Shane Liechtenstein

Chronicles von Shane Liechtenstein

Einstiegspost

Sobald er auf die Straße ging war es immer dasselbe. In den magischen Straßen war es nicht sonderlich ausgeprägt, aber sobald er die magischen Pfade verlies und sich in der Muggelwelt bewegte begleitete es ihn auf Schritt und Tritt. Gemeint war das Tuscheln. Mädchen steckten die Köpfe zusammen und kicherten, Augebrauen wurden gerunzelt und Köpfe gewendet, kleine Kinder zeigten manchmal auf ihn und jene, die ihn zu einer gewissen Szene zählten grüßten durch Zurufe oder Gesten. Shane war es mittlerweile gewohnt, es begleitete ihn wohin er auch ging und war so selbstverständliche wie sein Zauberstab. Er hatte ein Lächeln für die Tuschelnden, ein Zwinkern für die Starrer und passende Erwiderungen für die Zurufe, es war Alltag und sogar heute, wo es doch Regnete wurde es bestenfalls weniger, aber ganz hörte es nie auf.
Es störte ihn auch nicht sonderlich, es hatte ihn nie gestört, weil er es ja einfach provozierte, er war einfach nicht unscheinbar wenn er es vermeiden konnte. Der Bahnhof von Kings Cross war überlaufen, Menschen drängelten sich unter den Vordächern wenn sie warteten und auch in der Halle war der Boden Nass und ab und zu tropfte es von der Decke. Sein Weg zum Bahnsteig 9 ¾ war nicht so einfach wie er es gerne hätte, zumal er längere Zeit auf eine Gelegenheit warten musste bei der ihn niemand anstarrte und er unbemerkt durch die Absperrung zum Bahnsteig gelangen konnte.
Auch hier war alles nass, bis auf jene die die Anreise geschickter und auf magische Weise gelöst hatten, aber auch er hatte nicht vor lange so zu bleiben wie er war. Jetzt da er sich endlich an einem Ort aufhielt wo Magie selbstverständlich war, dauerte es nur wenige Sekunden und eine kurze Aufrufung, bis seine Kleidung und seine Haare wieder trocken waren und ihm nicht mehr fröstelte. Ein grossteil der Schüler war schon in den Zug gestiegen, viele hingen aus den Fenstern und sprachen noch mit ihren Eltern oder winkten ihnen. Gepäck wurde auf den Zug gehievt und Shane wäre beinahe über einen drei Jahre alten Zwerg gestolpert welcher zum Zug lief um sich von seiner Schwester zu verabschieden. So etwas wie Nostalgie stieg in ihm auf, denn es war doch eine Weile her seit er das letzte Mal diesen Zug bestiegen hatte.
Er vertrieb diese Gedanken jedoch relativ schnell wieder aus seinem Kopf, immerhin war er nicht zum träumen da, sondern hatte einen Auftrag dem seine Aufmerksamkeit zu gelten hatte. Das Ministerium hatte kurzfristig umdisponiert und beschlossen dass ein Auror zu wenig war und Shane als Unterstützung für Mike geschickt, allerdings erst mal auf ungewisse Zeit, bis es wichtigeres gab oder er nicht mehr gebraucht wurde.
Ja, und wo war eigentlich Mike? Am Bahnsteig schien er sich nicht mehr aufzuhalten, also betrat auch Shane, nach langem wieder den Hogwarts Express und machte sich auf zum Lehrerabteil, denn er konnte sich nicht vorstellen das es für einen Auroren ein Extraabteil gab, allerdings war es genau so unwahrscheinlich das man sich zu den Schülern setzten musste, das Lehrerabteil war also die einzig logische Lösung.
Und er hatte recht gehabt, er sah Mike gemeinsam mit der Bibliothekarin von Hogwarts bei einem Fenster sitzen und ging zielstrebig auf die beiden zu. „Tag auch, ich beiden!“ grüßte er ohne umschweife und mit einem breiten Lächeln „Habt ihr noch Platz für mich?“

