Kutsche 2

Müdigkeit ergriff Destiny, als sich die Gryffindorschülerin einen Weg durch die Menge bahnte. Der Wind war eisig und sie erschauderte, als ein weiterer Windstoß in ihre Jacke fuhr, die sie gerade eben geöffnet hatte, nur um den Gürtel etwas enger zu schnallen. Etwas orientierungslos blieb sie stehen und strich sich mit ihrer Hand immer und immer wieder aufs Neue die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die der Wind aus ihrem Pferdeschwanz gerupft hatte. Ihre Füße waren schon ganz nass vom Herumstehen im Regen. Die schweren Regentropfen prasselten in einer monotonen Geräuschkulisse auf den Boden und weichten die Erde auf. Noch immer wusste sie nicht, wo sie jetzt hin sollte, denn die Schüler mit denen sie die Zeit im Zug verbracht hatte, hatte sie aus den Augen verloren.

Typisch ich, dachte Des genervt und verdrehte die Augen. Andere können gut malen und mein Talent ist es, mich immer wieder zu verlaufen und in jeden nur erdenklichen Schlamassel zu geraten.

Ein bisschen wütend auf sich selbst, stampfte sie leicht auf und bereute es die Sekunde darauf sofort. Wenn man Pech hatte, dann auch wirklich bei allem, was man tat. Natürlich hatte sie dabei nicht auf den Untergrund geachtet und natürlich war sie mitten in eine große Wasserlache gestiegen. Ihre Hose war nun bis zu den Oberschenkeln hinauf mit schmutzigem Wasser besprenkelt und ihre Schuhe vollends durchweicht.

Das ist ja mal ein toller Schulanfang. Zuerst Todesser und Dementoren, jetzt schüttet es nur so und ich bin durchnässt. Schön, dachte sie mit deutlichem Sarkasmus und gab es auf, sich ihre Frisur wieder zu richten.

Diese war sowieso beim Teufel, also war es egal, ob ihre Haare jetzt noch nässer wurden oder nicht. Noch einmal drehte sie sich um hundertachtzig Grad, jedoch nur um festzustellen, dass um sie herum eigentlich nur Schüler waren, die sie nicht kannte. Ein kleiner Schleier von Verzweiflung schlich sich in das matte Braun ihrer Rehaugen. Normalerweise schimmerten ihre Augen im Sonnenlicht wunderschön dunkelbraun, aber der Stress, die innere Nervosität und nicht zuletzt die Müdigkeit verdunkelten ihren Blick. Das Wetter hätte in keiner Weise ungemütlicher und kälter sein können, von der Nässe gar nicht zu sprechen. Die Schule hatte sich einen wahrlich günstigen Tag ausgesucht um wieder anzufangen, das war klar. Aber trotzdem musste sie irgendwie zur Schule und deswegen suchte sie sich auch eine Kutsche, was in der Menge selbst ihr mit ihren 1,75 Metern schwer fiel. Als sie dann endlich eine leere entdeckte, lenkte sie ihre Schritte auf diese zu, immer darauf bedacht, nicht doch noch auszurutschen. Das hätte ihr noch gefehlt. Als sie dann an der Kutsche angelangt war und sogleich auch darin saß, atmete sie erleichtert aus und legte ihren Kopf in den Nacken. Und von dem Stress sollte man keine Kopfschmerzen bekommen??

tbc: Gang zwischen den Abteilen | Hogwarts Express

Zwar war es so gar nicht Caramelas Art, aber trotz das schon jemand in der Kutsche saß, fragte sie gar nicht ob sie sich mit reinsetzen konnte. Sie war immer noch total schockiert, und am Liebsten würde sie jetzt nach ihren Schwestern Rachelle & Marcia und ihren Freunden Delilah, Alexandra und Grace suchen. Aber würde sie es ertragen können wenn jemandem etwas passiert war? Sie wollte gerade ganz in Gedanken aufstehen und in jede Kutsche schauen, doch da fuhren diese schon los. Außerdem würde sie ihre Freunde so schnell sowieso nicht finden, wenn man sie denn noch finden konnte. Caramela war eigentlich ein ganz optimistischer Mensch, aber der Schock war einfach zu groß. Sie hatte sich so sicher in Hogwarts gefühlt, so sicher in der Zaubererwelt, doch jetzt, bei der bloßen Fahrt des Hogwartsexpresses hatte es einen Überfall gegeben. Caramela schluckte einen dicken Kloß hinunter. Vielleicht stimmte ja doch was der Auror gesagt hatte, auch wenn Caramela sehr daran zweifelte. Sie schüttelte einmal den Kopf um diesen frei zu bekommen und hoffte einfach auf das Beste. Und über den Vorfall würde sie Mum und Dad nicht schreiben, denn sie wollte sie nicht beunruhigen.

Jetzt erst bemerkte sie die Schülerin ihr Gegenüber richtig. Caramela hatte noch nicht sehr viel mit ihr zu tun gehabt, aber sie war sich ziemlich sicher das sie keine Hufflepuff war, und eine Klasse höher. "Ähm, hi. Ich hoffe du hast nichts dagegen das ich hier sitzte..." Caramale atmete einmal tief aus und ein bevor sie sich zu einem kleinen, freundlich gemeintem Lächeln zwang: "Es lässt sich ja sowieso jetzt nicht mehr ändern..."

