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 l'Estate - presto – g-moll - 1.0

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BeitragThema: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyDo 17 März 2011 - 20:46

l'Estate - presto – g-moll - 1.0 Presto


Zeit
Freitag, 01. September 1977


Ort
Professor Goldfeathers Büro


Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft
Gegenwart


Mitspieler
Eleonora Bennet und Professor William Goldfeather


Weitere Mitspieler erlaubt?
Nein


Rating
FSK 14


Zuletzt von Eleonora Bennet am Do 17 März 2011 - 21:42 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyDo 17 März 2011 - 20:46

Das Abendessen mit seiner Häusereinteilung war, wie erwartet, legendär gewesen. Wie immer war die Große Halle fulminant geschmückt worden und glänzte in den vier Hausfarben – rot, gelb, blau und grün. Während die Schüler an ihren Haustischen saßen, hatte sich Nora mit einigen Studenten an einen separaten Tisch gesetzt, der eigens für dieses Ereignis aufgestellt worden war. Sobald sie aufblickte, konnte sie die Halle gut überblicken - die Haustische und den Lehrertisch. Doch sie vermied es, sich umzugucken und womöglich seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Ihr gegenüber saß ein Mädchen aus einem höheren Fachsemester, das versucht hatte, ihr alles über das Studium zu erzählen. Besonders viel schwärmte sie von ihrem Hauptfach, Zaubertränke. Doch als es feststellte, dass Nora ihr nicht zuhörte, war sie recht einsilbig geworden und hatte ihr letztendlich gekränkt den Rücken zugedreht. Rechts neben Nora saß ein hübscher Junge, der nicht müde wurde, ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Mal reichte er ihr eine Schale, dann wiederum versuchte er sie in ein Gespräch zu verwickeln. Er wirkte so hilflos wie ein Welpe und so hatte Nora es nicht über sich gebracht, ihn völlig zu ignorieren.

Doch am schlimmsten war die junge Frau links neben ihr gewesen. Yvonne van Hermes war ihr Name und sie studierte Arithmantik im letzten Semester. Sie wurde einfach nicht müde, über ihren Professor und dessen Vorzüge zu reden. Nora versuchte, deren blühende Schwärmerei auszublenden (besonders als die Studentin darüber philosophierte, wie ihr Professor wohl küssen würde!), aber sie hielt es nur die Auswahlzeremonie durch. Kaum war Professor McGonagall gegangen, um den Sprechenden Hut an seinen altbewährten Platz zu bringen, war sie mit der Entschuldigung aufgesprungen, ihr sei wohl etwas nicht bekommen und hatte eilig die Große Halle verlassen.

Nora gab sich der irrsinnigen Hoffnung hin, dass ihre Flucht unbemerkt geblieben war, denn schließlich wurde gerade das Essen serviert. Es roch nach allen möglichen Leckereien und die neuen Schüler stießen laute „Ahhs“ und „Ohhs“ aus, während die Älteren nur auf die Worte des Schulleiters warteten, die ihnen erlaubten, endlich ihren Hunger zu stillen.

Sie war so weit gelaufen, dass sie sicher sein konnte, alleine zu bleiben. Wer nun aus der Großen Halle ging, musste gezielt suchen, um sie zu finden. Gerade ihn wollte sie nun nicht sehen. Ein Gang schien ihr besonders dafür geeignet, die nächsten Minuten zu überstehen, ohne dass jemand auf sie aufmerksam wurde. Sie lehnte sich mit geschlossenen Augen an die kalte Steinwand und rutschte schließlich an ihr herab, um sich in die Ecke zu kauern. Ihre Knie zog sie an und umschlang sie mit ihren Armen. Es war eine schutzsuchende Position, doch darüber dachte sie nicht nach. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben und nachdenken. Gerade jetzt war ihr Rock eher ungünstig, weil die Strumpfhose die Kälte nicht wirklich aufhielt, doch Nora bemerkte davon nichts.

In den vergangenen vier Jahren war so viel passiert, dass Nora die Zeit in Hogwarts wie ein Traum vorkam. Gerade in den schweren Stunden nach dem Tod ihrer Großeltern und der Schuld, die sie auf sich geladen hatte, waren die Erinnerungen an den letzten gemeinsamen Vollmond auf dem Astronomieturm tröstlich gewesen. Natürlich hatte sie den Schmerz durchlebt, den Liebeskummer unweigerlich nach sich bringt. Natürlich hatte sie die Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem fast in den Wahnsinn getrieben. Aber sie hatte es zugelassen und während ihrer Flucht quer durch die ganze Welt endlich akzeptiert, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde. Natürlich, er mochte sie und fühlte sich zu ihr hingezogen, ansonsten wäre sein gesamtes Verhalten auf dem Astronomieturm anders gewesen, doch die Gefühle, die sie ihm entgegengebracht hatte, hatte er nicht empfinden können – es hatte ja Isabella gegeben.

Die Zeit in Wien hatte sie auf andere Gedanken gebracht. William war weit fort und einer ihrer Kollegen begann, sie zu umschwärmen und zu hofieren. Nora war einige Male mit ihm ausgewesen, aber entwickelt hatte sich daraus nichts, denn diese Gefühle, die sie beim Kuss auf dem Astronomieturm kennengelernt hatte, hatten sich nicht eingestellt – und mit weniger konnte sie sich nicht zufrieden stellen.

Schließlich war ihre Ausbildung zu Ende gewesen und sie hatte schon eine Anstellung in New York innegehabt, als sie ihre Eltern besuchte und von ihrer Freundin Julia erfuhr, dass Isabella drei Jahre zuvor ums Leben gekommen war. Nora war versucht gewesen, William eine Eule zu schreiben und ihm zu sagen, wie Leid es ihr tat, von seinem Schicksalsschlag zu hören, doch dann hatte sie es sein gelassen. Ehemalige fast-Affären meldeten sich nicht so überraschend nach vier Jahren. Ehemalige fast-Affären meldeten sich überhaupt nicht.

Nora hatte allen Ernstes geglaubt, dass William Hogwarts verlassen hatte. Sie würde es so machen, wenn alles an den geliebten Menschen erinnerte – und die Wohnung in Hogmeads gehörte dazu. Und so war ihr Entschluss gereift, doch ihren ursprünglichen Traum wahrzumachen und Arithmantik zu studieren. Mit William als Professor – so war sie sich sicher – hätte sie nicht studieren können, zu sehr wäre sie von ihm abgelenkt und versucht, sich ihm wieder zu nähern. Aber die Gefahr sah sie als gebannt an.

Ihm nun in Hogwarts zu begegnen – als Studentin – war ein Schock gewesen. Seine Abweisung und sein distanziertes Verhalten hatten sie verletzt und ihr gezeigt, dass sie doch nicht mehr gewesen war, als eine begabte Schülerin. Sie kam sich gedemütigt vor, obwohl es ein Geheimnis zwischen ihnen war und niemand wusste, wie nah sie sich wirklich gekommen waren. Nun hatte Nora nicht erwartet, dass er sofort die Arme ausbreiten und sie vor allen erneut küssen würde, aber sie hatte doch geglaubt, ihm wichtiger gewesen zu sein. Anscheinend hatte sie sich geirrt, nie hatte er mehr in ihr gesehen.

