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 Ihr aber seht und sagt: Warum?

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Helena von Rosen
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Helena von Rosen


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BeitragThema: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMi 3 Feb 2010 - 21:27

Ich schreibe.

Ich schreibe viel.

Ich schreibe viel und oft.

Ich schreibe viel und oft, aber meiner Meinung nach nicht so sehr gut.

Seit ich im Alter von sieben Jahren anfing, mir zum einschlafen selbst Geschichten zu erzaehlen, bin ich suechtig nach Geschichten. Von Anektoden und Drabbles ueber Kurzgeschichten und Novellen bis hin zu Romanen und Romanserien, nichts ist war und ist vor mir sicher.
Mit elf fing ich dann an zu schreiben. Ein Liebesroman... Nie volendet und das ist auch gut so.

Heute arbeite ich an meinen Faehigkeiten, laengere Geschichten auf die Reihe zu bekommen, aber alles was dabei herauskommt sind - Geschichten. Selten laenger als tausend Woerter. Selten kuerzer als fuenfhundert.

Falls ihr ein seltsames Maedchen in eurer Stadt seht, das im Laufen liest und dabei in sich hinein grinst - sprecht es an. Es kann euch Geschichten erzaehlen...


Ihr aber seht und sagt: Warum?
Aber ich traeume und sage: Warum nicht?"


Zuletzt von Helena von Rosen am Mi 3 Feb 2010 - 21:31 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMi 3 Feb 2010 - 21:27

Nachdenken über den Frieden – Ein Gedanke

Frieden.
Menschlicher Frieden.
Was macht ihn aus?
Taktieren, drohen, gebrochene Versprechen, politisches Kalkül, Unsicherheit.
Wir wissen den Frieden nicht zu schätzen, wir haben ihn schon zu lang.
Friede ist zerbrechlich.
Der längste Frieden, den wir kennen, dauerte 60 Jahre - ein Menschenleben.
Wie oft ist Friede kein Friede, sondern befriedeter Krieg.
Das ist ein Unterschied.
Frieden ist ein Zeichen inneren Friedens.
Der Speer im Herzen deines Bruders ist der Speer in deinem Herzen.
Du bist er.
Friede gründet auf Vertrauen.
Auf Toleranz.
Auf Akzeptanz.
Auf Verständigung.
Auf Verstehen.
Wir verstehen uns nicht.
Unendliche Möglichkeiten in unendlicher Kombination.
Wie kann ein ethnischer Wert wahrer oder besser sein als der andere.
2000 Jahre „Zivilisation“ und wir haben nichts gelernt.
Oh ja, gelehrt haben viele, gehört haben viele, aber gelernt!
Gelernt haben wenige.
Wer den anderen kennt, ist klug.
Wer sich selbst kennt, ist weise.
Friede kommt aus Selbstakzeptanz und Arrangement mit der Umwelt.
Man kann Frieden nicht erzwingen.
Frieden muss wachsen.
Friede ist ein Ausdruck von Licht.
Licht kommt von innen.
Licht ist in jedem.
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMi 3 Feb 2010 - 21:28

Sterne

Sterne.
Die Milliarden und Abermilliarden von Sternen waren der Grund gewesen, weshalb sie aus dem Ballsaal geflohen war.
Dort drinnen konnte man sie nicht sehen und die Sterne waren etwas, dass sie an ihre Heimat erinnerte.

Ein leichter Wind wehte von den Bergen herüber und das Haar der jungen Frau bewegte sich sanft.
Eine kleine schwarze Katze näherte sich ihr und sprang auf die Balkonbrüstung. Das Kätzchen rollte sich auf dem warmen Stein zusammen und schnurrte zufrieden. Die junge Frau seufzte. Es war so friedlich.

Die Sterne funkelten und Drvhds mit seinen zehn Monden leuchtete hell.

Die junge Frau hörte die Tür am anderen Ende der Terrasse aufgehen. Kurz wurde die Stille von dem Gelächter und der Musik aus dem Ballsaal unterbrochen. Dann wurde die Tür leise geschlossen.
Eine Person trat mit leisen Schritten an die Brüstung. Sie stand außerhalb des Blickfeldes der jungen Frau, aber sie war sich sicher eine männliche Aura zu spüren. Stille herrschte und wurde nicht unterbrochen.
Es war eine gute, wohltuende Stille, nur begleitet vom leisen Säuseln des Windes.
Nach einigen Minuten begann der junge Mann zu sprechen. Es klang wie ein Selbstgespräch, aber der jungen Frau wurde bewusst, dass er mit ihr sprach.

"Ich glaube, sie weis gar nicht, wie sehr ich sie liebe. Seit ich sie vor sieben Jahren das erste mal sah, liebe ich sie. Und sie bemerkt mich nicht. Sie lächelt und erzählt mit ihrem Nachbarn, wenn ich mit ihr reden möchte, mich ihr gestehen möchte. Sie lächelt und tanzt mit meinem Nebenmann, wenn ich mit ihr tanzen möchte. Sie lächelt ein schönes Lächeln. Ein sehr höfliches Lächeln. Aber es erreicht die Augen nicht. Es ist ein abweisendes Lächeln. "

Er trat näher an die junge Frau heran.

"Eigentlich will ich sie berühren."

Er hob die Hand, legte sie auf ihren Arm.

"Ihr durch die Haare streichen."

Er strich sacht über das im Sternenschein silbrig glänzende Haar.

"Aber sie lächelt und geht. Und ich liebe sie. Deswegen werde ich tun, was ich will, auch wenn sie mir den Rücken zuwendet. Ich werde die Hand an ihre Wange legen."

Er tat, was er sagte und ließ seine Hand dort liegen. Das Mädchen erschauerte.

"Ich werde die Hand auf ihre Hüfte legen und sie zu mir herum drehen."

Er legte die Hand leicht auf ihre Hüfte und verharrte dort, als wenn er auf Bestätigung warten würde. Als sie seine Hand nicht abschüttelte, zog er sie zu sich herum.

Er flüsterte jetzt nur noch. "Ich werde sie fragen, ob sie mich liebt."

Das Mädchen schwieg und erschauerte erneut. Der junge Mann vor ihr sah auf sie hinab und erzählte weiter.

"Sie wird schweigen. Ich werde vor ihr auf die Knie sinken und ihre Hand küssen und sie fragen, ob sie meine Königin werden möchte."

Er sank auf die Knie und küsste ihre Hand. Die junge Frau starrte mit großen Augen auf ihn hinab. "Mein König ..., ich ...", ihre Stimme brach.

