. Das alles waren Argumente für ein sofortiges Aufhören. Aber es waren keine Gründe, nun wirklich alles abzubrechen und zu gehen.
Es war ein Fehler, weil sie die verbotene Frucht gekostet hatte und wusste, wie sich das Paradies anfühlte, das sie nie würde betreten können. Es war ein Fehler, weil sie erkannte, was sie niemals würde haben können. War es vorher ein Traum gewesen, dessen Vergeblichkeit sie akzeptiert hatte, so hatte sich der Traum jetzt erfüllt und sie würde sich nicht mehr mit weniger begnügen können. Und obwohl die Erkenntnis sie traf wie ein Blitz, Nora konnte nicht aufhören. Es war zu spät. Sie wusste jetzt, wie es war, William nah zu sein. Und sie musste den Preis akzeptieren – unerfüllte Sehnsucht, ungeteilte Liebe, schmerzendes Begehren. Nora hatte nicht gewusst, wie hoch der Preis war, und doch würde sie ihn jederzeit wieder zahlen – für einen Augenblick in seinen Armen.
Ihre Lippen fanden den Weg zurück zu seinem Mund und ihre Zunge erkundete forsch jeden Winkel. Ihre Hände streichelten über das weiße Hemd und berührten seinen flachen Bauch, die schmalen Hüften und verhakten sich schließlich in seinem Hosenbund. Es war zu spät, um aufzuhören.
Gast Gast
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Mi 16 März 2011 - 22:32
Als Eleonora sich stöhnend etwas von ihm löste, erwartete er, dass sie dem, was gerade zwischen ihnen vorging, ein Ende setzen wollte, und rügte sich für seine Aufdringlichkeit, seine Unkontrolliertheit, mit der er sie nun verschreckt hatte. Er wollte nicht, dass sie sich entfernte, wollte, dass sie ihm weiterhin nah war, und er sträubte sich dagegen, dass es nun zu Ende gehen sollte. Doch er hatte sich getäuscht, denn nachdem sie liebevoll und verlangend zugleich seine Schultern gestreichelt hatte, schob sie die Hände unter das dünne Jackett, das er trug. Überrascht sog er die Luft ein, spürte ihre Berührung über seinem Hemd und musste fassungslos einsehen, dass ihr nicht daran lag, sich zurückzuziehen – dass sie es viel eher darauf anlegte, die Situation zu reizen, herauszufordern. Er zweifelte daran, dass ihr bewusst war, was dies bedeutete; dass er ein Mann und kein Junge war und völlig anders mit Frauen umging, als er es noch vor zehn Jahren getan hatte – und dass sie für ihn das war: eine Frau. Hätte er sie als Mädchen empfunden, wäre er niemals auf die Idee gekommen, sich ihr anzunähern. Zu sehr hätten seine Prinzipien dagegen appelliert. Doch Eleonora war zwar jung, besaß aber eine Reife, die die einer Siebzehnjährigen überstieg.
Hatte William noch Hoffnungen gehegt, dass Eleonora bewusst werden würde, dass sie sich auf einer Gratwanderung befanden und er nicht von ihr ablassen würde, wenn sie das Ganze nicht von sich aus beendete, so verpufften diese zu lauen Rauchwölkchen, als sie sich auf seine Berührung hin ein Stück von ihm losriss und ihre Stirn keuchend gegen seine Halsbeuge presste. Er selbst stöhnte leise auf, als er ihre Lippen auf seiner Haut spürte, und ein leichter Schauer lief ihm den Rücken hinab. Seine Hände wanderten wie von selbst zu dem Knoten, mit dem ihr Morgenmantel verschlossen war. Er spürte ihre Anspannung und das Zittern, das ihren Körper durchlief, und hielt inne. Beherrsche dich! Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, und dessen Duft berauschte ihn wie eine starke Droge, auf die er nicht verzichten konnte. Als er wahrnahm, dass Eleonora sich in dem Stoff seines Jacketts festgebissen hatte, hob er den Kopf und schaute auf ihre braune Haarmähne herab, und ohne, dass er es merkte, befielen ihn leise, aber tiefe Zweifel. War er zu weit gegangen? Hatte er sie verstört mit dem, was er tat? Die plötzliche Veränderung in dem Verhalten der jungen Frau erschrak ihn, brachte ihn wieder mehr zu Bewusstsein, und so unternahm er den unendlich schweren Versuch, sich von ihr zu lösen. Doch schon trafen sich ihre Lippen wieder, und Williams Widerstand brach zusammen, als Eleonora sich mit einer Heftigkeit an ihn drängte, die er ihr nicht zugetraut hätte. Er erwiderte ihren Kuss, umschlang sie mit seinen Armen und bildete so einen schützenden Käfig um sie, dem sie nicht entkommen konnte. Zu stark begehrte er sie, zu sehr spürte er ihre eigene Erregtheit.