Der Hogwartsexpress hatte sich in all den Jahren nicht verändert. Es war immer noch die selbe Dampflok die ihre Rauchschwaden in die Luft stieß, es waren noch die selben Abteile welche von hunderten an schnatternden und lachenden Schülern besetzt wurden und es würde ihn sicher nicht wundern wenn eines der Abteile noch mit der Schnitzerei verziert war die er einst dort angebracht hatte. Das einzige was sich änderte waren die Schüler. Jedes Jahr waren es neue während alt bekannte gingen und sich ihre eigenen Wege suchten. Ob sich die Schüler die heute im Zug saßen arg von jenen unterschieden mit denen er damals seine Zeit in Hogwarts verbracht hatte?
Die Türe ging auf und seine Frage wurde beantwortet. Zumindest einige Schüler hatten sich nicht verändert und hatten immer noch genau so viel Blödsinn im Kopf wie er und seine besten Freunde es bewiesen hatten. Ein Bursche mit dunklem Haar, breitem Grinsen und ohne Shirt steckte den Kopf zur Türe hinein und schien mit sich selbst sehr zufrieden. Er hatte einen höflichen Gruß für die Bibliothekarin, und ein zwinkern für Shane, und wollte dann wissen wann der Zug abfährt.
Shane kniff nachdenklich die Augen zusammen, dieses Grinsen kannte er, auch wenn er im ersten Moment nicht mehr wusste woher genau und wohin er diesen Burschen jetzt zuordnen sollte. Der schien sich jedoch sicher zu sein, Shane zu kennen und es ärgerte ihn ein wenig dass er sich nicht auf Anhieb erinnern konnte wo er den Burschen schon mal gesehen hatte. Er litt ja sonst nicht unter Gedächtnisschwund…
Das Grinsen gab schließlich den Ausschlag, und erkennen zeichnete sich auf seinem Gesicht. Der Name war Chris und sie hatten sich schon mal auf einem Konzert getroffen und ein wenig geplaudert sofern es möglich gewesen war. Kein wunder das er sich nicht auf Anhieb Erinnern hatte können, Shane hatte die Nacht nicht unbedingt Nüchtern verbracht… Aber er wusste noch das er mit Chris außerordentlich gut ausgekommen war, auch wenn er sich nicht auf Anhieb daran erinnern hatte können. Also erwiderte er das grinsen und verkniff es sich aber etwas verspätet zurück zu zwinkern, das war nun wirklich nicht nötig „Hey Chris!“ grüßte er zurück und war im allgemeinen freudig überrascht, denn er hatte nicht erwartet den jüngeren so schnell wieder zu sehen. „Meinem Wissen nach fährt er Zug immer um 11:00 Uhr ab. Zumindest war das noch so als ich hier in die Schule ging.“ Nach seinem Schulabschluss hatte er ziemlich schnell keine Ahnung mehr gehabt was in der Schule los war, und spätestens als all seine Geschwister die Schule verlassen hatten, hatte er immer nur hier und da etwas mit bekommen, wenn der Zufall es wollte.

Dieser Auftrag gefiel ihm bis jetzt. Um ihn herum waren lauter nette und interessante Leute die er zum Teil schon kannte und zum Teil besser kennen lernen wollte, sie alle schienen Spaß zu verstehen, er musste nicht verdeckt arbeiten sondern konnte offen auf alle zu gehen und sich selbst auch präsentieren. Und noch sah es nicht so aus als würde es hier große Probleme geben. Wenn es so blieb dann wünschte er sich von diesem Fall nicht so schnell wieder abgezogen zu werden, denn warum mussten immer die anderen die interessanten Aufträge bekommen, während er 80% seiner Dienstzeit mit dem Observieren von Verdächtigen oder im Bereitschaftsdienst verbrachte.
Auf Suzannes kecke Erwiderung hin musste er lachen, denn anscheinend waren auch Bibliothekarinnen nicht immer so staubig und trocken wie ihre Bücher es waren wenn man ihnen zu wenig Beachtung schenkte. Und Chris war gerade dabei sich die Zeit mit Spielen zu vertreiben…
„Dann passt auf das euch während der Fahrt nicht die wirklich interessanten Ideen ausgehen, sonst wird das ganz schnell Langweilig.“ Er selbst hatte immer Flaschendrehen gespielt mit einem relativ großen Kreis an mitbegeisterten und er konnte sich noch gut an die langen Abende erinnern in denen sie ihren Spaß gehabt haben. So wie es schien war Chris ein ziemlich aufgeweckter Bursche bei dem es sich durchaus lohnte noch einmal nach zu haken und sich vielleicht auch enger anzufreunden, mal sehen was sich ergab. Der schien Shane jedenfalls nicht vergessen zu haben denn er präsentierte voller Stolz ein Handgelenk voller bunter Bändchen welche ihn als regen Konzertbesucher verschiedenster Musiker und Lokalitäten auszeichnete. Shane lachte, er behielt sich die Bänder nie, die störten ihn nur mit der Zeit, aber er sammelte die Karten, Autogramme und alles andere was man sonst noch so von Konzerten mit nehmen konnte und hatte eine eigene kleine Trophäensammlung Zuhause „Das lässt sich bestimmt noch steigern, oder? Aber vielleicht schaffen wir es gemeinsam wieder mal auf eines, ich würd mich freuen!“ antwortete er mit einem breiten Grinsen.
Und dann war Chris wieder verschwunden um zurück zu seinen Freunden zu gelangen, wahrscheinlich damit das Spiel weiter gehen konnte.
Shane setzte sich auf den Platz neben Suzanne, welchen sie ihm anbot und streckte entspannt die Beine aus. „Und, wie geht es dir jetzt so als Bibliothekarin?“ fragte er sie, denn sie hatten sich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