Er nickte traurig. "Ich werde verstehen, dass sie mich nicht will und ich werde mich erheben, fortgehen und mit lächelndem Gesicht trauern, während ich tanze. Und irgendwann werde ich es verstehen. Irgendwann. Vielleicht."

Er erhob sich, sah noch einmal in ihr Gesicht und strebte dann mit schnellen Schritten der Tür zum Ballsaal zu.

Als sie sich fast hinter ihm geschlossen hatte, schluchzte die junge Frau auf. "Verdammt, ich liebe Euch doch." Aber die Tür schloss sich unerbittlich und zerriss das kleine Fädchen der Hoffnung. Die junge Frau brach zusammen. Aber die konnte nichts mehr ändern. Sie hatte ihre Chance gehabt.

"Ich liebe ihn doch. Verdammt, ich liebe ihn doch", flüsterte sie leise und schluchzte trocken. Sie stand auf und taumelte auf die Balkonbrüstung zu. Schwer atmend stützte sie sich auf dem immer noch warmen Stein ab und starrte auf die Berge. Er hatte Recht, irgendwann würde er es verstehen. Dass sie ihn geliebt hatte. Bis dahin ...
Die Berge wurden immer verlockender. In den Bergen kannte sie sich aus. In den Bergen war ihre Familie, ihr Clan und da sie jetzt keine Liebe mehr im Schloss hielt ... Warum nicht? Sie waren besser als jeder andere Ort.
Sie raffte ihre Röcke und machte Anstalten über die Brüstung zu klettern, als sich von hinten zwei starke Arme um ihre Taille schlangen und sie an eine breite Brust zogen. Der König hob sie hoch wie ein kleines Kind und sah ihr in die Auge.
>Geh nicht!<, flehten seine Augen.
>Wenn du mich noch nimmst?<, antworteten ihre.

"Dann ist ja alles gut, mein Schatz.", sagte er und küsste sie hingebungsvoll.

***

Zufrieden stahl sich eine weibliche Gestalt leise aus dem Schatten der Säule zur Tür.
"Dass ist ja gerade noch mal gut gegangen.", murmelte sie vor sich hin.

"Herzlichen Glückwunsch mein Sohn."
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMi 3 Feb 2010 - 21:31

"It's not my time"


Sehnsüchtig sah Lissy aus der Backstube hinaus in den Nieselregen, der sanft und weich wie ein Samtmantel über der Stadt lag.

Für einen Moment schimmerte die Sonne durch die Wolkendecke. Lange genug für Lissy um festzustellen, dass es etwa ein Uhr mittags war.

Sie seufzte kurz.

Lissy konnte nicht genau definieren weshalb, aber sie wusste, sie gehörte nicht hierher.


Sehnsüchtig sah Lissy hinaus in den Sonnenschein, der warm durch das Zugfenster schien.

Am Waldrand neben der Schiene führte eine Fährte den Berg hinauf. Lissy betrachtete sie einen Moment und sie war sich sicher, dass ungefähr zehn Stück Rotwild hier in der Nacht gegen halb ein Uhr morgens entlang gezogen sein mussten.

Woher sie das wusste? Lissy hatte keine Ahnung.

Aber sie wusste, dass sie nicht hierher gehörte.


Sehnsüchtig sah Lissy hinaus in die sich wiegenden Bäume, in denen sich der Wind austobte.

Vögel zogen über den Himmel und ließen scheinbar ein Flugzeug hinter sich. Lissy war klar, dass sie jedoch in nur 500 Fuß Höhe flogen und dass es außerdem Singschwäne waren.

Sie strich über ihren Bogen und die Pfeile, die neben ihr auf dem Autositz lagen. Wenn sie draußen gewesen wäre, hätte sie einen herunter geholt.

In Momenten wie diesen wusste sie, sie gehörte nicht hierher.


Entschlossen spannte Lissy die Sehne und fixierte die Mitte der Scheibe. Eine erwartungsvolle Stille lag über der zermatschten Wiese.

Vorhin hatte sie schon im Schwertkampf nur gegen den Besten verloren. Sie ließ den Pfeil los. Er bohrte sich tief in die Scheibe, in die Mitte der Scheibe. Lissy atmete auf. Sie hatte gewonnen.

Erleichtert nahm sie den Bogen herunter und strich sich ihre Tunika glatt. Jubel brandete auf, als Lissy sich vor der Tribüne des Königs verneigte.

Sie spürte, hier war sie zuhause.

Eine kleine Stimme in hier sagte ihr, dass es nur eine Masquerade war, aber Lissy hatte etwas Wichtiges verstanden. Das Festival hatte ihr es begreiflich gemacht.

Sie gehörte nicht hierher.

Sie war eine alte Seele.

Dies war nicht ihre Zeit.
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMo 22 Feb 2010 - 14:09

Entscheidung

"Potter, Albus Severus"

Stille. Aufgeregtes Getuschel.

Warum sehen mich nur alle so an.

Ich straffe die Schultern und gehe nach vorn.
Eine Frau führt mich zu DEM Stuhl. Ich setze mich darauf. Kurz, bevor sich der Hut über mich stülpt, sehe ich die zum platzen gespannten Schüler in der Halle.

Da fängt auch schon der Hut an zu quasseln: "Oh. Welch ungewöhnliche Mischung. Ein wenig Potter, ein wenig Evans, ein wenig Weasley und eine gute Portion Fingerspitzengefühl. Sehr interessant. Sogar Intelligenz ist vorhanden. Ich denke, Ravenclaw wäre gut. Es ist deine Entscheidung, Junge."

Fragende Stille.

Draußen Geflüster.

Ich denke daran, was Dad am Bahnhof zu mir gesagt hatte: >Albus Severus, du wurdest nach zwei Direktoren von Hogwarts benannt. Einer von ihnen war ein Slytherin und er war definitiv der mutigste Mann den ich je gekannt habe!<
>Nein, nicht Ravenclaw!<, denke ich angestrengt.

"Ah. Bemerkenswert. Dann denke ich das beste wird sein wir schicken dich nach ..."

Ich halte die Luft an. Der Hut hat merklichen Spaß an seiner Rolle.

"SLYTHERIN!"

Na toll.
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMo 22 Feb 2010 - 14:09

Regentage

Imladris, Hohes Haus, Mitte November 2939 Drittes Zeitalter

“Mir ist langweilig!”, maulte Estel. “Uns doch auch.”, antwortete Elladan und Elrohir fügte hinzu:”Novemberwetter ist das schlimmste, was es gibt.” Estel legte den Kopf schief. “Schwertkampftraining bei Glorfindel?”