Sie konnte zwar Hogwarts verlassen und woanders studieren, vielleicht war der Zeitpunkt noch nicht zu spät und der ihr angebotenen Job in New York war noch frei. Aber alles in ihr sträubte sich dagegen. Ihr Herz befahl ihr regelrecht, dazubleiben und sich selbst zu beweisen, dass William sie nicht weiter verletzen konnte. Er war nicht mehr der Mann, den sie einst geliebt hatte, sondern zu jemand anderes geworden. Und sie hatte mit der Vergangenheit abgeschlossen. Sie war wundervoll gewesen, aber eben vergangen. Sie wollte sich nicht von einem verbitterten Mann kleinkriegen lassen.

Das Lachen der Schüler scholl zu ihr herüber. Ein Zeichen, dass das Abendessen vorbei war. Sie hatte schätzungsweise noch fünf Minuten – höchstens – bis die ersten hier vorbeikommen und sie entdecken würden. Entschlossen richtete Nora sich wieder auf und hob demonstrativ ihr Kinn, mehr, um sich selbst Stärke einzureden. Sie war stark. Keine Siebtklässlerin mehr. Nicht mehr grün hinter den Ohren.

Zwei Mal atmete sie tief ein. Wenn das Essen vorüber war, war William jetzt wohl auf dem Weg zu seinem Büro, schließlich waren sie – mehr oder weniger – verabredet. Sie würde nicht kneifen. Sie würde da jetzt hingehen, sich ihre Unterlagen holen und den Kontakt auf das nötigste beschränken. Es würde hart werden, aber es war zu schaffen.


Zuletzt von Eleonora Bennet am Do 31 März 2011 - 1:53 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 1:11

William war nicht bei der Sache. Er konnte sich nicht davon abhalten, seinen Blick zu Eleonora wandern zu lassen, die an einem extra für die Studenten vorgesehenen Tisch saß und ganz offensichtlich nicht in Plauderstimmung war. Er hatte das Gefühl, dass sie es vermied, zum Lehrertisch aufzusehen, und nutzte deswegen die Gelegenheit, sie trotz der Entfernung eingehender zu betrachten. Ohne, dass er es wollte, schlichen sich Bilder in seine Gedanken, die er längst verdrängt, vergessen geglaubt hatte, und fast war es ihm, als spüre er ihre Lippen auf seinen und die Wärme ihrer samtenen Haut unter seinen Händen…
Als würde ihm plötzlich bewusst, dass er eine Studentin anstarrte, riss er seinen Blick von ihr los und bemerkte verwundert, dass die Schlange der Erstklässler, die der Sprechende Hut noch auf die Häuser aufteilen musste, stark geschrumpft war. Niemand achtete auf ihn, aller Blicke waren auf die Kinder gerichtet, die vor Angst zitternd auf das Urteil des alten Flickenhutes warteten. Schon bald jedoch kam die Auswahlzeremonie zu ihrem Ende, und als Minerva McGonagall den dreibeinigen Hocker samt Hut aus der Großen Halle trug, bemerkte William eine rasche Bewegung am anderen Ende der Halle. Gerade noch sah er, wie Eleonora aufsprang und sich etwas zu eilig in Richtung Ausgang bewegte.

Die Muskeln in Williams Armen spannten sich an und er ballte die Hände unter dem Tisch zur Faust, als er das Bedürfnis, aufzuspringen und ihr hinterherzurennen, unterdrückte. Nein!, befahl er sich streng. Er hatte kein Recht, Eleonora zu folgen; nicht nach der Kälte, die er ihr noch vor einer Stunde entgegengebracht hatte. Und auch nicht, wären sie sich unter anderen Bedingungen wiederbegegnet. Er war ihr Lehrer. Ihr Dozent. Wieder. Wenn es etwas gab, was er sich nicht erlauben durfte, so waren es Fehltritte. Die Distanz musste gewahrt werden, auch wenn er sich dabei ertappte, wie Eleonoras Gesicht wieder und wieder vor seinem inneren Auge erschien. Ihre schokoladenbraunen Haare, die hellen, leuchtenden Augen, die geschwungenen Lippen…
Nach all den Jahren. So viel war geschehen, so viel hatte sich verändert… So sehr hatte Eleonora sein Leben verändert. Wäre sie nicht gewesen…
Er verbat sich den Gedanken. Nein. Sie war jung gewesen. Jung und naiv. Er allein trug die Schuld an dem, was geschehen war. Dennoch…

Aus dem Nichts erschienen unzählige Speisen auf den hölzernen Tischen. Die Hauselfen hatten alle Register gezogen und der köstliche Duft der Gerichte stieg William augenblicklich in die Nase, doch sein Magen krampfte sich zusammen und der Gedanke an Eleonora schnürte ihm die Luft ab. Während die Schüler und Lehrer beherzt zulangten, rührte er sich nicht, und auf Minervas fragenden Blick hin räusperte er sich, nickte ihr knapp zu und sagte: „Entschuldige mich.“
Sofort erhob er sich, nicht ohne den anderen Lehrern ebenfalls entschuldigend zuzunicken, und entschwand unbemerkt von den Schülern durch die rückwärtig aus der Großen Halle führenden Tür, die er häufig nach den Mahlzeiten nahm, da sie den kürzeren Weg zu seinem Büro darstellte.
Lautlos wie ein Schatten huschte er durch die Gänge und öffnete die Tür zu seinem Büro mit einem Wink seines Zauberstabs.
Einen Moment stand er regungslos da, den Atem nur mühsam beherrschend. Mehr und mehr Bilder stürmten auf ihn ein, gruben sich in sein Bewusstsein, erweckten all das zum Leben, was in jener einen Vollmondnacht geschehen war. Und die Wut, die verdammte, alles verschlingende Wut brodelte in ihm hoch. Wut auf sich. Wut auf Eleonora. Wut auf die ganze, gottverfluchte Welt.
Es war ihm unmöglich, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Mit einem wütenden Aufschrei schleuderte er das Schachspiel, das auf seinem Schreibtisch lag, zu Boden, sodass der Kasten sich mit einem Splittern öffnete und die weißen und schwarzen Spielfiguren sich über den Boden verteilten.
Mit einem Aufstöhnen ließ William sich auf den Klavierhocker fallen, vergrub das Gesicht in den Händen und wünschte sich, Maria wäre da, um ihm etwas vorzuspielen, ihn zu beruhigen. Sie hätte es geschafft. Schon so oft hatte sie ihn in seiner Zerstörungswut gehemmt und an seine Vernunft appelliert, und es kostete ihn Mühe, nicht gleich wieder aufzuspringen und auch den Rest seiner Einrichtung in ihre Einzelteile zu zerlegen.

Er wusste nicht, wie lange bewegungslos dort gesessen hatte, als es plötzlich klopfte. Sein Kopf schoss hoch, fixierte die Tür, und er konnte sich nur noch rasch erheben, bevor auch schon die Person eintrat, die er in diesem Moment am wenigsten und sogleich am meisten sehen wollte. Eleonora.
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 1:29

Mit jedem Schritt, der sie näher zu dem Büro ihres Dozenten brachte, wurde Nora schwerer ums Herz. Was so wundervoll begonnen hatte, war so plötzlich zu Ende gegangen. Und jetzt hatte sie nicht nur die Zuneigung von William verloren, die ihr einst so wichtig gewesen war, sondern auch dessen Freundschaft. Und das schlimmste an der Geschichte war, dass sie nicht wusste, was sie falsch gemacht hatte. Die Ereignisse auf dem Astronomieturm konnten wohl kaum der Grund für die abweisende Kälte gewesen sein, mit der er ihr heute begegnet war. Sie hatten es schließlich beide gewollt. Sie hatte ihn zu nichts gezwungen und außerdem hatte er sie geküsst. Okay, Nora hatte äußerst willig reagiert, aber nichtsdestotrotz war ganz klar gewesen – er hatte es gewollt!