Ein kurzer Blick aus dem Fenster sagte ihm das es wohl nicht mehr allzu lange dauern würde bis die rote Dampflok des Hogwartsexpress qualmend ihren weiten Weg nach Hogwarts antreten würde um Schüler und Lehrer in ein neues Schuljahr zu transportieren. Und dieses Jahr auch zwei Auroren mit der Aufgabe dafür zu sorgen das nichts passierte. So allgemein formuliert war diese Aufgabe jedoch schon von Anfang an zum scheitern verurteilt, denn wenn die Schüler in Hogwarts nicht Reihenweise einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, dann war ein Schuljahr in dem nichts passierte absolut unmöglich. Wäre genau das die Absicht des Ministeriums gewesen dann hätte eine Armee von Auroren nicht ausgereicht um dieser Aufgabe gerecht zu werden, denn diese Formulierung schloss sehr weitläufig mit ein das auf den Gängen keine Streitereien entstanden, Quidditchspiele sauber und Verletzungsfrei abliefen, und im Unterricht auch keine Unfälle passierten. Da war doch ein Haufen Flöhe leichter wieder einzufangen…

Sein Blick wanderte weiter über Suzanne zu Mike, welcher wie immer mit wachsamem Blick in der Gegend herum schaute und voll und ganz Auror war und das tat wofür er her geschickt worden war. Shane sah etwas schuldbewusst wieder aus dem Fenster, denn eigentlich müsste er sich ja genau so verhalten, anstatt mit flüchtigen Bekannten und alten Arbeitskolleginnen zu plaudern welche ihm hier zufällig wieder über den Weg liefen.
Er wandte seine Aufmerksamkeit jedoch Postwenden wieder zu Mike und zuckte leicht mit den Schultern. „Bitte frag mich nicht warum so überraschend um entschieden wurde! Ich hab die Argumente nicht gehört die sie sich um die Ohren geworfen haben, aber angeblich ist es ziemlich laut geworden…“ nachdenklich kratzte er sich im Nacken während er sprach und Mike musterte. „Aber sie sind relativ früh drauf gekommen und haben auch ziemlich schnell was dran geändert. Ich glaub ungefähr fünf Minuten nachdem du weg warst sind sie zu mir gekommen und haben mich erst mal provisorisch zur… hm, psychischen sowie physischen Unterstützung deiner Kompetenz abgestellt.“ Ein verschmitztes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, während er sprach „Aber ich bin erst mal nur vorübergehend hier. Ich werde wieder abgezogen, wenn es wichtigeres gibt oder meine Anwesenheit nicht mehr erforderlich ist.“ Wieder kam ein leichtes Schulterzucken von ihm.

Er seufzte leise während er einen halb gemurmelten Satz von Mike aufschnappte, von dem man sich nicht ganz sicher sein konnte ob es nur laut gedacht war oder eine leise Frage sein sollte.
„Mike, führ keine Selbstgespräche sondern lass uns an deinen Gedankengängen teilhaben!“ sagte er laut und fügte dann mit einem schelmischen Augenzwinkern hinzu „Außerdem ist es unhöflich in Gegenwart einer Dame zu tuscheln!“