Die Zwillinge verzogen das Gesicht. “Na gut.”, lenkte Elrohir mit einer Miene ein, als hätte er etwas sehr ekliges im Mund ein. “Fast.”

Die Drei schwiegen wieder und starrten aus dem Fenster. Draußen schüttete es, als gäbe es kein morgen und der Sturm der außerdem wütete, machte es unmöglich, trocken auch nur einen Meter aus dem Haus zu kommen.

”Welche Orte gibt es, die wir im Haus ungestraft betreten dürfen?”, fragte der kleine Sterbliche seine beiden älteren Ziehbrüder. “Hm.” Elrohir überlegte. “Nicht viele. Unsere Zimmer.” – “Und die Bibliothek.”, fügte Elladan hinzu.

Wieder herrschte Ruhe. Keine dieser Möglichkeiten war besonders verlockend. Zimmer oder Bibliothek… Enge oder verstaubte Bücher… Nur die Brüder oder Erestor und Eresthel… Lustige erwachsene Elben oder belesene erwachsene Elben.. Hm, belesen… Bücher… Geschichten… Märchen… DAS war es!

Estel runzelte die Stirn. “Erestor und Eresthel haben doch ganz viele Bücher gelesen und Bücher sind doch Geschichten, stimmt’s? Da müssten sie doch ganz viele Geschichten erzählen können.” Elladans Gesicht hellte sich schlagartig auf.

“Ja natürlich!”, rief er aus. “Erestor hat mir und Elrohir immer Gute-Nacht-Geschichten erzählt.” Und Elrohir fügte hinzu:”Ich kann mich auch erinnern, dass Eresthel, als sie neu in Imladris war, manchmal abends am Kamin wunderschöne Geschichten und Sagen erzählte.”
Estel wurde neugierig. “Warum macht sie das nicht mehr?”, wollte er wissen.

Elrohir zuckte mit den Schultern. “Was weiß denn ich? Da musst du sie fragen.” Estel verzog das Gesicht und schwieg. Der hatte gut reden! Er war doch nicht lebensmüde! Eresthel fragen! Da konnte er auch Drachen fangen gehen, bewaffnet mit einem Streichholz…

Wieder schwiegen die Drei, bis Estel es nicht mehr aushielt. Er sprang auf und zog die Hand des ältesten Zwillings mit sich, wodurch dieser von seinem Stuhl gerissen wurde und notgedrungen mit gehen musste, wenn er nicht nähere Bekanntschaft mit dem Flurfußboden schließen wollte. Lachend folgte ihnen Elrohir und gemeinsam erreichten sie die Bibliothek.
Dort fanden sie Bruder und Schwester wie so oft nebeneinander an einem langen Tisch sitzen, der mit Briefen, Landkarten, Verträgen und Schriftrollen bedeckt war. Beide sahen hoch, als die drei eintraten und seufzten ärgerlich, als sie sie erblickten.

“Uns ist langweilig.”, verkündete Estel laut und Elrohir und Elladan grinsten beifällig. “Genau.”, sagte Elladan und Elrohir fügte hinzu: “Deshalb wollen wir Geschichten erzählt haben.”

Die beiden Bibliothekare zogen synchron die Augenbraue hoch. “Bei Estel ist dieses Ansinnen zu einem gewissen Grade verständlich. Allerdings hätte ich Euch für älter als acht Menschenjahre gehalten, meine Herren.”, meinte Erestor kühl und Eresthel nickte beifällig.
Sie machte eine weite Handbewegung. “Such Euch Bücher, wenn Euch nach Märchen gelüstet. Viel zu selten seit Ihr hier zu Gast.”, verdeutlichte sie den dreien. Elrohir verzog das Gesicht. “Dafür ist man also der Sohn des Herrn.”, brummte er.

Erestor versteifte sich. Würden sie…? Was fragte er sich das noch…natürlich würden sie. “Wir verlangen ausdrücklich dass ihr uns eine Geschichte erzählt.”, sagte Elladan und Mutwille blitzte in seinen Augen.

Eresthel erhob sich. “Bei aller Höflichkeit und Gehorsam Meister Elrond gegenüber, aber ich werde ganz sicher nicht Barde für seine gelangweilten Kinder spielen.” Sie raffte ihre Notizen und Unterlagen zusammen und ging zur Tür. “Falls Ihr das Bedürfnis habt Euch zu beschweren, könnt Ihr das jederzeit tun.” Damit verschwand sie und geräuschvoll knallte die Tür ins Schloss.

Erestor stöhnte geplagt. “Schwestern sind die größte Plage auf Iluvatars schöner Ea.” Verständnisvoll nickten seine drei Besucher. Oh ja, das verstanden sie nur zu gut. “Also meine Herren, was darf ich Euch berichten?”

Estel ergriff das Wort. “Etwas über Kampf bitte.” Elladan nickte beifällig und fügte mit einem Blick auf Estel hinzu: “Aber bitte mit nicht allzu viel Blut.”

Erestor starrte nachdenklich in die Ferne. “Nun gut.”, sagte er dann langsam und ein diabolisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, dass allen Dreien einen kalten Schauer bescherte. Was auch immer Erestor gerade dachte, sie wollten nicht Gegenstand dessen sein.
Erestor wandte sich den erwartungsvollen Gesichtern seiner Gäste zu. “Ihr alle kennt die Geschichte und die Legenden um Glorfindel von Gondolin, Herr des Hauses der Goldenen Blume und Balrogtöter, unbesiegt in allen Kämpfen und wiedergeboren mit dem Willen der Valar.”

Die beiden Elben und der kleine sterbliche Junge nickten. Natürlich, diese Geschichte gehörte zu den besten ihrer Art, doch selbst Estel kannte sie beinahe auswendig. Elrohir fühlte sich genötigt einen Kommentar abzugeben. “Ja, Erestor. Eine Eurer wenigen interessanten Geschichtsstunden und Gegenstand vieler Liederabende in der Großen Halle.”

Erestor lehnte sich in seinem Stuhl zurück. “Nun, aber kennt ihr die Geschichte, wie Fürst Glorfindel von einer elleth (1) besiegt wurde?” Er sah die erstaunten Gesichter seiner Besucher. “Nein? Das wundert mich nicht. Aber wenn die Herren Elrondion ein wenig ihre Gehirne strapazieren würden, könnten sie sich sicher erinnern, davon gehört zu haben.”