Eleonoras Hände strichen über seinen Körper und entlockten ihm dabei immer wieder ein leises Stöhnen, ohne dass seine Lippen sich von den ihren lösten, und als sie die Finger in seinem Hosenbund verhakte, löste er sich leicht von ihr, nur um gleich darauf den Morgenmantel von ihren Schultern zu schieben und ihre Haut mit Küssen zu bedecken. Seine Lippen wanderten an der Seite ihres Halses entlang und er sog den Duft ihrer Haut ein, um ihn für immer in seiner Erinnerung zu speichern.
Er hatte geglaubt, die Grenze sei bereits überschritten, doch schmerzlich wurde ihm bewusst, dass es noch immer in seiner Hand lag, über den weiteren Verlauf dieser Nacht zu entscheiden. Nichts wünschte er sich in diesem Moment mehr, als der jungen Frau in seinen Armen so nah zu sein wie nur irgend möglich, doch gleichzeitig war ihm klar, dass er ihr mit dieser Art von Nähe bloß Kummer bereiten würde. Er spürte, dass das, was sie gerade erlebten, etwas Neues für sie war, und dass sie sich ihm hingeben würde, wenn er weitermachte. Doch tief in seinem Innern wusste er, dass er ihr diese Erfahrung, die man normalerweise mit einem festen Partner machte, nicht nehmen wollte. Er konnte ihr keine Zukunft bieten, nichts Festes, nichts Ernstes, und er sah Isabella vor sich, mit der er verheiratet war; Isabella, die ihm einen solchen Seitensprung nicht verzeihen würde – Bevor er den Gedanken zu Ende denken konnte, übertrumpften die Gefühle seinen Verstand ein weiteres Mal, und seine Lippen wanderten zu Eleonoras Ohr. Er zögerte einen Moment, besann sich, verzog das Gesicht zu einer angespannten Maske und sagte leise: „Wirf dich nicht für mich weg.“ Seinen Worten zum Trotz lag eine Sehnsucht in seiner Stimme, die er nicht verdrängen konnte, ein Widerwillen, der nur allzu deutlich zeigte, wie schwer es ihm fiel, seine eigenen, in diesem Moment so präsenten, so starken Bedürfnisse zu übergehen und das zu tun, was richtig war: Sie daran zu erinnern, dass eine Beziehung unmöglich war und dass sie ihre Unberührtheit nicht dem Falschen opfern sollte.
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Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Do 17 März 2011 - 7:43
Es übertraf wirklich alles, was sie sich jemals vorgestellt hatte. Nora war glücklich - so schön war das alles. Sie konnte noch immer kaum begreifen, dass es sich nicht um einen Traum handelte, sondern dass sie wirklich und wahrhaftig in den Armen des Mannes lag, für den sie seit fast zwei Jahren schwärmte. Und heute würde endlich das in Erfüllung gehen, was sie sich seit so langer Zeit ersehnte. Sie spürte das Beben seines Körpers an ihrem und klammerte sich an William fest. Er war wie ein Sog, der sie wegzureißen drohte und dem sie nur entkommen konnte, indem sie sich festhielt. Was war naheliegender als der Körper, der ihr so unglaubliche Lust bescherte? Der ihr mit einer Zärtlichkeit begegnete, die sie so noch nie kennengelernt hatte. Der ein Feuer in ihr entfachte, dessen sie nicht mehr Herr werden konnte – und auch wollte?