Warum also das Verhalten, als sie sich wiedergesehen hatten? Natürlich musste William überrascht gewesen sein, wenn er wirklich noch keinen Blick in seine Unterlagen geworfen hatte, doch zwischen Überraschung und Entsetzen, zwischen Verbergen und Abscheu war ein himmelgroßer Unterschied. Warum hasste er sie so sehr? Sie waren unterbrochen worden, von der blöden Mrs Norris, aber da konnte sie doch nichts für. Warum also?

Als Nora fünf Minuten später an die Tür zu Professor Goldfeathers Büro klopfte, schwang diese von alleine und wie von Geisterhand geöffnet auf. Das Bild, das sich ihr bot, machte ihr das Herz schwer. Ein Kasten lag auf dem Boden und rings herum lagen Schachfiguren. Es war nicht irgendein Spiel, es war ihr Spiel, das, über dem sie Stunden lang die Köpfe zusammengesteckt hatten. Das, mit dem sie Schachspielen gelernt hatte. Das, bei dem er ihr das Du angeboten hatte.

Ihre Wahrnehmung war wie in einem der Muggelfilme, die Inneneinrichtung verschwand im Hintergrund und das auf dem Boden liegende Spiel und William, der neben einem Klavierhocker stand, wurden ange-strahlt. Fassungslos sah sie von einem zum anderen. Erst das Spiel, dann William. War es ihm herunter-gefallen? Oder hatte er es gar zu Boden geworfen? Hatte sich dieser einst so sanftmütige Mann wirklich so sehr verändert, dass er den Dingen, die vor langer Zeit wichtig für ihn gewesen waren, nun gleichgültig gegenüber stand?

Geräuschlos trat Nora ein und schloss hinter sich die Tür. Ihr schlotterten die Knie und ihr Magen befand sich wohl gerade auf Höhe des Gemeinschaftsraums der Slytherins, doch sie hatte sich fest vorgenommen, sich nicht von dem veränderten William einschüchtern zu lassen. Sie wollte ihm die Stirn bieten. Nicht nur er hatte sich verändert, auch sie, Nora, war inzwischen eine erwachsene Frau geworden. Der Unter-schied zwischen ihnen beiden war nur, dass er sich nicht zu seinem besten verändert hatte.

Schließlich holte Nora tief Luft. „Vielen Dank, dass Sie noch zu dieser Zeit bereit sind, mich zu empfan-gen, Professor Goldfeather. Je eher ich meine Unterlagen bekomme, desto besser kann ich meinen Stun-denplan ausarbeiten und falle Ihnen nicht zur Last.“


Zuletzt von Eleonora Bennet am Do 31 März 2011 - 1:56 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 2:06

Eine Mischung aus Entsetzen und Scham huschte über Williams Gesicht, als Eleonora vor ihm stand. Vollkommen hatte er vergessen, dass sie ihn in seinem Büro aufsuchen wollte; zu sehr hatten die ihn dominierenden Gefühle alles, was um ihn herum geschah, ausgeblendet. Und nun stand er ein weiteres Mal ihr gegenüber, unvorbereitet, unkontrolliert und nicht wissend, was geschehen würde. Weder konnte er einschätzen, wie Eleonora auf ihn reagieren, wie sie sich verhalten würde, noch konnte er sagen, was er daraufhin tun würde. Doch die Furcht, dass er die Kontrolle verlieren könnte, übermannte ihn, und seine Gedanken begannen zu rasen. Er musste ruhig bleiben, ganz gleich, wie das Gespräch verlaufen würde, doch seine Beherrschung wurde auf eine harte Probe gestellt, als er bemerkte, wie Eleonoras entsetzter Blick zwischen den auf dem Boden verstreuten Schachfiguren und ihm hin und her wanderte.
Ohne ein Wort zu sagen, zog William seinen Zauberstab hervor und schwang ihn in Richtung des ramponierten Schachbretts. Die Figuren rollten wie von selbst dorthin zurück, woher sie gekommen waren, und als sich auch der Riss auf der Spielfläche geschlossen hatte, schwebte das gesamte Spiel zurück zu seinem ursprünglichen Platz.

William trat hinter seinen Schreibtisch, warf einen kurzen Blick auf Eleonora und stellte fest, dass ihre Knie zitterten. Dieses Zusammentreffen schien auch an ihr nicht spurlos vorbeizuziehen, und er fragte sich, was in ihr vorging, was sie fühlte. Die Frage, ob auch sie das, was zwischen ihnen passiert war, nicht vergessen hatte, drängte sich in sein Bewusstsein.
Schließlich erhob die junge Frau die Stimme, und die Anspannung, die darin lag, war kaum zu überhören. Trotzdem blickte William auf, während seine Hände nach einem Aktenstapel griffen, und musterte ihr Gesicht. Dass sie ihn siezte, störte ihn – wie vor all jenen Jahren auch mochte er es nicht, wenn sie das vertrauliche Du ablegte, was sie selbstverständlich außerhalb ihrer privaten Treffen hatte tun müssen. Doch hier waren sie allein; niemand hörte, was gesprochen wurde, und ihm wurde klar, dass sein abweisendes Verhalten sie hart getroffen hatte.

„Wir sind allein, Eleonora, es gibt keinen Grund, mich zu siezen“, sagte er deswegen so unverfänglich wie möglich und blätterte ziellos durch den dicken Papierstapel. Er war froh, einen Grund dafür zu haben, ihr nicht in die Augen sehen zu müssen, doch nach einigen Sekunden beendete er seine erfolglose Suche ungeduldig und ließ die betroffene Akte mit einem raschen Aufrufezauber hervor schweben. Abwägend hielt er sie in der Hand, unterdrückte einen Seufzer und trat auf die junge Frau zu, um ihr die Dokumente zu reichen.
„Komm zu mir, wenn du Hilfe brauchst.“ Nein, geh nicht, bleib. Bleib hier und erzähl mir, wo du gewesen bist, was du gemacht hast. Du bist mir nie aus dem Kopf gegangen, ich habe viel zu oft an dich gedacht. Nein, geh doch, geh, die letzten Jahre haben uns zu sehr verändert, du musst weg, ich will dich nicht ansehen müssen…
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 2:31

Die Fassung wiederzuerlangen, wenn man in einer Stresssituation war, konnte sich als äußerst schwierig gestalten. Zumindest erging es Nora so. Sie wusste dies alles nicht einzuordnen. Wäre William ihr ein Fremder gewesen, sie hätte mit Sicherheit die Stirn gerunzelt und fluchtartig das Büro verlassen, mit dem Vorsatz, so wenig wie möglich mit ihrem Dozenten zusammenzutreffen. Aber William war kein Fremder, er war ihr vertraut. Sobald sie die Augen schloss, konnte sie noch immer seinen Geruch fühlen. Er hatte ihr die größte Lust bereitet, wie konnte sie ihn jemals vergessen?

Ein Blick auf ihn reichte, um zu erkennen, dass er in einer unberechenbaren Verfassung war und wieder verspürte sie Angst. Trauer stieg in Nora auf, wie konnte es sein, dass ausgerechnet er ihr Angst machte? Sie kannte ihn, niemals würde er ihr etwas antun. Doch wenn sie ihn jetzt ansah, war sie sich dessen nicht mehr sicher. Seine ganze Haltung war angespannt und in Verteidigungsposition. Was, wenn sie das Falsche sagte? Wie weit würde er gehen, wenn er die Kontrolle irgendwann vollständig verlor?