Die beiden angesprochenen Elben tauschten ratlose Blicke. “Es gab ein Gerücht.”, sagte Elladan dann unschlüssig und Elrohir fügte hinzu: ”Aber es wurde kein Name genannt, deshalb nahm es niemand für voll.”

Erestor nickte. “Genau diese Geschichte meine ich. Sie ereignete sich im Jahre 1029 des Dritten Zeitalters, also etwas mehr als drei Jahrzehnte nachdem Fürst Glorfindel nach Mittelerde zurückgekehrt war. Und der Grund war ein ganz einfacher: Die junge elleth hatte eine ziemlich sinnlose Wette verloren.”

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

“Du hast es gewusst, Bruder. Gib es zu!” die Stimme der jungen elleth klang ernsthaft beleidigt, aber der angesprochene Elda war sich keiner Schuld bewusst.

“Muinthêl (2), Anor geht jeden morgen über Imladris auf und nur selten ist ihr Farbspiel dem des vorhergegangenen auch nur ähnlich. Außerdem achte ich nicht auf solche Dinge, das weist du.” Und beeinflussen konnte er sie schon gar nicht.

“Trotzdem.”, beharrte seine Schwester. “Du lebst schon so lange in Imladris, du wusstest es ganz sicher.” Der Elda schnaubte spöttisch. “Du suchst doch nur einen Grund, dich vor deinem Wetteinsatz zu drücken, geliebte Schwester.”

Sie seufzte und lächelte. “Du hast recht, muintôr (3).” Flehend sah die ihn an. “Muss ich wirklich…?”

Grinsend nickte der Elda (4). “Ganz sicher musst du, muinthêl. Mein Wetteinsatz war nicht besonders viel besser und ich hätte ihn auch eingelöst.” Wettschulden waren schließlich Ehrenschulden. Ihre Augen glitzerten mörderisch. “Du hast viel zu große Sehnsucht nach einem unerwarteten Tod.”, sagte sie und der Elda wusste, dass seine Schwester das ziemlich ernst meinte. In der nächsten Zeit würde er auf alles gefasst sein müssen.

“Ich tu es.”, seufzte die elleth dann und zuckte ergeben mit den Schultern. Was konnte sie auch anderes tun. “Heute Abend vor dem Abendmahl.”, grinste ihr Bruder und erwiderte ungerührt ihren Todesblick. ”Für eine Stunde nach Mitternacht mit Zwillingsschwertern am Wasserfall.”

Wenn er schon leiden musste, dann wenigstens für einen angemessenen Preis.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

“Und dann?”, fragte Estel ungeduldig, als Erestor kurz innehielt um Atem zu holen und seine Gedanken zu sammeln. “Nun, sie hat es getan.”, sagte Erestor und lächelte maliziös. “Schließlich ging es um ihre Ehre.”

Elladan und Elrohir nickten mitfühlend und auch Estel verstand diesen Grund. Die eigene Ehre verteidigen zu müssen hieß ja nur, dass auch welche vorhanden war. “Erzählt weiter!”, forderte Estel.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

“Wenn Ihr die Herausforderung annehmt, so seit in der heutigen Nacht eine Stunde nach der Mitternacht am Wasserfall.”

Die Worte hallten unangenehm laut in der ungläubigen Stille der Halle nach. Ebenso ungläubig und auch ein bisschen belustigt betrachtete ich die junge elleth vor mir. “Ich werde dort sein.”, sagte ich laut und hob nachdenklich den Becher an den Mund.

Die elleth nickte knapp und verschwandt eiligen Schrittes aus der Großen Halle. Wer war sie? In den Jahrzehnten, die ich nun schon in Bruchtal weilte hatte ich sie noch nie gesehen. Sie hatte so ungewöhnliche Haare, dass sie mir sicherlich aufgefallen wäre.

Ich zog meinen Tischnachbarn zu rate, dessen Kenntnisse der Bewohner des Letzten Gastlichen Hauses östlich des Meeres mir schon oft gute Dienste geleistet hatten, wenn mir eine der hübschen elleth ins Auge gesprungen war, die der näheren Bemühungen lohnte, aber auch er kannte sie nicht.

“Vermutlich eine Eurer vielen Verehrerinnen, Fürst Glorfindel.”, meinte er neidisch grinsend und zwinkerte Bedeutungsvoll. “Sie wird wohl nach einer Möglichkeit gesucht haben, Eure Aufmerksamkeit zu erlangen.” Lachend stimmte ich ihm zu, aber innerlich zweifelte ich daran.
Diese elleth hatte nicht im Mindesten verliebt oder auch nur nervös gewirkt. Sie war mir eher verärgert und ziemlich genervt erschienen. Außerdem besaß sie den Mut, von sich aus Bedingungen zu stellen.

Nun, ich würde sie nach ihrem Namen und den Gründen fragen wenn ich sie besiegt hatte. Besiegen würde ich sie, das war keine Frage.
Es wäre ja noch schöner, wenn Glorfindel von Gondolin, Herr des Hauses der Goldenen Blume und Bezwinger des Balrogs sich von einer jungen elleth besiegen lassen würde.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

“Warum erzählt Ihr auf einmal aus der Sicht Fürst Glorfindels, Erestor?”, wollte Estel wissen und Erestor runzelte ärgerlich die Stirn. Er liebte es gar nicht, unterbrochen zu werden.

Elladan jedoch enthob ihn einer Antwort. “Das nennt man erzählerisches Mittel, du Nervensäge. Damit wird die Geschichte spannender.”, sagte er genervt und Elrohir fügte hinzu: “Wenn du Erestor noch einmal unterbrichst um dumme Fragen zu stellen, hat er vielleicht keine Lust mehr, weiter zu erzählen.” Schnell schlug sich Estel die Hand vor den Mund.

“Außerdem hat mir Fürst Glorfindel die Geschichte erzählt.”, meinte Erestor. ”Doch jetzt weiter.”

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Pünktlich zu der verlangten Zeit fand ich mich am Wasserfall ein. Meine beiden Schwerter hatte ich auf den Rücken geschnallt.

Meine Gegnerin erwartete mich schon. Sie hatte geübt, das sah ich an den Spuren im Sand und das nicht besonders kurz. Am Rand erkannte ich drei Zuschauer, die ich nur zu gut kannte. Sowohl Meister Elrond als auch seine Gemahlin waren trotz der frühen Stunde anwesend.

Der dritte Elda war Empfänger tödlicher Blicke von Seiten der jungen elleth und ich erfuhr, dass sie seine Schwester war. Nun, dass würde die Demütigung nicht ganz so groß machen. Dann sah mich die elleth an.