Es war noch zweifelhaft wie Shane die kommende Zeit im Gedächtnis bleiben sollte. Sicher, es war ein spannendes Angebot in Hogwarts stationiert zu sein und dem alten Gemäuer mal wieder einen Besuch abzustatten und zu sehen ob sich viel verändert hatte. Aber eigentlich war Angebot die falsche Bezeichnung, es war ein Auftrag der von ganz oben aufgegeben war und deswegen einige Mühen hervorrufen würde, wenn man versuchte ihn abzulehnen.
Aber bis jetzt konnte er sich noch nicht beschweren, auch wenn statistisch gesehen erst ein verschwinden kleiner Teil der Zeit vergangen war die er an dieser Aufgabe verbringen würde. Bis jetzt gefiel es ihm wirklich gut.
„Gut, sehr gut sogar. Diese Arbeit ist weitaus angenehmer als jene im Ministerium, und ich fühle mich umgeben von so vielen Büchern wirklich pudelwohl.“ Suzanne schien wirklich zufrieden zu sein mit dem was sie hatte „Das hört man gerne!“ sagte er und meinte es ehrlich „Mir? Ach, mir geht es gut solange ich etwas zu tun habe.“ Antwortete er mit einem grinsen „Und derzeit ist mir selten fad.“ Shane brauchte Beschäftigung ebenso nötig wie die Luft zum Atmen, und je spannender desto besser.

Er wusste dass das Leben unvorhersehbar ist, oftmals besser als andere, und eigentlich hätte er damit rechnen müssen dass es nicht so weiter ging wie bisher. Die Abteiltüre wurde einmal geöffnet, von einem für Shane völlig unbekannten, älteren Herren der kurz grüßte und sich dann etwas entfernt von ihnen hin setzte, aber das war nicht das richtige Übel. Das betrat knappe zwei Minuten später das Abteil in der Gestalt von Elijah McFoxy und Shanes Gesichtszüge entglitten ihm kurz. Elijah gehörte zu den Personen mit denen Shane einfach nicht klar kam, wenn man es höflich ausdrücken wollte. Zum Glück liefen sie sich nur sehr selten über den Weg, ein Umstand für den Shane dankbar war, welcher sich jetzt jedoch drastisch ändern würde. Hogwarts war zwar groß, aber wahrscheinlich nicht groß genug um zu verhindern dass man sich nicht doch über den Weg lief.
Vorerst jedoch herrschte die Devise dass man sich einander geflissentlich ignorierte, so gut es eben ging.

Suzanne war in der Zwischenzeit in ihr Buch versunken, und Mike hatte sich in Grübeleien verloren wie es schien, und Shane wollte weder das eine noch das andere unterbrechen, und so blieb ihm erst mal nichts anderes übrig als sich das Gespräch zwischen Elijah und dem anderen Lehrer, dessen Name anscheinend Loki war anzuhören. Es klang zum grossteil nach Hickhack zwischen Freunden die sich mit vorliebe Beleidigungen an den Kopf warfen und strapazierte Shanes Nerven.
Wie Suzanne jedoch sah auch er auf als das Gespräch zu den Auroren kam. Loki stellte sich als wirklich gut informiert heraus und Elijah sich als ausgesprochen eingebildet und beschränkt „Ich bin ein hervorragender Duellant und - ohne übertreiben zu wollen - in diesem Abteil vermutlich sogar der Beste.“ Shane schnaubte vernehmlich während er sich aufsetzte und halblaut vernehmen lies: „Natürlich. Hier sind zwei Auroren mit jahrelanger Berufserfahrung, aber er ist der beste Duellant!“ wie so oft konnte er seine Gedanken einfach nicht für sich behalten.