Als William seinen Zauberstab zückte, zuckte Nora zusammen. Doch er hatte nicht vor, sie mit einem Fluch zu belegen, sondern bereinigte das Chaos, das mit dem halbzerstörten Schachspiel einherging. Die junge Studentin schloss die Augen und holte tief Luft. Was war geschehen, dass sie ernsthaft geglaubt hatte, er würde sie verfluchen?

Völlig verunsichert beobachtete sie seine Versuche, ihre Akte herauszusuchen und sie nutzte die Zeit, um ihre widersprüchlichen Gefühle und Bedürfnisse zu ordnen. Einerseits wollte sie fliehen, das Büro schnell wie möglich verlassen und so weit wie möglich hinter sich lassen. Professor Goldfeather macht ihr Angst. Doch dann war da noch das Bedürfnis, auf ihn zuzugehen, ihn in die Arme zunehmen und ihn zu fragen, was mit ihm passiert war. Irgendwo musste doch noch etwas von ihrem William in ihm sein!

Die Akte war schließlich gefunden und William kam auf sie zu, um ihr ihre Unterlagen zu reichen. Nora widerstand dem Impuls, zurückzuweichen und reckte stattdessen stolz das Kinn. Mit einem dankbaren Nicken nahm sie ihre Unterlagen entgegen und zuckte dann doch zusammen, als sich ihre Hände berührten. Verlangen erfasste sie und erwischte sie eiskalt. Konnte es sein, dass sie sich noch immer zu ihm hingezogen fühlte?

Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, forderte ihr Dozent sie auf, ihn wieder zu duzen. Un-gläubig sah sie ihn an. Meinte er es wirklich ernst? Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe und sammelte sich für einen Moment, doch dann sah sie ihm fest in die Augen. „Es gibt einen, Professor. Sie werden mich die nächsten drei Jahre unterrichten und ich denke, uns beiden würde eine gewisse Distanz helfen, die vergangenen Ereignisse nicht überzubewerten.“


Zuletzt von Eleonora Bennet am Do 31 März 2011 - 1:57 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 12:31

„Überzubewerten“, wiederholte William Eleonoras Worte spöttisch, um ihr nicht zu zeigen, wie sehr sie ihn getroffen hatten. Lange Zeit hatte er Tag für Tag an sie gedacht und sich gefragt, was geschehen wäre, wäre alles anders gekommen. Eleonoras Präsenz in seinen Gedanken hatte die Ehe zwischen Isabella und ihm belastet, und der Tag, an dem er seiner Frau, von Schuldgefühlen getrieben, gestanden hatte, was vorgefallen war, war zugleich ihr letzter gewesen. Sie waren im Streit auseinandergegangen, einem Streit, der alles überbot, was er jemals erlebt hatte, und nie hatte er Isabella lebend wiedergesehen. Von Todessern ermordet. Ohne dass er sich hätte entschuldigen können.
Die Selbstvorwürfe und der Kummer, die ihn seitdem plagten, hatten ihn zu dem gemacht, was er heute war. Hätte er sich damals auf dem Astronomieturm beherrscht, hätte alles ein anderes Ende nehmen können. Er hätte nicht immerzu an seine ehemalige Schülerin gedacht, denn erst die Nähe war es gewesen, die ihn an sie gebunden hatte. Im Nachhinein sah er es als unheilvollen Fluch an.
Und das alles wegen irgendeines kleinen Mädchens, das ganz offensichtlich nur ihren Lehrer um den Finger hatte wickeln wollen. Oder vielleicht hatte sie es tatsächlich aus anderen Motiven getan – doch in diesem Alter galt das nicht viel, und da sie jung und wandelbar war, hatte sie die Fähigkeit, zu vergessen.

Ein grimmiger Ausdruck schlich sich auf Williams Gesicht und widerwillig bemerkte er, dass er seinen Blick am liebsten nicht von Eleonora abgewandt hätte. Doch ihre Worte hatten sein Inneres wieder zum Brodeln gebracht, und so trat er ruckartig einen Schritt zurück. Dabei ließ er sein Gegenüber nicht aus den Augen und versuchte, mögliche Gefühlsregungen zu erhaschen, die sich auf dem Gesicht der jungen Frau zeigen könnten.
„Seien Sie unbesorgt, Miss Bennet, Sie haben nichts vor mir zu befürchten. Ich werde Sie nicht außerhalb des Unterrichts belästigen.“ Sein Tonfall wurde beißend. Was dachte Eleonora nur von ihm? Dass er glaubte, alles würde so weiterlaufen wie zuvor? Dass sie sich bei Vollmond auf dem Astronomieturm träfen, um alte Erinnerungen wiederzubeleben? Dass er irgendwelche Rechte einforderte, weil sie sich einst so nah gewesen waren? Dass er private Treffen mit ihr verlangte?

Verärgerung darüber, dass seine frühere Schülerin ihm so etwas zutraute, ergriff ihn, und gleichzeitig verstimmte es ihn, dass sie allem Anschein nach keinerlei Wert darauf legte, ihm privat zu begegnen. Dies schmerzte ihn umso mehr in Anbetracht der Tatsache, dass dort noch immer irgendetwas war. Ein Gefühl, das William nicht unterdrücken konnte und das ihn zermarterte, verstörte. Er wollte sie berühren, sie in seine Arme schließen, ihren Körper an seinem spüren, doch ebenso sehr wollte er, dass sie ging und ihn nicht länger quälte. Dass sie all die Erinnerungen, all die Bilder mit sich nahm, auf dass er ihnen entkommen konnte.
„Sie sollten jetzt gehen, Miss Bennet.“
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 13:28

Das Schlimmste an dieser ganzen verworrenen Situation war die kaum noch zu unterdrückende Sehnsucht. In den vergangenen vier Jahren war sie immer kleiner und kleiner geworden, bis sie schließlich von alleine verschwand und dem Gefühl der Leichtigkeit Platz gemacht hatte. Die Erinnerungen hatten nicht mehr wehgetan, sondern Kraft gegeben.

Jetzt, nach diesem Wiedersehen nach so langer Zeit, war es, als wäre die Schublade mit der Aufschrift ‚vergangene Gefühle’ brutal aufgerissen und alles herausgezogen worden, was Nora im Laufe der Zeit so hübsch hineingepackt hatte. Aber die Gefühle lagen nicht irgendwie verknittert in der Ecke und ließen sich brav wieder zurücklegen, nein, wie Gespenster flitzen sie durch ihren Gefühlkorridor und drohten, ihre Herren zu erschlagen.