“Es ist Zeit.”, sagte sie kühl. “Beginnen wir.” Wir verneigten uns grüßend voreinander und sie griff an.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

“Wer war der Elb am Rand, den Glorfindel so gut kannte?”, fragte Estel und kam damit seinen beiden Ziehbrüdern nur um wenige Augenblicke zuvor.

Erestor legte die Stirn in Falten. “Das … hat Fürst Glorfindel mir nicht gesagt.”, sagte er langsam. “Weiter!”, forderte Elrohir ungeduldig.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Mit einem dumpfen Laut schlug mein Schwert einige Fuß hinter mir auf dem Boden auf. So leid es mir tat, das eingestehen zu müssen: Diese elleth war der beste Gegner, gegen den ich je gekämpft hatte, seit ich ein Meister des Schwertkampfes war.

Sie verbeugte sich vor mir und lies mich kurz zu Atem kommen und mich das verbleibende Schwert fester fassen, dann griff sie wieder an.

Ich kannte jede einzelne der Figuren die sie verwendete im Schlaf, aber ihre Kombinationen und ihre Schnelligkeit waren atemberaubend und mir völlig neu. Sie war mir schlicht und einfach überlegen.

Ich hatte diesen Gedanken kaum zu Ende geführt, als ich waffenlos vor ihr stand, ihre beiden Schwerter an meiner Kehle gekreuzt. Mit einem in der Stille ziemlich laut wirkenden hellen Klingen landete mein zweites Schwert exakt auf dem anderen hinter mir.

Ich schluckte. Meine Gegnerin senkte ihre Schwerter, trat einen Schritt zurück, verneigte sich vor mir und ging zu dem anderen Elben hinüber. Mit diesem entfernte sie sich, nachdem sie einige Worte an Elrond gerichtet hatte.

Immer noch fassungslos drehte ich mich um und ging zu meinen Schwertern. Ich säuberte sie an meiner Hose und steckte sie in ihre Scheiden. Dann atmete ich tief durch und ging zu Elrond und Celebrian hinüber.

Elronds Augen funkelten spitzbübisch, als er gespielt unschuldig fragte: “Nun, Fürst Glorfindel, wie findet Ihr sie?” Ich schnaubte. “Wofür braucht Ihr mich hier überhaupt, Meister Elrond.”, knurrte ich. “Anscheinend sind sogar Eure ellith besser als ich.”

Elrond wurde ernst. “Ihr irrt Euch, Fürst Glorfindel. Diese elleth ist die beste Schwertkämpferin dieses Tales und vielleicht sogar der Elben Mittelerdes, wenn ich mir die Kommentare König Thranduils und Fürst Cirdans so ansehe. Allerdings verabscheut sie Waffen aller Art. Normalerweise meidet sie es sogar, ein Speisemesser zu berühren.”

Ich zwinkerte überrascht. Das machte die Niederlage zwar um einiges einfacher zu ertragen, aber verwinden konnte ich sie doch nicht. “Lasst uns ins Haus gehen.”, schlug Celebrian vor. “Ich glaube, ein Becher heißer Gewürzwein wäre uns allen nicht ganz unrecht.” Ich nahm dankend an.

Diese Niederlage musste ich erst einmal verdauen.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

“Wer war die elleth?” Diesmal war es Elladan, der ihn unterbrach. Erestor schüttelte den Kopf. “Das werde ich euch nicht sagen, denn diese Elbe möchte ihr Geheimnis gewahrt wissen.”

Nachdenklich sah Elrohir zum Fenster hinaus. “Und nein.”, setzte Erestor fort, “Auch Fürst Glorfindel wird euch nichts verraten, auch wenn er mittlerweile um die Identität der weiß.”

Estel schlenkerte ungeduldig mit den Beinen. “Könnt Ihr noch mehr Geschichten erzählen?” Sofort waren beide Zwillinge wieder aufmerksam und Erestor seufzte. “Also gut.”


(1) elleth – Sindarin für „Elbenfrau“/„Elbenmädchen“
(2) muinthêl – Sindarin für „meine Schwester“/„Schwesterchen“
(3) muintôr – Sindarin für „mein Bruder“/„Brüderchen“
(4) elda – Sindarin für Elb
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMo 22 Feb 2010 - 14:10

Narrenkoenig

Fuer Nelly. Irgendwann uebersetze ich es dir, Prinzessin. Geschrieben nach einer unruhigen Nacht. Nur wegen dir. (Nelly, damit mich keiner falsch versteht, ist das absolut niedlichste Baby, das ich kenne.)

Es waren einmal ein König und eine Königin, die lebten glücklich und zufrieden in ihrem Königreich. Auch den Menschen im Land ging es gut, denn der König regierte weise und gerecht. Es gab nichts böses, das Krieg gefordert hätte. Nur die üblichen kleinen, menschlichen Schwächen, die zwar nicht geduldet aber gerecht bestraft wurden, wie es jeder gute König hält. Die Königin aber hatte sich lange Jahre vergeblich ein Kind gewünscht. Der König und sie waren sehr verliebt, so dass sie keinen offensichtlichen Grund dafür erkennen konnte. Auch der König hätte gern ein gemeinsames Kind gehabt. `Nicht einmal ein Sohn müsste es sein.’, sagte der König oft zu seiner Königin, denn jeder hat gern Kinder, die das eigene Lebenswerk fortsetzen. Es verging jedoch eine lange Zeit und die Königin fürchtete schon, Kein einziges Kind mehr bekommen zu können, als sie endlich schwanger wurde. Die weisen Frauen und Heiler des Reiches warnten den König, dass dies die letzte Schwangerschaft wäre, die die Königin unbeschadet überstehen würde. Der König liebte seine Königin sehr, deshalb hütete er sie die Zeit wie seinen Augapfel. Auf den Tag genau an dem Tag, den die Heiler und weisen Frauen vorhergesagt hatten, gebar die Königin eine wunderschöne kleine Prinzessin. Das Volk feierte ausgelassen eine ganze Woche lang und trank auf das Wohl der kleinen Prinzessin Nellawyn. Der König aber saß die ganze Woche am Bett seiner Königin und betrachtete sie oder die kleine Prinzessin oder beide zusammen. Die Jahre gingen ins Land und Prinzessin Nellawyn wurde erst das niedlichste kleine Mädchen und dann die wunderschönste aller schönen Prinzessinnen. Viele Könige, Prinzen, Fürsten und Edelleute hielten um ihre Hand an, aber der König und die Königin wollten sich nicht von ihrer Tochter trennen. Der König hatte aber, wie alle Könige jener Zeit dies etwas auf sich hielten, einen Hofnarren. Wisst ihr, was ein Hofnarr ist?