Sein Stöhnen ging nahtlos in ihrem über und Nora kam nicht umhin zu bemerken, wie gut sie zueinander passten und wie sehr sie einander ergänzten. Es war, als wären ihre Körper füreinander geschaffen worden, als hätte eine ganz eigene Macht dafür gesorgt, dass sie zusammenfanden. Für einen kurzen Augenblick hatte sie gespürt, dass sie das alles hier beenden sollte, denn William war mit Sicherheit Dinge gewohnt, sie sie völlig überrennen würden, die sie nicht würde erfüllen können, weil ihr die Reife und die Erfahrung von rund zehn Jahren fehlten. Sie erfasste für einen kleinen Moment die Konsequenzen aus ihrer leidenschaftlichen Begegnung, aber sie war nicht mehr fähig, klar zu denken. Nora fühlte, handelte, reagierte. Sie hatte sich fallengelassen und ihm die Kontrolle übergeben. Es fühlte sich gut an.
Als er schließlich mit seinen Händen unter den Stoff ihres Morgenmantels fuhr, erschauderte sie vor Lust und Begehren. Diese Hände, die seiner Geige die schönsten Töne entlocken konnten, waren, entgegen ihrer Annahme, weich und frei von Schwielen. Es waren Hände, die höchste Freuden bereiten konnten, die schönste Lust und die tiefste Sehnsucht. Nora konnte nicht anders, selbst wenn sie es gewollt hätte, sie gab sich ihm hin. Doch die Frage nach Wollen und Nicht-wollen stellte sich nicht mehr. Für sie war der Zeitpunkt, noch aufhören zu können, bereits vollständig überschritten, nur eines konnte ihr jetzt noch helfen, die Qualen der süßen Lust zu stillen – ihn in sich fühlen. Sein Stöhnen animierte Nora, weiterzumachen. Sie zerrte an seinem Hemd und zog es aus seiner Hose. Dann schlüpfte sie mit ihren zierlichen Händen so schnell unter den weißen Stoff, dass William gar nicht die Zeit hatte, irgendetwas zu sagen. Sie hörte ihn keuchen und genoss die Macht, die sie jetzt über ihn besaß – es war die gleiche, die er über sie hatte und die dafür sorgte, dass sie jetzt nicht mehr aufhören konnte. Seine Lippen wanderten über ihren Hals und küssten sich langsam Richtung Schlüsselbein vor, Nora erschauderte. Ihr Stöhnen war schon lange kein Flüstern mehr und Nora war es egal, ob alle Bewohner Hogwarts sie hören konnten oder nicht. Als William ihr den Morgenmantel über die Schultern schob, stieß sie einen leisen, spitzen Schrei der Lust aus – der kalte Wind, der zunehmend stärker wurde, bildete einen absoluten Kontrast zu ihrer heißen Haut und dem brennenden Verlangen, das sie von innen aufzuzehren schien. Hör nicht auf, bitte, hör nicht auf.
Das leichte Knabbern dieser wundervoll geformten, samtweichen Lippen hinterließ eine Feuerspur auf Noras Hals. Blind hätte sie noch Stunden später den Weg aufzeichnen können, den er sich auf ihrem Hals entlang geküsst war, während sich seine Hände immer fordernder ihren Körper herab tasteten. Sie erwiderte diese Liebkosung, indem sie mit ihren Fingern unter seinem Hemd den nackten Bauch erkundete und immer höher wanderte. Zielsicher schob Nora ihre Finger höher und ertastete sich neugierig ihren Weg über seine breite Brust. Doch plötzlich hielt William inne. Für einen Moment schien sein Verstand zurückgekehrt zu sein und er sprach Worte, an die sie sich die folgenden Jahre fast jeden Tag erinnern sollte. „Wirf dich nicht für mich weg.“ Für einen kurzen Augenblick hielt Nora inne und sah in dann mit geröteten Wangen aus fiebrig glänzenden Augen an. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, während ihr Blick an seinen leicht geöffneten Lippen hängenblieb. „Fang mich auf, wenn ich falle.“ Als sie ihren Blick hob und diese tiefe Sehnsucht in seinen Augen sah, war ihr Schicksal besiegelt. Blind zog sie eine Hand unter seinem Hemd hervor und tastete nach seiner Hand. „Ich will dich, Will“, flüsterte Nora heiser, während sie seine Hand unter ihr Nachthemd schob.