Begehren – Nora wollte wieder Williams Hände auf ihrem Körper spüren, seine Küsse auf ihren Lippen, ihrem Hals …
Leidenschaft – kein unschuldiges Händchenhalten, versteckte Berührungen, nein, sie wollte wildes, animalisches Ausleben der verdrängten Bedürfnisse. Sie wollte weinen und lachen, stöhnen und schreien.
Sehnsucht – so wie früher auf dem Astronomieturm sollte es wieder werden. Jung, unschuldig, naiv war sie gewesen, aber sie war mit sich und der Welt zufrieden und das wiederum war ein wundervolles Gefühl.
Vertrauen – wer hatte sie einst am besten gekannt? William, dem sie alles hatte anvertrauen können, der sie niemals ausgelacht hatte, der Anteil nahm, dem sie blind gefolgt war
Hass – dafür, dass er sie nicht aufgefangen hatte. Auch wenn Nora die Gründe verstand, so hatte er ihr wehgetan. Und jetzt, unter Berücksichtigung seines aktuellen Verhaltens konnte sie seine Handlungsweise nicht mehr schönreden, sie fiel nicht mehr unter „Professur behalten“, mittlerweile fiel es in die Kategorie „ich steh auf junge Mädchen und ist die eine weg, kommt gleich die nächste
Liebe – sie hatte mit der Unerfahrenheit einer Siebzehnjährigen bewundernd zu ihm aufgeblickt und ihn mit jeder Faser ihres Daseins geliebt, alles hätte er von ihr haben können, selbst ein Leben in Dunkelheit und der Angst vorm Entdeckt werden. Und dieses stärkste Gefühl von allen brach mit ganzer Macht an die Oberfläche und traf seine Trägerin völlig unvorbereitet.

Verwirrt ob ihres massigen Gefühlschaos blinzelte Nora ein, zwei Mal und hoffte, dass sie jetzt nicht vor ihm in Tränen ausbrach. Das Engelchen in ihr rief ihr zu: „Geh zu ihm, vergiss den unglücklichen Neube-ginn, tu, wonach du dich sehnst. Er war genauso schockiert, dich wiederzusehen, nimm es ihm nicht übel, er hat eine schwere Zeit hinter sich.“ Liebes, nettes Engelchen. Doch das Teufelchen auf ihrer Schul-ter dachte gar nicht daran, sich so einfach aus der Konkurrenz schicken zu lassen. „Sieh hinter seine Fas-sade! Früher war er so lieb und nett, um dich herumzubekommen, doch vorhin hast du sein wahres Ich gesehen – aufbrausend, impulsiv, verletzend. Er will dich nicht mehr, gib ihm eine Abfuhr, bevor du sie bekommst.“ Gequält schloss die junge Hexe die Augen und atmete tief durch. Auf wen sollte sie hören? Auf ihr Engelchen oder das Teufelchen? Auf ihr Herz oder ihren Verstand?

Nora starrte auf den Boden, ihre Dokumente hatte sie sich unter den Arm geklemmt. Ohne darüber nachzudenken umfasste sie ihr rechtes Handgelenk und rieb es, wie sie es seit dem Angriff immer Tat, wenn sie ihrem Schmerz nicht Herr der Lage werden konnte. Die Narbe schien zu pulsieren und den Schmerz in ihrem Herzen überdecken zu wollen.

Fast hätte sie Williams Worte überhört. Er wolle sie nicht außerhalb des Unterrichts belästigen? Irritiert runzelte sie die Stirn, doch als ihr die Bedeutung klar wurde, schlich sich eine große Trauer in ihren Blick. Und wenn ich genau das will? Doch es stand außer Diskussion. Sein beißender Tonfall, die rüde Aufforderung zu gehen, all das zeigte ihr, dass sie nicht mehr ihrem Geliebten gegenüber stand, sondern ihrem Professor.

Lahm nickte sie und wandte sich mit hängendem Kopf ab. Während sie zur Tür ging, war Nora so mit sich und ihrem Gefühlswirrwarr beschäftigt, dass sie gar nicht darüber nachdachte, warum er so reagierte, dass diese Reaktion auf ihre Worte hin herrührte, und dass sie womöglich selbst das Rad gedreht hatte.

Die Tür ließ sich leicht öffnen und stand im krassen Gegensatz zu der Schwere, die ihr Herz fühlte. Gehen, einfach hindurch gehen und diesen Raum verlassen. Doch sie wollte ihn ein letztes Mal ansehen! Die unterdrückte Sehnsucht, die tiefe Gier – all das war in ihrem Blick zu lesen und wurde nur von der Trauer überlagert; Kummer wegen des tiefen Grabens, der sich zwischen ihnen auftat.

Bevor sie sich abermals abwandte, fiel ihr Blick auf das Schachbrett und sie ließ ihn weiterschweifen. Nora suchte den ganzen Raum ab, doch der Läufer, den sie ihm einst in Liebe geschenkt hatte, blieb verschwunden. Leben trat in ihren schmalen Körper und achtlos ließ sie die Dokumente fallen, während sie die Tür zurück ins Schloss schmetterte. „Wo ist sie?“, fuhr sie ihren Professor an und trat zum Schachbrett, um es aufzureißen und den kleinen Läufer zu suchen. Doch er war nicht da drin. Als nächstes trat sie zu einem Schrank, riss ihn auf und schlug ihn sogleich wieder zu, als sie bemerkte, was sie dort tat. „Wo ist der Läufer? Sag mir, dass du ihn noch hast! Wo ist er?“


Zuletzt von Eleonora Bennet am Do 31 März 2011 - 2:01 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 15:14

William hielt den Atem an, als Eleonora den Kopf senkte und zu Boden starrte, und er konnte sehen, dass etwas in ihr vorging, auch wenn er nicht definieren konnte, was es war. Gedankenverloren umfasste sie ihr Handgelenk, und als er der Bewegung folgte, entdeckte er etwas, das er zuvor noch nicht gesehen hatte, das ihm neu war. Die Stirn gerunzelt, blieb sein Blick an einer deutlich erkennbaren Narbe hängen, die sich weißlich von Eleonoras rosiger Haut abhob. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals zuvor gesehen zu haben, und öffnete schon den Mund, um sich nach der verheilten Verletzung zu erkundigen, schloss ihn jedoch in letzter Sekunde wieder. Nicht einmal solche Belanglosigkeiten konnte er sich noch erlauben. Von nun an war er wieder ihr Professor und es ging ihn nichts an, was seine Schülerin tat oder unterließ, wollte oder nicht wollte. Ein bloßes Arbeitsverhältnis. Die einzige Frage, die ihm erlaubt war, war jene, ob sie dem Unterricht hatte folgen können.

Das kraftlose Nicken, das Eleonora ihm schenkte, und die Art, wie sie sich zur Tür umwandte, bereit, ihn zu verlassen, ließ die Wellen der Gefühle, die William quälten, noch höher schlagen. Er wollte zu ihr, wollte sie aufhalten. Sie sollte nicht gehen, vor allem nicht so! Weshalb wirkte sie so niedergeschlagen? War nicht sie es gewesen, die die Distanzierte gespielt und ihn somit dazu gebracht hatte, ihr mit derselben Kühle zu begegnen, obwohl er bemüht gewesen war, ihr zu zeigen, dass ihm sein Auftreten in der Eingangshalle leid tat? Welchen Grund konnte es dafür geben, dass sich ihr Verhalten nun, in diesem Augenblick, so sehr von dem unterschied, was er erwartet hatte? Konnte es sein, dass auch sie etwas davon abhielt, zu gehen?
Es zerriss William innerlich, sie so zu sehen und nichts dagegen tun zu können, und sein Herzschlag beschleunigte sich, als Eleonora die Tür öffnete und sich anschickte, das Büro zu verlassen.
Warte!, wollte er rufen, um sie aufzuhalten, um ihr wieder ins Gesicht blicken zu können, doch er biss die Zähne fest aufeinander und die Fingerknöchel der geballten Fäuste traten weiß hervor.