Der Hofnarr dieses Königs aber war noch jung, nur wenige Monate älter als Prinzessin Nellawyn, denn er hatte sein Amt von seinem Vater übernommen. Dieser Hofnarr verliebte sich unsterblich in die Prinzessin, sodass er an nichts anderes mehr denken konnte. Das ging eine ganze Weile, aber Prinzessin Nellawyn hatte ihm so den Kopf verdreht, dass er alle Bedenken über Bord warf und beim König um ihre Hand anhielt. Als der König das Anliegen des Hofnarren hörte, lachte er laut. “Ich habe sie Königen, Prinzen, Fürsten und Edelleuten verweigert, weil sie zu gut für sie ist.”, rief der König aus. “Da soll ich sie jetzt meinem Hofnarren geben?” Er schüttelte lachend den Kopf. “Wenn dir ein König seine Krone und sein ganzes Reich samt seinen Schätzen geben würde, dann würde ich sie dir vielleicht einmal vorstellen.” Der Narr aber war nicht dumm, kein guter Narr ist das. “Ich bin”, sagte er stolz, “der König aller Narren und mein Reich ist die ganze Welt. Was könnte mir ein König noch schenken können? Alle Lieder der Welt sind mir zu Eigen und alle Menschen meine Untertanen, denn sie jubeln, wenn ich erscheine.” Es stimmte, er war ein sehr guter Narr, trotz seiner Jugend. Der König jedoch lachte nur noch mehr und noch lauter und schlug sich auf die Schenkel vor lauter Heiterkeit. Er dachte, es sei wieder einer der Scherze des Narren. Als er genug gelacht hatte, wischte er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln, sagte zum Narren: “Genug der Scherze, Narr. Prinzessin Nellawyn bekommst du nicht.” und begann wieder zu lachen. Da wandte sich der Narr schweigend ab und verließ den Hof des Königs noch am selben Tag und der König musste sich einen neuen Hofnarren suchen. Ganz allein zog der Narr davon und nur eine kleine weiße Hand winkte ihm von der höchsten Spitze des höchsten Turmes mit einem scharlachroten Tuche nach, als er in die Fremde ging. Der Narr sah das Tuch lange, aber die Person blieb vor seinen Augen verborgen.

Und der Narr zog durchs Land und ins nächste Land und wieder ins nächste Land. Viele Länder durchreiste er, doch nirgendwo fand er Ruhe und er verlor all seine Fröhlichkeit. Es mochten wohleinige Jahre vergangen sein, als der Narr ein Gerücht hörte: Prinzessin Nellawyn, um die er einst gefreit hatte und die er trotz allem immer noch liebte, sei in tiefer Trübsal versunken und lache nicht mehr. Deshalb habe ihr Vater der König sie dem Manne zur Frau versprochen, der sie wieder zum Lachen brächte. Da sagte sich der Narr: “Jedes Gerücht hat einen wahren Kern und hier ist nichts für mich. Warum also nicht heimkehren? Wenn nicht der Narr, wer könnt es dann?” Er kehrte also um und machte sich auf den Weg in sein Heimatland. Als der Narr die Königstadt erreichte, erzählten ihm die Menschen, dass das Gerücht zwar von der ersten bis zur letzten Silbe wahr sei, bisher aber noch niemand die Hand der schönen Prinzessin Nellawyn erlangen konnte. Da wurde der Narr zuversichtlich, denn eines hatte er auf seinen Reisen gelernt: Von allen Narren Spaßmachern, Possenreißern und Barden die er getroffen hatte übertraf ihn keiner. Er war wahrhaftig der König der Narren. Der Narr ging also in den Palast und reihte sich ein in die Reihe derer, die ebenfalls ihr Glück versuchen wollten. Einige erkannte er wieder, denn er hatte sie auf seiner Reise getroffen, andere waren ihm unbekannt, aber keiner errang den Preis. Er wartete zwei volle Tage, denn die Schlange war sehr lang und keiner der Anwärter gab nur ein Lied oder nur eine Posse zum Besten. Der König und die Königen aber saßen gähnend auf ihren Thronen, schliefen gar ab und an ein, und Prinzessin Nellawyn saß regungslos und schön wie eine Marmorstatue neben ihnen und lachte nicht. Der zweite Tag neigte sich dem Ende zu, als der Narr endlich an der Reihe war. “Nun, Herr König.”, sagte er mit erhobener Stimme, wie er es früher oft getan hatte und der König horchte auf. Ihm war, als kannte er diese Stimme. “Nun. Herr König, wie ich sehe, hat Euer neuer Narr keine Gnade vor den Augen der holden Prinzessin gefunden.” Der Narr verneigte sich vor der Prinzessin. “Vielleicht findet der alte Gnade vor ihren erhabenen Augen.” Jetzt erkannte ihn auch der König und er setzte sich gerade auf seinen Thron. Auch die anwesenden Hofleute erkannten den Narren und tuschelten aufgeregt. Der Narr kümmerte sich nicht darum. Er spielte seine Lieder und führte seine Künste und Spieße vor. Da begann erst der König zu lachen, dann die Königin und dann dröhnte die ganze Halle von Gelaichter und alle bestaunten die Kunst des Narren. Als letztes von allem sang der Narr aber das Lied vom Narrenkönig:

Ich bin der Narrenkönig,
König aller Narren bin ich wohl.
Mein Volk - die Menschen die mir lachen
Und mein Gold mir innewohnt.
Mein Land ist doch die ganze Welt,
Was mehr könntet ihr mir geben?
Schenk mir ein Lächeln Schöne,
Sollst fortan glücklich leben.
Ich bin der Narrenkönig,
König aller Narren bin ich wohl!
Der Narrenkönig bin ich wohl!