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Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Do 17 März 2011 - 21:52
William spürte, dass es mehr als bloße Leidenschaft war, was ihn zu Eleonora hinzog. Ihr ganzes Wesen war es, was er begehrte, ihre Person. Zu fern waren die Gedanken an Isabella, als dass er es weiterhin hätte leugnen können – diese Schülerin, seine Schülerin, hatte es ihm angetan, hatte ihn mit ihrer Art, ihrem Charakter gefangengenommen, ihn verzaubert. Aus bloßer Freundschaft war etwas entstanden, das viel größer war als Sympathie, größer als jedes menschliche Gefühl. Es war Unberechenbar wie ein wildes Tier, das man eingesperrt hatte und das versuchte, seinem Käfig zu entfliehen. Und nun war der Moment des Ausbruchs gekommen, und es gab nichts, was William dagegen hätte tun können. Sein Verstand, sein Körper gehorchten ihm nicht mehr, und alles, was er wahrnahm, war Eleonoras Anwesenheit und das Hochgefühl, das ihn durchströmte und ihn mehr berauschte als Feuerwhisky. Er fühlte sich ihr ausgeliefert, denn er wusste, dass es ihm unmöglich war, sich von ihr loszureißen, sie gehen zu lassen. Alles würde er dafür tun, um mehr zu bekommen, um sie zu spüren, um ihre Haut auf seiner zu fühlen.
Eleonora zog das Hemd aus seiner Hose und glitt mit ihren kühlen, zierlichen Fingern darunter, fuhr über seinen Bauch, seine Brust, und er wusste nicht, wie ihm geschah; wusste nicht, wie er diese Anspannung, diese langsame, qualvolle Steigerung der Lust ertragen sollte, und am liebsten hätte er ihr die Kleidung vom Körper gerissen, um sie so intensiv wie nur möglich zu spüren. Eine Windböe zerrte das Keuchen, das William ausstieß, von seinen Lippen und trug es hinweg, und als Eleonora innehielt und er den Ausdruck, den fiebrigen Glanz in ihren Augen sah, beschleunigte sich sein Herzschlag. Die Hitzewellen, die von ihr ausgingen, schienen seinen gesamten Körper zu erfassen und in Flammen aufgehen zu lassen, und ihre leise gesprochenen Worte ließen ihn den Atem anhalten. Sie zog eine Hand unter seinem Hemd hervor, tastete nach seiner, um sie qualvoll langsam unter ihr Nachthemd zu schieben, und die Worte, die diese Geste begleiteten, ließen ihn laut aufstöhnen. Ihre glatte Haut brannte wie Lava unter seinen Fingern, und ohne sich bremsen zu können, zog er sie kraftvoll an sich, presste seine Lippen auf die ihren, schob auch noch die andere Hand unter ihr dünnes Nachthemd und versuchte, jede Stelle zu berühren, die er erreichen konnte. Drängend glitten seine Hände ihre Wirbelsäule hinauf, spürten die Schulterblätter, wanderten wieder nach unten, zu ihrer Hüfte, ertasteten den Stoff ihrer Unterwäsche. William löste sich von Eleonora, bedeckte ihr Dekolleté mit feurigen Küssen, wanderte weiter hinab…