Doch Eleonora blieb stehen, wo sie war, und der suchende Blick, mit dem sie jeden Winkel seines Büros musterte, rief Verwirrung in William hervor. Er konnte sich keinen Reim auf ihr Verhalten machen, sollte jedoch im nächsten Moment erfahren, was sie so fesselte, denn mit einem Mal ging ein Ruck durch ihren Körper. Die Tür krachte ins Schloss ob der Wucht, mit der sie sie zuschmetterte. Sie fuhr herum und eine plötzliche, angsteinflößende Besessenheit flackerte in ihren Augen auf.
Fassungslos und völlig überrumpelt starrte William sie an, doch die geschrienen Worte, die sein Gegenüber ausstieß, erweckten ihn aus seiner geistigen Lähmung.
Als Eleonora den Raum mit hastigen Schritten durchquerte und das auf dem Schreibtisch liegende Schachbrett aufriss, wirbelte William herum; Zorn und Entsetzen spiegelten sich auf seinem Gesicht wider und seine Augen nahmen einen gefährlichen Glanz an. Die sorgsam gehegte Fassade fiel von ihm ab, die Kontrolle über sich selbst entglitt ihm, die Gefühle wurden stärker, stärker, und er wusste, dass er die Beherrschung verlieren würde, zu überrascht, um angemessen zu reagieren, zu erschüttert, um einen klaren Gedanken zu fassen.

„Was?“, brüllte er, doch Eleonora beachtete ihn nicht, stürmte stattdessen von einer unerklärlichen Manie gepackt zu einem Schrank, riss ihn auf, schlug ihn wieder zu. Mit wenigen Schritten war William bei ihr und zerrte sie von dem Möbelstück weg. Seine Hände schlossen sich hart um ihre Handgelenke, und nicht einmal die Berührung ihrer Haut konnte ihn in diesem Moment ablenken, zu sehr hatte der plötzliche Zorn ihn gepackt, zu sehr kochte die Wut in ihm.
Auf Eleonoras laute, drängende Frage hin, donnerte er: „Was, in Merlins Namen, glaubst du, was du da tust? Du benimmst dich wie eine Wahnsinnige!“
Wie vom Blitz getroffen ließ er sie los, das Gesicht zu einer wütenden Maske verzerrt, und griff in eine Innentasche seines Umhangs. Er riss eine hölzerne Spielfigur hervor – den Läufer, den sie ihm einst geschenkt hatte, den er immer bei sich trug und wie einen verbotenen Schatz hütete – und hielt ihn ihr vor die Nase.
„Hier ist er, verdammt!“, schrie er, packte ihre Hand und drückte die Figur grob hinein. „Bist du nun zufrieden?“
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 15:44

Nicht zählte mehr. Das Büro verschwamm in irgendeiner dunklen, verzerrten Masse in den Hintergrund. Die Zeit war bedeutungslos geworden, Hogwarts vergessen. Und William …? Ja, William war präsenter als je zuvor, doch Noras einzige Aufmerksamkeit galt der kleinen Figur.

Er hatte sie immer noch. Eine heiße Welle der Dankbarkeit überrollte sie und Nora sah ihn mit funkelnden Augen an. Ihre Handgelenke schmerzten an der Stelle, an der er sie so hart angefasst hatte und vermutlich würde sie morgen blaue Flecke davontragen. Doch das war nichts, was wirklich bedeutend war. Blaue Flecke kamen und gingen, Nora hatte schon so viele davon in ihrem Leben gehabt. Und sie waren zu kaschieren. Ein Pulli mit langen Ärmeln, Schweißbänder aus der Muggelwelt – kein Problem!

Unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen, starrte sie auf ihre Hand herab, die den Läufer beinhaltete, die noch immer in Williams großer Hand lag, die so kräftig zupacken konnte. Die Figur brannte sich heiß in ihre Handfläche ein. Doch sie spürte den Schmerz nicht. Solange William sie hielt, war alles in Ordnung. Egal wie sehr er sich verändert hatte, egal wie stark er sie verabscheute – er hielt sein Versprechen, das er ihr einst auf den Dächern Hogwarts gemacht hatte - er schützte sie.

Doch wie sehr sie darauf angewiesen war, stellte sich erst jetzt heraus.

Ihre Hand zitterte immer stärker und es war unklar, was oder wer daran schuld war. Die Figur? Noras Sehnsucht? Williams Wut? Es war nebensächlich. Nora starrte hinab und Erinnerungen überrollten sie wie ein Zug, der nicht rechtzeitig bremsen konnte, wenn jemand zu spät auf die Gleise trat. Hogwarts – der Astronomieturm – William – seine Küsse- seine Berührungen – seine Hände an ihrem Höschen – sein Blick – das grüne Gras – das Haus – das Spiel – der Tod!

Sie hatte all die Jahre gewusst, dass sie heimkehren würde, doch jetzt - als es soweit war - fühlte es sich nicht glücklich an, sondern längst überfällig. Sie waren endlich vereint, nach so vielen Jahren und allein das zählte. Nichts und niemand würde sie je trennen können, schon einmal war der Versuch gemacht worden, doch jetzt, wo sie stärker als je zuvor war, würde das niemandem gelingen. Nora passte zu sehr auf.

Williams gebellte Worte bezüglich ihrer Zufriedenheit drangen in ihr Bewusstsein und Wut flackerte in Noras Augen auf. „Allerdings!“, schrie sie zurück. „Und hör auf, mich so anzuschreien. Ich bin kein kleines Mädchen mehr, dass du so mir nichts dir nichts verführen kannst!“ Nora registrierte kaum, dass sie ihn ebenfalls anschrie. Sie bemerkte nicht, dass ihr Blick durch ihre eigenen Haare getrübt war, die einem Vorhang gleich wild und zerzaust vor ihrem Gesicht hingen. Nichts zählte mehr, nur, dass sie endlich wieder vereint waren!

Wie große, kräftige Klauen umklammerten die anderen Finger ihre Hand und Nora zerrte an ihr, versuchte, sich zu befreien – sie hielten sie unerbittlich fest. „Lass mich endlich los!“ Alles Zerren half nicht. Panisch begann sie auf die Hand einzuschlagen, irgendwann mussten die Klauen sie doch befreien? Doch diese Hand hielt sie weiterhin unnachgiebig und auf brutale Art und Weise fest und wollte die Herausgabe der Figur erzwingen, doch Nora kämpfte wie eine Löwin. Sie war zwar in Ravenclaw gewesen anstatt in Gryffindor, doch nichts in der Welt würde sie daran hindern, auf die Figur zu verzichten!

„Ich hasse dich“, schrie sie und es war unklar, was genau sie meinte. „Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich! hasse! Dich!“ Ihr vergeblicher Befreiungsversuch endete schließlich damit, dass sie benommen gegen William taumelte und kraftlos auf die Knie sackte – die Figur in ihrer Hand, ihre Hand in Williams. „Ich hasse dich“, wimmerte Nora erneut auf und lehnte die Stirn erschöpft gegen seinen Oberschenkel.


Zuletzt von Eleonora Bennet am Do 31 März 2011 - 2:03 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 16:51

Beider Blicke ruhten auf Eleonoras Hand, die den Läufer hielt, und als William bewusst wurde, dass seine ehemalige Schülerin die Schachfigur zurückforderte, schnürte ihm etwas die Kehle ab. Noch immer pochte die unkontrollierbare Wut mit ihren eisernen Fäusten gegen seine Brust, noch immer ging sein Atem stoßweise, doch der Verlust dessen, was ihn immer an diese eine Nacht erinnert hatte, schmerzte ihn. Tag für Tag hatte er die Figur bei sich getragen, sie behütet, geschützt, im Sommer wie im Winter, und nun sollte sie ihm genommen werden.
Doch war ihm klar, dass er Eleonora ihren Besitz nicht verweigern konnte, dass es albern wäre, zu sehr an einer Holzfigur zu hängen. Und vielleicht, wenn sie weg wäre, würde er lernen, die Vergangenheit im Hinblick auf Eleonora als abgeschlossen zu betrachten.