Da begann die Prinzessin erst zu lächeln und dann glockenhell zu lachen. Sofort verstummten alle Anderen und lauschten verzückt ihrer Stimme. Die Prinzessin aber konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen und weinte sogar ein bisschen. Als sie ihr Tuch herauszog, um ihre Tränen zu trockenen, da war es scharlachrot und der Narr erkannte, wer ihm da gewunken hatte. Er verbeugte sich lächelnd vor dem König und fragte: “Habe ich die Bedingung erfüllt, König?” Der König grinste matt. “Ich will sie lieber dir geben, als nie wieder ihr Lachen zu hören.”, erwiderte er. “Und glaube nicht, Tochter, ich hätte den Blick nicht erkannt, den du diesem Burschen hier heimlich zugeworfen hast.”Er zwinkerte Prinzessin Nellawyn zu und sie errötete tief. Schon am darauffolgenden Tag begannen die Vorbereitungen für die Hochzeit und am Mittsommertag heiratete der Narr Prinzessin Nellawyn und die beiden waren furchtbar verliebt. Das ganze Volk feierte eine ganze Woche lang und trank auf das Wohl des jungen Paares. Das aber hatte sich schon am ersten Abend der Hochzeit in seine Gemächer zurückgezogen, wie furchtbar verliebte und verheiratete Pärchen das zu tun pflegen. So kam es, das am Tag der Tag-und-Nacht-Gleiche des neuen Jahres das Volk wieder einen Grund zum feiern hatte und wieder feierte es lange. Diesmal waren es sogar zwei Wochen, denn die vor Glückseligkeit und Verliebtheit strahlende Prinzessin Nellawyn hatte ihrem stolzen und sehr verliebt aussehenden Prinz Narr zwei Buben auf einmal geboren.

Nach dem Tod des Königs einige Jahre später wurde der Narr zum König gekrönt und die beiden Prinzen wuchsen und wurden weise. Was ihr Schicksal war, ist eine andere Geschichte und gehört nicht hier her. Der furchtbar verliebte König Narr und seine furchtbar verliebte Prinzessin Nellawyn jedoch lebten glücklich und zufrieden bis an das Ende ihrer Tage und als eines wunderschönen Mittsommertages dieses Ende gekommen war, da legten sich beide nebeneinander in ihr Bett, verabschiedeten sich von ihren Kindern und deren Kindern und gingen auf die längste aller Reisen. So wurden sie auch begraben: Beide in einem Sarg, die Hände in einander verschränkt und mit einander zugewandten Gesichtern.

Niemand sollte sie mehr trennen.
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyMo 22 Feb 2010 - 14:12

Abschied

Imladris, Hohes Haus, Bibliothek, Ende September 1951 Drittes Zeitalter

Es war einer der wenigen Tage, an denen ich allein in der Bibliothek war.

Normalerweise saß mir Erestor am Tisch gegenüber und bewältigte die Korrespondenz Imladris, wahrend ich die Aushaltsaufstellungen durchführte oder ähnliches. Schon seit fünfhundert Jahren teilten wir uns stillschweigend in diese Arbeit hinein, die Erestor damals sichtbar über den Kopf gewachsen war. Als Bibliothekarin hatte ich so oder so nicht besonders viel zu tun.

Wie gesagt war aber an diesem besonderen Tag außer mir niemand in der Bibliothek. Keine einzige Lebende Seele, was für ein Haus mit knapp zweihundert Bewohnern doch recht ungewöhnlich war, selbst wenn man bedachte, dass niemand gern die Bibliothek betrat.

Es war Abend, in kurzer Zeit würde das Abendessen in der Großen Halle beginnen, als es an der Tür klopfte.

Ich hatte sie anscheinend doch gut erzogen, schoss mir durch den Kopf und ich musste grinsen.

„Minno!“, rief ich ohne aufzusehen und nahm aus den Augenwinkeln Estel war.

Er wirkte wütend und verzweifelt in einem, eine Mischung, die ich an ihm noch nie gesehen hatte. Hatte Herr Elrond es zur Konfrontation kommen lassen? Unsicher sah mein Schüler auf den Boden.

„Eresthel, ich…“

Er brach ab und ich deutete auf einen Stuhl an der Wand. Bereitwillig, aber auch verwundert ließ er sich nieder.

„Elrond hat mich aus Imladris verwiesen!“, brach es aus ihm heraus und mein Kopf ruckte hoch.

„Men?“

Die Beiden waren sich nicht ganz unähnlich, bedingt durch die Tatsache, dass Estel dem Zwillingsbruder Elronds ähnlicher war, als viele seiner Vorfahren. Aber dass Herr Elrond so sehr seine Beherrschung verlieren konnte, hatte ich mir in meiner düstersten Vorahnung nicht vorstellen können.

“Was werdet Ihr tun, Estel?”

Estel zuckte mit den Schultern. „Fortgehen, was sonst. Allerdings wollte ich Euch fragen, ob Ihr mich begleitet.“

Ich betrachtete ihn verblüfft.

„Wie kommt Ihr auf die Idee?“, fragte ich und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.

Estel zuckte wieder mit den Schultern und grinste schwach.
„So viel wie Ihr über die Geografie Mittelerdes und das Verhalten der anderen Rassen wusstet, habe ich es lediglich vermutet.“

Ich dachte kurz nach. Eigentlich war ich schon viel zu lange nicht mehr auf Reisen gewesen und nach diesem Unterricht für Estel war Elrond mir einen Gefallen schuldig.

„Mae.“

Estels Augen weiteten sich ungläubig und ich zog amüsiert die Augenbrauen hoch.

„Ihr habt nicht wirklich daran geglaubt, nicht wahr?“

Estel nickte und erhob sich.

„Morgen bei Sonnenaufgang?“, fragte er und ein entschlossener Zug trat in sein Gesicht.

Ich neigte zustimmend den Kopf. „So sei es.“

Er erwiderte die Geste und verlies die Bibliothek, mich in Gedanken zurücklassend.

Nach einer Weile erhob auch ich mich und machte mich auf den Weg zu den Gemächern Elronds. Er wusste es zwar noch nicht, aber für die nächsten Jahre würde er wohl auf mich verzichten müssen, wenn er denn seinen Ziehsohn je wieder sehen wollte.

Ich klopfte an der Tür seines Arbeitszimmers und trat ein ohne die Antwort abzuwarten, wie ich es immer tat.

„Ihr habt ihn verbannt.“

Kühl sah ich auf den zusammengesunkenen Elbenfürsten, der blicklos in die Ferne starrend auf einem Stuhl vor seinem Schreibtisch saß. Noch einen Moment verharrte ich in der offenen Tür, dann schloss ich sie und stellte mich mit verschränkten Armen vor ihn hin.

„Ihr habt es getan, daran lässt sich im Moment nicht rütteln. Wenn Ihr jedoch Eure Tochter behalten wollt, so trefft besser Vorsichtsmaßnahmen, dass er nicht zugrunde geht.“

Elrond hob den Kopf und sah mich mit so müden Augen an, wie ich es lediglich beim Abschied seiner geliebten Frau Celebrian vor fünfhundert Jahren gesehen hatte.