Plötzlich nahm sein durch die Musik geschultes Gehör etwas wahr; etwas, das nicht hergehörte, nicht zum Rest der Geräusche passte. Er glaubte, über Eleonoras Stöhnen hinweg das leise Huschen von irgendetwas wahrzunehmen, ein Tapern, das näherkam, eine – Ohne zu zögern, riss er sich von der jungen Frau los, zog reflexartig seinen Zauberstab hervor und ließ ihn in Richtung des Lautes schnellen, den er wahrgenommen hatte. Ein greller Lichtblitz zuckte aus der Spitze des Stabes hervor, ein wütendes Fauchen erklang und nun hörte er deutlich das Scharren von Krallen auf Stein, während er aufsprang. Williams Puls schnellte nach oben und es fühlte sich an, als hätte ein eisiger Schwall Wasser ihn getroffen, und auf einmal war das überwältigende Gefühl, das ihn bis eben noch fest im Griff gehabt hatte, verschwunden, und was blieb, war Leere. Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen, doch er wusste auch so, was genau sich gerade nur wenige Meter von ihnen entfernt befand. „Verdammt“, knurrte er und blinzelte mit den Augen, um die lästigen Lichtpunkte zu verscheuchen. Er wandte sich um, doch, noch immer geblendet, konnte er nur Eleonoras Umriss ausmachen. „Mrs Norris.“ Langsam klärte sich sein Blick, und auch sein Verstand hatte einen Sprung in Richtung Klarheit, Vernunft gemacht. Es sollte nicht sein. Es durfte nicht sein. Es war ein Fehler, ein großer Fehler, dass er sich von seinen Gefühlen hatte leiten lassen; dass er die Realität vergessen, verdrängt hatte, um einer Person nahe zu sein, mit der es keine Zukunft gab. Die bald weg sein würde. Er war verheiratet. Verheiratet mit einer Frau, die ihn ihrerseits niemals betrügen würde. Ein schmerzlicher Ausdruck trat auf Williams Gesicht und rasch blickte er in Richtung der geblendeten Katze, die noch immer fauchend über die Plattform wankte. Kummer und Verzweiflung fraßen sich in sein Herz und er verspürte das Bedürfnis, laut aufzuschreien. Mit der Hand fuhr er sich über das Gesicht und ihm war bewusst, dass er nicht ewig schweigen konnte. Langsam drehte er sich um, darauf bedacht, Eleonora nicht anzusehen, denn er hatte das Gefühl, ein Blick von ihr würde ihn umbringen. Den Zauberstab noch immer fest umklammernd, sagte er mit bebender Stimme: „Wir müssen gehen.“
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Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 Do 17 März 2011 - 22:46
So abrupt losgelassen fiel Nora unsanft auf den Allerwertesten und sah sich verwirrt um. Ihr Morgenmantel hing deplaziert von ihr herab, ihre Haare waren völlig verstrubbelt und ihre Unterwäsche verrutscht. Sie war völlig gefangen gewesen in ihrer Leidenschaft, die William so gekonnt und intensiv geschürt hatte. Es war, als wäre sie aus sich herausgewachsen und direkt mit ihm verschmolzen. Es hatte nichts anderes mehr gegeben, das in dem Augenblick wichtiger gewesen war, als sie beide. Nichts, das noch irgendwie zählte. Seine gierigen Berührungen, die fordernden Küsse, das unkontrollierte Atmen, das leise Stöhnen – all das war ihr noch immer so gegenwärtig, als wäre nichts geschehen. Und doch stand er mittlerweile ein wenig von ihr entfernt und hielt seinen Zauberstab auf etwas gerichtet. Verblüfft starrte sie ihn mit noch immer verklärtem Blick an, fassungslos, was gerade passiert war. In einer unüberlegten Bewegung hielt Nora sich die Hand vor den Mund, befühlte ihre, vom Küssen geschwollenen Lippen, so, als konnte sie noch immer nicht glauben, was sie gerade – zusammen mit ihrem Lehrer – erlebt hatte. Es schien alles so unwirklich. Ihr Körper stand noch immer in Flammen und Nora hätte noch immer sagen können, wo sie von ihm berührt worden war. So, als hätten seine Hände eine Spur aus Hitze auf ihr hinterlassen.