Seine Hand gab die ihre nicht frei, hielt sie erbarmungslos fest, und wie eine tausendköpfige Armee brandete der Zorn gegen den letzten Widerstand, der sein Bewusstsein noch umgab. Das Blut pulsierte durch seine Adern, auf eine obskure, verzerrte Art und Weise im Takt mit den Gedanken, die gegen seine Stirn hämmerten. Eleonoras Hand begann krampfhaft zu zittern, ihr Blick wutentbrannt, und ihr Gesicht verzerrte sich, als sie ihn anschrie. Ihre Worte trafen ihn wie ein Schwall eisigen Wassers, der jedoch in den Flammen seines Zorns zischend verdampfte, und alles, was er sah, war das manische Glänzen in den Augen der Frau, für die er einst so viel empfunden hatte. In diesem Moment war nichts davon übrig, und auch, als Eleonora wild um sich schlagend versuchte, sich von ihm zu befreien, öffnete sich seine Hand keinen Spalt.
„Was zur Hölle tust du da?“, schrie er, wollte nach ihrem freien Handgelenk packen, um ihrem Toben ein Ende zu bereiten, doch ihre Bewegungen waren zu schnell, zu abgehackt, als dass er sie zu fassen bekommen hätte. Er hätte sie einfach loslassen sollen, doch er wollte nicht nachgeben, wollte sie in die Knie zwingen.

Dass sie wenige Sekunden später tatsächlich schreiend und wimmernd auf die Knie sank, hätte er nicht erwartet, doch die Worte, die Eleonora wie einen Fluch ausstieß, ließen nicht zu, dass er sich beruhigte. Angewidert ließ er die Hand los, die er umklammert gehalten hatte, und stieß die vor sich kniende Studentin heftig von sich. Das, was sie ihm noch vor einer Minute an den Kopf geworfen hatte, drang mit Macht zurück in seinen Verstand, und die ungeheure Unverschämtheit, die Vorwürfe, die darin mitgeschwungen hatten, trieben ihn nun zur Raserei.
Er wirbelte herum, fegte das Schachbrett erneut vom Tisch, sodass es zu Eleonoras Füßen landete und bei diesem Mal vollends auseinanderbrach, und brüllte blindwütig: „Das denkst du also von mir?! Dass ich mich an dir vergangen habe?! Wegen dir ist meine Ehe in die Brüche gegangen, du verdammtes Miststück! Wegen dir hasst meine Frau mich noch im Tod! Weil du mich so lange umschmeichelt hast, bis du mich endlich herumbekamst!“ Weder sein Brüllen noch die Beleidigung taten ihm leid. Mit einem rabiaten Tritt, begleitet von einem wilden Aufschrei, schleuderte er eine der umher rollenden Schachfiguren in Eleonoras Schoß.

Diese hielt noch immer den Läufer umklammert, und Williams funkensprühender Blick bohrte sich in ihre Gestalt. Sein Verstand wollte nicht begreifen, weshalb die junge Hexe innerhalb weniger Sekunden zu einer wilden Bestie mutiert war, die nicht in der Lage war, überlegt zu handeln. Noch nie hatte sie sich in seiner Anwesenheit so gegeben, noch nie so die Kontrolle verloren, und er fragte sich, was sie in den Jahren ihrer Abwesenheit getan hatte.
„Verschwinde aus meinem Büro“, zischte William mit bebender Stimme und zog seinen Zauberstab hervor, um ihn auf sein Gegenüber zu richten. „Sofort!
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptyFr 18 März 2011 - 17:30

Eisige Kälte kroch langsam in ihren Adern hoch und nahm Besitz von ihr. Erst lähmte sie ihre Beine, dann den Bauch, kroch von dort in ihre Arme und zum Schluss zog sich ihr Herz zusammen. Noras Welt war völlig aus den Angeln gerissen worden, die Situation vollständig verfahren. Sie wusste nichts mehr zu sagen. Sie war betäubt. Von seiner Wut. Von sich selbst. Von ihren Vorwürfen. Seinem Hass!

Mit voller Wucht landete sie auf dem Boden, als William sie so unvermittelt von sich stieß und sie hasserfüllt ansah. Sie beobachtete betäubt, wie er sein geliebtes Schachbrett zu Boden schleuderte und die Figuren sie wie Steine trafen – am Schienbein, im Bauch, selbst auf ihrem Arm spürte sie das harte Holz, das sich schmerzhaft in ihre Haut bohrte.

Doch der Schmerz, den er ihr zufügte, war zweitrangig. Vielleicht war es auch gerade das, wonach sie sich sehnte? Denn der körperliche Schmerz lenkte sie von ihrem Kummer ab. Sein Verhalten hatte sie verletzt, doch dass er sie nun so von sich stieß, glich einem kleinen Tod. Etwas in ihr starb – doch es war nicht die Liebe zu ihm, die sie trotz allem noch immer tief in sich spürte und die sie wieder zu ihm treiben würde. Nora wusste, nur ihr eigener, richtiger Tod konnte dafür sorgen, dass diese Gefühle aufhörten.

Manchmal kam sie sich vor wie der Gegenstand dieser Muggelliebesromane, wo die Heldin trotz allem noch an ihrem Geliebten festhielt. Drama, Qual und meist auch eine Entführung kamen in den Büchern vor. Ihr Drama und ihre Qual konnten durchaus mit der Fantasie so mancher liebeshungrigen Schriftstellerinnen mithalten, doch eine Entführung war wohl auszuschließen.

Der Läufer fiel aus ihrer Hand und kullerte zu Boden. Die Figur hatte einen dunklen Fleck auf ihrer Handfläche hinterlassen, doch das war nicht mehr wichtig. Allein Williams Worte zählten. Sie war Schuld am Scheitern seiner Ehe gewesen? Fassungslos hob Nora den Blick und sah ihn aus ihren großen, braunen Augen verwirrt an. Wie konnte sie die Ursache sein? Sie hatten sich geküsst – aber von seiner Seite aus war nicht mehr gewesen. Natürlich war es keine tolle Sache, wenn der eigene Partner jemand anderes küsste, doch es war kein Weltuntergang, zumal sie danach ja auch nicht wieder aufgetaucht war, sondern in Wien ihre Ausbildung gemacht hatte. Wieso war seine Ehe zerbrochen? Und was meinte er mit: „Wegen dir hasst meine Frau mich noch im Tod“?

Das alles ergab keinen Sinn für Nora, doch die Zeit, um darüber nachzudenken, hatte sie nicht. Sein Rauswurf war überdeutlich gewesen und der Hass, der in seinen Augen glomm, sorgte dafür, dass sie seinen Rauswurf als Drohung auffasste. „Verschwinde aus meinem Büro … sonst wirst du es bitter bereuen.“

Die Schachfigur traf sie unvermittelt und Nora keuchte erneut vor Schmerz auf. Als sie herabsah, erkannte sie, dass es der Schwarze König gewesen war. Bildete sie es sich nur ein, oder sah der König tatsächlich schadenfreudig zu ihr hinauf?