Destiny war in Gedanken versunken gewesen. Ihr war noch immer kalt, weshalb sie ihre Arme fest vor dem Brustkorb verschränkt hatte, um sich besser wärmen zu können. Diese Kälte ging ihr gewaltig auf die Nerven. Sie zitterte leicht und zog ihren Schal enger. Wenn sie nicht bald im Schloss war und etwas Warmes zu trinken bekam, würde sie erfrieren. Keine tolle Vorstellung. Die Tür der Kutsche öffnete sich und ein eiskalter Windhauch wehte herein. Er war eisige und sofort schlang sie ihre Arme noch enger um ihren Brustkorb. Sie blickte nicht auf, sondern starrte weiterhin auf den Boden. Bloß ein Paar Stiefel geriet in ihr Blickfeld, als sich ein Mädchen auf einen Sitz gegenüber niederließ. Eine Weile lang sagte niemand etwas, doch dann erhob das fremde Mädchen das Wort.

"Ähm, hi. Ich hoffe du hast nichts dagegen das ich hier sitzte... Es lässt sich ja sowieso jetzt nicht mehr ändern..."

Erst jetzt blickte Destiny auf, ein paar lästige Haarsträhnen, die ihr immer wieder ins Gesicht fielen und ihr die Sicht nahmen, zurück. Ihre braunen Augen erfassen das Antlitz eines blonden Mädchens. Es wirkt schüchtern, doch warum? Sie selber war wohl die graueste Maus unter all den grauen Mäusen, unscheinbar und unschuldig. Schon wieder fällt ihr eine Strähne ins Gesicht, welche sie genervt und mit dem Gedanken, dass sie sich dringend die Strähnen wieder kürzen lassen sollte, erneut zurück, aber sie rechnete damit, es in den nächsten paar Minuten erneut zu tun. Langsam wurde ihr wieder wärmer und damit kam auch das Gefühl von Sicherheit und Zuhause wieder zurück. Nun fiel es ihr leichter, eine Antwort zu finden.

"Nein, natürlich nicht. Gesellschaft ist nie falsch", erwiderte sie und lächelte leicht. ..auch wenn es so einige Momente gibt, in denen Gesellschaft so grausam sein kann, dachte sie und erinnerte sich an so manche Tage.. Doch heute war ein aufregender Tag, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Heute war Destiny gut aufgelegt, ein wahrlich seltener Tag, den man sich wohl rot im Kalender ankreuzen sollte. "Mein Name ist Destiny - Destiny Écarlate", verbesserte sie sich schnell und verzichtete darauf, ihre zwei anderen Vornamen auch noch zu erwähnen. Nur bestimmte Personen wussten sie, natürlich ausgenommen ihrer Familie, die sie, wenn sie etwas ausgefressen hatte (was jedoch ziemlich selten geschah), beim ganzen Namen nannten. "Destiny Hope Aphrodite Écarlate..!", bekam sie dann zu hören und - ganz ehrlich - sie verstand nicht, warum sie diese Menge von Vornahmen brauchte. Niemand nannte sie Hope oder Aphrodite. Bis auf wenige Ausnahmen, doch dann waren diese Namen eher Liebkosungen als wirkliche Rufnamen. Und Aphrodite auch nie ganz, Aphro, aber das mochte sie überhaupt nicht. Ihre Namen ergaben sowieso keinen Sinn. Schicksal. Hoffnung. Göttin der Liebe und der Zerstörung. Was hatte sich ihre Familie bloß einfallen lassen? Egal, momentan war wohl nicht der richtige Augenblick, über den merkwürdigen Grund dieser markanten Namen nachzudenken.

"Und wie heißt du?", fragte sie mit ehrlicher Neugierde, die sie selbst überraschte. "In welches Haus gehst du?"

"Nein, natürlich nicht. Gesellschaft ist nie falsch. Mein Name ist Destiny - Destiny Écarlate"
Caramela lächelte freundlich, aber in Wirklichkeit war sie innerlich aufgewühlt und machte sich sorgen. Mit einem Blick nach vorne, sah sie dass die Kutsche schon fuhren, aber das Schloss außer ihrer Sichtweite war. Was wenn sie dort Dumbledore begegnen würden, der ihnen mit trauriger Miene erzählte das einige Schüler gestorben seien? Und wenn er dann 'Rachelle', 'Marcia' 'Delilah', 'Alexandra' und 'Grace' erwähnte? Inständig hoffte sie dass Dumbledore nur nicht ihre Freunde und Schwestern nennen würde und schämte sich sogleich für sich. Pfui! Es sollte ihr leid tun dass überhaupt jemand verletzt oder gar gestorben ist!
Als Destiny nun etwas sagte, war Caramela so überrascht, dass sie zusammenzuckte. Alles ist okay, Caramia. Beruhige dich... Doch ihre Nerven waren zum zerreißen gespannt.
"Und wie heißt du? In welches Haus gehst du?" "Oh... ich bin Caramela Apricot Greenwald. Hufflepuff..." Und wieder schaute sie aus der Kutsche nach vorne. Hogwarts schien ihr so weit entfernt wie noch nie.

Die restliche Fahrt verlief eher im Stillen und als die Kutschen nach einer Ewigkeit endlich, endlich! anhielten, murmelte Caramela ein: "Auf Wiedersehen!" und huschte heraus. Sie blickte sich wiederrum um, konnte in dieser Menschenmenge aber niemanden wiedererkennen. Mit einem komischem Gefühl im Magen, betrat sie das Schloss...

tbc: Große Halle

Da die Kutschenfahrt beendet wurde wird die Kutsche ins Archiv verschoben.