Die Leere, die sie mit voller Wucht traf, sobald er aufgesprungen war, schmerzte in einer unvorstellbaren Art und Weise. Es war, als wäre sie in den eisigen See gestoßen worden und die Kälte raubte ihr den Atem. Sie keuchte leise auf, doch das Fauchen von Mrs Norris erschreckte auch sie ungemein. Was, wenn Filch bereits hinter ihr stand und sie beide in dieser kompromittierenden Situation erwischte? Er würde genüsslich zum Direktor laufen und diesem alles brühwarm erzählen. William wäre seinen Job als Professor los. Noch immer benommen vor Lust, versuchte sie, ihr Äußeres irgendwie wieder in Ordnung zu bringen. Aber wahrscheinlich war das ein vergeblicher Versuch, nicht nur ihre Kleidung und ihr Haar war unordentlich, sie selbst zeigte mit Sicherheit die verräterische Röte, die sie so oft bei Julia erlebt hatte, wenn diese gerade mit ihrem Freund geknutscht hatte. Aber sie wollte es zumindest versuchen.
Langsam kam die ernüchternde Realität wieder in ihr Bewusstsein und sie erkannte, dass William Mrs Norris mit einem Zauber in Schach hielt, der ihnen vielleicht einige Minuten Vorsprung gab, aber mehr auch nicht. Der Zeitpunkt bis zu Filchs Ankunft war knapp und dann saßen sie beide in der Tinte. Sie musste hier fort, unbedingt. Sie durfte William mit ihrer Anwesenheit nicht in Gefahr bringen, er sollte seinen Job nicht ihretwegen verlieren. Daran wollte sie nicht schuld sein. Auf seine Aufforderung, sie beide müssten jetzt gehen, nickte sie fahrig und stand schwankend auf. Für einen Moment befürchtete sie, das Gleichgewicht verlieren zu müssen, doch dann war der Schwindelanfall vorüber und sie konnte ihren Beutel ergreifen. Rasch atmete sie zwei, drei Mal durch und huschte dann zu dem Mann, dem ihr Herz gehörte. Unsicher blieb sie vor ihm stehen, blickte kurz zu Mrs Norris und überlegte, was sie jetzt wohl sagen sollte. Doch ihr fiel nichts ein, das nicht in die Kategorie „völliger Schwachsinn“ gefallen wäre und darum schwieg sie lieber. Ein letzter Blick streifte William, sie wollte ihn so wie jetzt in Erinnerung behalten – zerzaust, völlig außer Atem und ebenfalls mit leicht geschwollenen Lippen. Sein langes Haar fiel ihm ins Gesicht und wäre Nora nicht schon längst in ihn verliebt gewesen, spätestens jetzt hätte sie ihr Herz an ihn verloren. Nach dem, was sie beide zuvor erlebt hatten, würde sie sich nicht mehr an ihn als Lehrer erinnern können, sondern nur noch als William Lucas Goldfeather, einem begnadeten Musiker mit unglaublichen Fingern. Neid durchzuckte sie, als sie an die Frau dachte, die es geschafft hatte, ihn für sich zu gewinnen. Hoffentlich wusste Isabella, was für ein Glück sie hatte. Hoffentlich liebte sie ihn genauso wie sie, Nora. Denn dann wäre klar, dass es William an nichts fehlen würde. Wieder hob sie ihre zierliche Hand an ihre Lippen, hauchte einen Kuss auf die Fingerspitzen und drückte diese sanft an seinen Lippen. Ein letzter Kuss, bevor sie Hogwarts verließe. Kein Abschied für immer, aber für eine sehr lange Zeit.
Als Nora kurze Zeit später die Tür zum Mädchenschlafsaal aufschob, taumelte sie mit einem Lächeln auf den Lippen in Richtung Bett. Weder hatte sie Filch gesehen, noch einen der anderen Lehrer. Williams Professur war gerettet.
Juliet Capulet Romantical Princess
Realer Name : Jasmin (Jassi) Alter : 18 Years Blutstatus : Halfblood Gesinnung : Only Good Status : Unhappy Single Job : Schoolgirl Klasse : 7. Class Steckbrief : That's me Relations : My Feelings Outfit : Outfit & School Ort : Bahnhof Hogsmead Beitragsanzahl : 19876
Thema: Re: Mondscheinsonate 3.0 So 1 Mai 2011 - 19:06