Briony Archibale

(Einstiegspost)

Briony, noch ganz in Muggelsachen, war am Verzweifeln! Noch nie war es ihr so schwer gefallen eine leere Abteilung im Zug zu finden. Über all saßen schon irgendwelche Hogwartsschüler...von den aufgeregten, zukünftigen Erstklässlern bis hin zu den kühlen Siebtklässler war alles dabei. Draußen regnete es und der Hogwarts Express ratterte nur so Richtung Norden. Wassertröpfchen klatschten gegen die Fensterscheibe und eine Zeit lang blieb Briony einfach nur verträumt an einem dieser großen Fenster stehen. Auf dem Gang hörte sie vom Weitem Gelächter in einer Kabine und die Ravenclaw wünschte sich bei diesen sitzen zu können und mitzulachen.
Als sie nach einiger Zeit dann aber doch noch eine leere Kabine ganz weit hinten im Zug, wie es ihr schien, gefunden hatte, zufrieden seufzte und gerade die Glastür zur Seite schieben wollte, hielt plötzlich der Zug ganz unerwartet an. So schnell, dass es einen Ruck gab und Briony fast das Gleichgewicht verloren hätte.
Irritierte "Hey!" und "Was ist los?" erklangen in den benachbarten Kabinen. Dann schob jemand eine Glastür der nächsten Kabine zur Seite und stecke den Kopf hinaus. Es war eine Slytherin, vielleicht drei Jahrgangsstufen unter Briony. Fragend sah sie die Rothaarige an. "Hey du, was ist passiert?", bellte die Kleine sie an.
Erschrocken über die Unfreundlichkeit zuckte die Gefragte nur die Schultern.
Dann aber fiel auch noch das Licht aus. Verdammt...das hat nichts Gutes zu bedeuten.
Eine unheimliche Stille breitete sich im Gang aus, bevor noch mehr Hogwartsschüler ihre Köpfe aus den Abteilungen hinausstreckten. Jedoch erkannte man nicht viel ohne einen Lumos-Zauberspruch.
Es wurde kalt...und vom Anfang des Wagons, also auf der gegenüberliegenden Seite von Briony, schlich plötzlich ein Dementor hinein. Verflucht...!
Es war als hätte dieses Wesen ihre Gedanken gehört, denn es richtete sofort seinen Blick, der hinter einer Kapuze verborgen lag, auf sie.
Briony begann panisch und hektisch zu atmen. Aber se wusste, dass sie hier nur die Ruhe retten würde. Mit Panik hätte sie jetzt schon verloren... doch sie wollte nicht von diesem eiskalten Wesen geküsst werden, nein! Niemals! Patronus! Ich muss einen Patronus beschwören! Hastig holte sie ihren Zauberstab hervor und richtete diesen sofort auf den Dementoren. Amsterdam...Mutter, Vater, Elias! "Expecto patronum!“, rief die Ravenclaw überzeugend laut. Ein Fuchs, ein heller, flinker Fuchs, sprang aus ihrem Zauberstab. Schnell vertrieb er das immer näher kommende Monster, so dass dieses Flucht ergreifen musste. Und schon war es weg.
Seufzend sank Briony auf den Boden zusammen. Was um sie herum auf dem Gang geschah bekam sie gar nicht mehr mit. Es kostete sie einfach viel zu viel Kraft beim Patronus immer an ihre glückliche Familie in Amsterdam zu denken. An eine Familie, in der es noch eine Mutter gab...Ihre Augen fühlten sich mit Tränen und mit letzter Kraft kroch sie an die immer noch verschlossene, aber freie Abteilung um sich dort gegen die immer noch kalte Glasscheibe zu drücken.
Die Ravenclaw vernahm, dass eine Wagontür irgendwo in ihrer Nähe geöffnet wurde und ein rothaariges Mädchen in den Gang kam. Sie strahlte nur so von Schönheit, auf die man wirklich eifersüchtig werden konnte. Schweigend, da sie einfach kein Wort herausbrachte, zog Briony ihre Beine an sich um der Unbekannten Platz auf dem Gang zu machen und starrte weiter zu ihr hoch...

Die Rothaarige hatte Brionys Blick erwidert und sofort senkte sie den ihre Augen, wollte sie doch nicht unhöflich sein. Aber dann vernahm sie die Stimme der Unbekannten, in der ein nordischer Akzent mitklang. Wohl keine Engländerin, war ihr erster Gedanken. Fast traute sich die Blasse nicht wieder hoch zu sehen, da sie einfach noch viel zu schwach und trüb von dem vorherigen Ereignis war. Auf die Frage, ob sie selbst in Ordnung war, nickte Briony stumm und sah kurz zu der Schönen rechts von ihr, die stehen geblieben war und dann wieder vor sich. Ob sie auch angegriffen wurde?, fragte die Fremde. Auch? Hieß das, dass auch die Unbekannte von diesem kalten Monster angegriffen wurde? Waren noch mehr Dementoren im Zug? Waren es viele? Suchten sie jemanden Bestimmtes? Und warum hatte es der eine Dementor genau auf Briony abgesehen?
Solche und hundert weitere Fragen plagten sie im Kopf
"Ich...eh ja. Ich hätte es fast nicht geschafft, er war ganz nah", flüsterte die Rothaarige die Antwort. Dann sah sie aber direkt wieder in die Augen des unbekannten Mädchens, wobei ihr erst jetzt auffiel, dass diese schon die Hogwartsuniform trug und selbst, ebenso wie Briony, eine Ravenclaw war."Weißt du, was hier vor sich geht?"