Er durfte nicht so aussehen, das war weder gut für ihn, noch für alle, die unter seinem Schutz standen und ihn in ihr Herz geschlossen hatte.

„Was soll ich tun, Eresthel?“, fragte er leise.

„Ich erbitte Befreiung von meinen Pflichten, mein Herr.“

Keine Begründung, aber die war nicht nötig. Elrond verstand mich sofort, oft genug hatte ich schließlich diese Bitte in den vergangenen zweitausend Jahren an ihn gerichtet.

Hoffnung kehrte in seinen Blick zurück, allerdings getränkt mit Verwirrung.

„Wie wollt Ihr ihn schützen, Eresthel? Ihr verabscheut Waffen aus tiefstem Herzen!“

Ich lächelte schwach „Wisst Ihr das genau, Herr? Habe ich das je gesagt?“

So sehr es mir auch wiederstrebte, ihm die Wahrheit zu gestehen, so war ich es ihm doch schuldig. Ohne Fragen hatte Elrond all meine Reisen und Eigenheiten hingenommen, nie Fragen gestellt, die meine Privatsphäre berührten.

Erkenntnis flackerte in seinem Blick auf. „Ihr meint…?“

Ich nickte sacht. „Bis in meine tiefste Seele hinein, Herr, bin ich Kriegerin. Ich liebe Bücher und Kinder, aber der Kampf ist mein Leben und mein Leben ein Kampf.“

Elrond atmete tief ein und schloss die Augen. Als er sie öffnete, war sein Blick hoffnungsvoll.

Am nächsten Morgen brachen wir auf. Es war noch vor Tagesanbruch, als wir das andere Ende der Schlucht erreichten und Estel sich ein letztes mal umdrehte. Ich tat es ihm nach und Seite an Seite blickten wir zurück auf unsere Heimat.

Es sollte eine lange Zeit vergehen, bis ich sie wieder sah.
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyFr 2 Apr 2010 - 21:26

"In Memoriam."

Es ist ein schöner Friedhof, das fällt mir jedes Mal auf, wenn ich durch das Loch in der Mauer husche.

Ich komme gern hier her, denn die Menschen meiden diesen Ort, vor allem an diesem Abend.

Deshalb macht mein Herz auch fast einen Rückwärtssalto, als ich das Quietschen des Eingangstores höre. So schnell ich kann, husche ich in eine Immergrün-Hecke, um der Dinge zu harren, die da kommen würden.

Tatsächlich, ein Mensch läuft den Weg entlang, der direkt zum “Großen Grab” führt. Die Bezeichnung stammt von mir, da es das größte Grabmal auf dem ganzen Friedhof ist. Der schwarzhaarige Mann trägt zwei Kränze, scheint aber trotzdem ein Zauberer zu sein, denn er entzündet mit seinem Stab eine Kerze, die trotz des Windes nicht erlischt. Neugierig folge ich ihm, die Deckung der Wiese nutzend und verstecke mich in der Nähe.

“Hallo Ma, hi Pa.”

Er legt einen der Kränze vor den halb runden Stein, in den zwei Namen geschnitten waren. Das ist also der Sohn der Beiden, von dem sie mir erzählt haben.

“Ich hoffe, ihr amüsiert euch gut, dort oben. Gestern habe ich es endlich geschafft, meiner Freundin einen Antrag zu machen und sie hat tatsächlich zugestimmt.”

Der junge Mann lächelt sichtlich ungläubig.

“Ich kann es immer noch nicht so ganz glauben, obwohl alle anderen meinten, es sei nur logisch gewesen. Mein Gesicht muss zum Schreien ausgesehen haben. ”

Auch über sein Gesicht glitt ein verschmitztes Lächeln und ich verstand, was seine Freundin an ihm fand.

“Es ist kalt hier. Ihre Mutter wird schimpfen, wenn ich zurück komme. Vielleicht bringt sie die Verlobung etwas aus der Fassung.”

Es scheint, als überlege er kurz.

“Vermutlich wohl eher doch nicht. Sie ist hart geworden im Nehmen.” Sein Blick wird traurig. „Einer ihrer Söhne ist gestorben.“

Er schüttelt den Kopf, als wolle er den Gedanken daran vertreiben, dann lächelt er wieder.

Nicht so strahlend und jungenhaft wie vorher.

Eher hoffnungsvoll.

“Sagt ihm einen schönen Gruß von mir und dass ich weiß, was passiert, wenn ich seiner kleinen Schwester weh tue.“

Er schweigt einen Augenblick und legt die Hand auf den Stein, genau auf den höchsten Punkt des Halbkreises.

„Schade, dass ihr nicht antworten könnt.“, sagt er leise.

Stille senkt sich über den Friedhof.

Leise rauschen die Bäume im Wind. Als ob sie sprechen würden.

Der junge Mann atmet tief durch, dann tritt er einen Schritt zurück und legt den zweiten Kranz vor den dritten Grabstein, einer der schönsten und ganz eindeutig der seltsamste auf dem ganzen Gelände.

„Ich hoffe, Sie sind glücklich, Professor.“

Die Worte sind nur geringfügig lauter als das Rascheln der trockenen Blätter.

„Wir haben nie verstanden, wie groß Sie wirklich waren.“

Er schließt die Augen und eine Träne findet ihren Weg aus dem Winkel seines rechten Auges. Ein kleines Lächeln formt sich auf seinem Gesicht.

„Eines der Kinder wird wie Sie heißen, das verspreche ich Ihnen.“ Ein leises Lachen entflieht ihm.

„Und sie werden nichts dagegen tun können.“

Er nickt dem Steinmal zu, dann wendet er sich ab und geht.

Als ich höre, wie sich die Tür hinter ihm schließt, husche ich neugierig hinüber zum Großen Grab. Ein Halbkreis aus schwarzem Stein, davor ein Kranz aus weißen Chrysanthemen.

Daneben ein wenig Platz, dann eine Hirschkuh aus bläulich glänzendem Alabaster, die von innen heraus zu leuchten scheint.

Eine Platte ist zu ihren Füßen in den Boden eingelassen.

Severus Snape

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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyFr 2 Apr 2010 - 21:30

Den letzten Text finde ich wirklich schön herz
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BeitragThema: Re: Ihr aber seht und sagt: Warum?   Ihr aber seht und sagt: Warum? EmptyDi 27 Apr 2010 - 19:32

Danke Cara...^^ Freut mich dass es wenigstens den anderen gefaellt...grins
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