Auf einmal fühlte sich die 22Jährige so unsagbar alt. Es fiel ihr schwer, sich aufzustemmen und hinzustellen. Es fiel ihr schwer, den Blick nicht noch einmal zu William gleiten zu lassen, der so bedrohlich neben ihr aufragte. Mit eingezogenem Kopf schlich sie zur Tür und sie legte ihre Hand auf den Knauf. Für einen Moment zögerte Nora, warf einen Blick zurück, doch der Ausdruck in seinen Augen war eindeutig.

Wortlos verließ sie das Büro ihres Arithmantikprofessors und ging einige Schritte auf den Gang hinaus. Ihre Worte taten ihr Leid, zumal sie so gar nicht gemeint waren. William war eindeutig verletzt gewesen. Bedeutete das etwa, dass sie einen falschen Eindruck gewonnen hatte und sie ihm doch etwas bedeutet hatte? Aber zum Umkehren war es zu spät, auch wenn sie versucht war. Sie ahnte, dass mit William derzeit nicht zu reden war und sie selbst war viel zu aufgewühlt. Nicht, dass sie erneut Dinge von sich gab, die sie hinterher bereute.

Nora atmete tief durch und rannte schließlich zum Gang im ersten Stock, der Hogwarts mit der Universität verband. Sie hetzte durch die Flure und blieb erst wieder stehen, als sie die Tür zu ihrem Zimmer im Studentenwohnheim aufmachte. Es dauerte einige Sekunden, sie war zu aufgewühlt, um die Banne, die die Tür verschlossen hielten, sofort aufzubekommen. Doch als schließlich die Tür aufschwang, warf Nora sich auf ihr Bett und heulte hemmungslos. Sie bemerkte nicht, dass der Läufer noch immer in Williams Büro auf dem Boden lag.

Erst in einigen Minuten sollte sie daran denken. Erst in einigen Minuten sollte sie sich daran erinnern, was mit den anderen Figuren passiert war. In einigen Minuten sollte sie wissen, dass nicht länger der Läufer auf dem Teppich lag, sondern die Figur eines Elefanten aus weißem Elfenbein. Vielleicht war der Lichteinfall so stark, dass die Diamanten, die das geschnitzte Geschirr des Elefanten verzierten, zu funkeln begannen. Höchstwahrscheinlich hatte die Figur bereits jetzt damit begonnen, sich in ihre ursprüngliche Größe zurückzuverwandeln. Vielleicht hatte William einst von Montglane gehört …?


Zuletzt von Eleonora Bennet am Do 31 März 2011 - 2:05 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptySo 20 März 2011 - 17:36

Auch nachdem Eleonora mit schleppenden Schritten das Büro verlassen hatte, rührte William sich nicht. Die Hand, mit der er den Zauberstab umklammert hielt, zitterte, und er starrte hinab auf das Chaos, das sich vor ihm auftat. Er war zu gelähmt, um einen klaren Gedanken fassen zu können, und der Verlauf, den das zweite Aufeinandertreffen mit seiner ehemaligen Schülerin nach vier Jahren genommen hatte, war zu unglaublich, als dass er dessen Tragweite hätte begreifen können.
Nur wenige Stunden waren seit dem Streit mit Maria vergangen. Wenige Stunden, die sein Leben erneut vollkommen auf den Kopf gestellt hatten und die ihn viele schlaflose Nächte kosten würden. Denn diese Nacht würde er keine Ruhe finden.

Langsam hob William den Mahagonistab, richtete ihn auf das Schachbrett und sah zu, wie die Figuren zurück in den Kasten kullerten und die Scharniere sich wieder zusammenfügten, bevor das Spiel elegant zu seinem Platz zurückkehrte.
Als nächstes deutete er auf die verstreut auf dem Boden liegenden Blätter, die Eleonora fallengelassen und nach ihrer Auseinandersetzung nicht mitgenommen hatte. Nach einigem Rascheln erhob sich die Akte sorgfältig geordnet in die Lüfte, um schließlich auf dem Schreibtisch zur Ruhe zu kommen und dort zu verweilen wie die Erinnerung an etwas Unangenehmes, Bedrückendes.
Wie in Trance wanderte der Blick des Arithmantikprofessors durch den Raum und hielt überrascht inne, als er etwas erblickte, das sich seinem Aufräumzauber entzogen hatte – etwas, das sein Herz höherschlagen ließ. Es war die Schachfigur. Er hatte nicht bemerkt, dass Eleonora sie nicht mitgenommen hatte, und zögerte, sie aufzuheben.
Etwas stimmte nicht mit dem Läufer. Plötzlich war William sich sicher, dass dieses Stück Holz es gewesen war, was Eleonora noch vor wenigen Minuten in eine Wahnsinnige verwandelt hatte. Er hatte das Glimmen in ihren Augen gesehen – unberechenbar, fernab der Realität.

Mit gerunzelte Stirn trat William einen Schritt näher an die Schachfigur heran, doch gerade, als er sich bücken wollte, um sie aufzuheben, ging eine Veränderung mit ihr vor, und impulsiv zuckte er zurück. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als die Farbe des Läufers langsam verblasste, bis er in reinstem Weiß schillerte, um gleich darauf auch seine Größe und Form zu verändern.
Unfähig, sich zu bewegen, beobachtete William die Veränderung, die mit dem Gegenstand, den er so lange bei sich getragen, so lange gehütet hatte, vor sich ging. Und schließlich, keine fünf Sekunden später, war es vorbei.
Die Ungläubigkeit, die William ins Gesicht geschrieben stand, konnte nicht vollkommener sein, und alle Vorsicht vergessen, beugte er sich herab und berührte die glatte Oberfläche dessen, was aus dem Läufer geworden war. Ein Elefant. Ein kleiner, mit funkelnden Diamanten besetzter Elefant, der, wie sich unter seinen tastenden Fingern herausstellte, aus makellosestem Elfenbein bestand.
„Was zum…“, murmelte er, als er das seltsame Objekt fast ehrfürchtig in die Hand nahm, um es genauer zu betrachten. Das war unmöglich. Irreal. Wäre er sich nicht sicher, dass es sich nicht um einen Scherz handelte, würde es er für eine Art Schülerstreich halten.

Urplötzlich hatte William das Bedürfnis, sich des Elefanten zu entledigen. Wie von einem Hippogreif getreten durchschritt er das Büro, zog eine bis auf wenige Pergamentrollen leere Schublade des Schreibtischs auf und ließ den Gegenstand unsanft hinein plumpsen. Etwas zu heftig schlug er das Schubfach wieder zu, fingerte seinen Zauberstab mit fahrigen Bewegungen hervor und verschloss sie magisch, damit niemand außer ihm sie öffnen konnte.
Zerstreut fuhr er sich mit der freien Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf. Manchmal, ja, manchmal, da wünschte er sich nichts sehnlicher als ein Denkarium, wie der Schulleiter es besaß.
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Juliet Capulet
Romantical Princess
Juliet Capulet


Realer Name : Jasmin (Jassi)
Alter : 18 Years
Blutstatus : Halfblood
Gesinnung : Only Good
Status : Unhappy Single
Job : Schoolgirl
Klasse : 7. Class
Steckbrief : That's me
Relations : My Feelings
Outfit : Outfit & School
Ort : Bahnhof Hogsmead
Beitragsanzahl : 19876
Keiner

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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 EmptySo 1 Mai 2011 - 19:05

Nebenplay beendet und somit verschoben.
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BeitragThema: Re: l'Estate - presto – g-moll - 1.0   l'Estate - presto – g-moll - 1.0 Empty

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