Hogwarts Exress ~ Abteil 49

Da sie schon recht weit hinten im Zug sich zufällig gefunden hatten, war die Nummer des Abteils nicht weiter verwunderlich, Abteil 49. Frei stehend. Kurz hatte Briony ihrer neuen Begleiterin zugewunken und auf den Abteil gezeigt. Ja, hier würden sie sich wohl erschöpft fallen lassen.
Etwas zögerlich schob Briony die Glasscheibe zur Seite und ließ erst die Ravenclaw mit ihrem schweren Koffer, dann ging sie aber auch selbst mithinein.
Noch stand des Zug, noch war es dunkel, doch irgendwie fühlte sie sich hinter der nun verschlossenen Tür und mit ihrem Gegenüber in diesem Abteil viel sicherer als auf dem Gang.
Briony hatte sich in den länglichen Sitz fallen lassen und erschöpft geseufzt, dann mustere sie nochmal in aller Ruhe die Rothaarige ihr gegenüber...
Über ihre Freundlichkeit im Gang war sie äußerst überrascht gewesen. Wie sie sprach...und die Schokolade, es wirkte fast mütterlich. Was sofort einen Krampf in dem dünnen Körper auslöste. Wenig wer verhielt sich noch ebenso zu Briony. Diese fremde Ravenclaw, die sie beim besten Willlen noch nie in Hogwarts gesehen hatte, tat es aber!
Kurz hatte Briony innegehalten, bevor sie aber genickt hatte, aufgestanden war und mit einer leicht zittrigen Hand ein Stückchen der Süßigkeit entgegen nahm. Ein leises "Danke", war ihr über die Lippen geschliechen. Und just mit diesem einen Stück ging es ihr schon erheblich besser, was die Engländerin selbst sehr verwundern ließ. Gerne hätte sie ihrer Retterin nochmal ihren Dank ausgesprochen, doch als Briony gerade das Gesicht zu ihr wendte, sah sie plötzlich das ihr Gegenüber den Tränen nahe war. Vielleicht kullerte die ein oder andere schon...aber das konnte sie in dieser Dunkelheit leider nicht erkennen. Doch warum weinte sie? Hatte sie davor im Zug etwas Schreckliches gesehen Und mit diesem Anblick war auch der Mut in Briony verschwunden. Die Unbekannte tat ihr einerseits Leid, andererseit schüchterte sie Briony allein schon mit ihrem Auftreten und der Schönheit, mit der sie gezeichnet war, ein...und das obwohl sie so traurig war.
"Ich...ich bin übrigens Briony, Briony Archibale. Und wie ist dein Name?", ihre eigene Stimme riss sie wieder in das hier und jetzt zurück, denn beide saßen im Abteil 49 und es hatte lange Stille geherrscht, die nun durch Brionys eigener Stimme durchgebrochen wurde. Und noch während sie auf die Antwort, den Namen der schönen Unbekannten wartete, schenkte sie ihr ein schüchterndes Lächeln.

Hogwarts Exress ~ Abteil 49

Briony war erleichtert, als ihr Gegenüber ihr antwortete, sie hatte nämlich schon gedacht, die junge Frau würde sie vielleicht noch ignorieren, obwohl sie auf dem Gang so freundlich zu ihr gewesen war. Die Schokolade hatte Bree wirklich gut getan.
Noch immer war es recht dunkel im Zug und aus dem Gang hörte man immer wieder Rufe anderer Mitschüler. Die Dementoren waren nicht mehr im Abteil, so viel war sicher und Briony war mehr als nur dankbar dafür. Vielleicht würde man ja schon gleich das Problem lösen...die Dementoren verjagen! Und dann wieder die Fahrt fortsetzen! Bitte, bitte!, flehte die Ravenclaw in Gedanken.
Die Rothaarige hatte sich als Louise Isabelle Madeleine Delacroix, oder kurz: einfach Louise, vorgestellt. Denn so würde Bree sie auch nennen: Louise.
Hatte Briony nicht einen finnischen Akzent aus ihren ausgesprochnen Wörtern gehört? Hatte sie nicht selbst gedacht, dass Louise eine Finnin war? Oder zumindest irgendwo aus dem Norden her? Aber ihr ganzer Name, der aus drei französischen Vornamen und einem noch französischerem Nachnamen bestand, hörte sie eben genau nach einer typischen aus Frankreich stammenden an.
Briony wurde aus ihren Überlegungen von eben der Louise gerissen, denn diese wollte wissen ob sie ebenfalls in Ravenclaw war. Erst jetzt fiel der jungen Archibale auf, dass sie noch immer die Muggelkleidung trug. Den aufgeknöpften Regenmantel, der schon wieder ganz trocken war, die Röhrenjeans, die lila Adidas Chucks und das T-Shirt mit den schwarzen Tannen und dem Halbmond als Aufdruck, das Briony warum auch immer einfach nur mochte. Sogar die grünen Handschuhe waren noch nicht ausgezogen. Und der iPod an, die Kopfhörer hingen lässig über den Kragen des Oberteils bis zur Brust nach unten hinab. Die Filmmusik von dem Muggelfilm "Schindlers Liste" war ganz leise zu hören. Der Rucksack lag neben ihr, in den sie zu Hause Bücher hatte reingestopft, die sie eigentlich auf der Reise lesen wollte, um nicht ganz unwissend in das neue Schuljahr zu treten. Dazu würde es aber wohl höchstwahrscheinlich gar nicht mehr kommen.
Briony nickte freundlich. "Gewiss, auch ich bin es", dann aber verengten sich ihre Augen und sie musterte noch einmal das schöne, fast schon puppenhafte Gesicht Louisens. "Aber dich habe ich bis jetzt noch nie, nicht mal im Gemeinschaftsraum gesehen, glaube ich... Bist du neu hier?", fragte sie neugierig und schaute Louise gespannt an.