Der Nachmittag der Reise war ereignislos verlaufen. Der Zug ratterte mittlerweile durch die weiten Schottlands während das Wetter immer schlechter wurde und Shane aufs Gemüt drückte. Er hatte versucht Beschäftigung zu finden und war zu Mike hinaus auf den Gang gegangen, aber auch hier war nichts zu tun, denn die Schüler verhielten sich ruhig und Mike hatte die Lage unter Kontrolle, wenn es denn etwas gab das zu kontrollieren wäre, denn zu prüfen ob die alltäglichen Gespräche der Schüler sich auch im legalen Bereich bewegten zählte Shane nicht zu seinem Aufgabenbereich. Also war er mehrmals im Zug auf und ab marschiert und hatte mehrere Stunden totgeschlagen, bevor er wieder ins Lehrerabteil zurückgekehrt war, einfach weil er nichts Besseres zu tun wusste.
Die grauen Regenvorhänge ließen seine Laune noch tiefer sinken, er mochte keinen Regen und hier gab es deutlich zu wenig für ihn zu tun. Er ertappte sich sogar dabei wie er sich wünschte das etwas passiert, bloß damit er etwas zu tun hatte. Schnell vertrieb er diesen Gedanken aus seinem Kopf, denn andere in Gefahr zu wünschen nur damit die eigene Langeweile besiegt war, ging doch etwas zu weit.
Also versuchte er den Rest der Fahrt mit anderen Dingen tot zu schlagen, auch wenn dies nicht so recht gelingen wollte, und schließlich endete es damit dass er bedrück aus dem Fenster starrte und eine Schreibfeder so lange in den Händen zu drehen bis sie zerbrach, um sie dann wieder magisch zu richten nur damit das Spiel von vorne losgehen konnte. Wahrscheinlich ging er den anderen damit schon eine Weile auf die Nerven…

Seine trüb dahin dümpelnden Gedanken wurden von einem lauten Pfeifen und einem heftigen Ruck unterbrochen mit dem der Zug zum stehen kam. Sein Zustand änderte sich binnen eines Herzschlages und als hätte man einen Hebel umgelegt wurde er von der Privatperson zum Auroren und bis zum äußersten gespannt. In ihm schrillten sämtliche Alarmglocken während er die Spitze seines Zauberstabs entzündete, aufstand und zur Abteiltür ging. „Jeder bleibt ruhig und da wo er ist!“ sagte er laut und deutlich denn das letzte was er jetzt brauchen konnte waren nervös bis panische im Abteil herum laufende Lehrer.
Mit einer kräftigen Druckwelle flog ihm die Abteiltüre entgegen und er hob reflexartig den Arm um das Gesicht zu schützen. Schreie wurden laut und eine Eiseskälte kroch in das Abteil. Auf dem Gang herrschte Chaos, Dementoren und Todesser hatten den Zug geentert und duellierten sich mit Schülern, man hörte Schmerzensschreie.
„Merlin steh uns bei!“ entfuhr es ihm, dann lief alles in routinierten Handbewegungen ab „Expecto Patronum“ beschwörte postwendend seinen Patronus in Gestalt einer Elster die silbernes Licht verbreitete und damit ging er ohne zu zögern in den Gang hinaus

tbc: Gang zwischen den Abteilen

Cf: Lehrerabteil

Am Gang herrschte Chaos und Panik. Schüler liefen verängstigt durch die Gegend, stießen und stolperten gegeneinander während Flüche quer durch die Luft zischten und die Dementoren außer Rand und Band gerieten. Shanes Elsternförmiger Patronus flog in weiten kreisen um ihn herum und deckte den größtmöglichsten Bereich um ihn herum ab. Die Luft war Rauchgeschwängert und trübe und weiter hinten im Gang war das flackernde Licht von Feuer zu sehen. Vielleicht gab es schon Tote, was war überhaupt mit dem Zugführer geschehen? Was hatte den Zug überhaupt zum Stillstand gebracht? Warum hatte niemand etwas erwartet und keiner rechtzeitig reagiert? Wohin sollten die Schüler? Die Fragen schossen Blitzartig durch seinen Kopf und auf keine wusste er eine zufrieden stellende antwort. Aber das musste erst einmal warten, die Situation war nicht die richtige zum grübeln.
Er bewegte sich eng an der Seitenwand des Ganges weiter, immer auf der Hut um nicht Treffer eines Querschlägers zu werden, doch er brachte es keine zwei Schritte weit bevor ihm ein maskiertes Gesicht entgegen grinste „Stupor!“ rief er während er sich selbst unter dem abgefeuerten Folterfluch wegduckte. Der Todesser sackte getroffen in sich zusammen und rührte sich nicht mehr Einer weniger! dachte er grimmig, während er geübt nicht innehielt sondern seinen Weg vorsetzte.
Je weiter er ging desto eher war mit Angriffen von allen Seiten zu rechen, doch das nächste was ihm über den Weg lief war ein Dementor der jemanden angriff „Expexto Patronum“ und die Elster begann wieder ihre Runden zu fliegen und der Dementor zog sich widerstandslos zurück. Ein wenig zu schnell für seinen Geschmack, aber der Grund war klar, hier im Zug gab es genug andere Opfer die sich nicht so sehr wehrten wie ein ausgebildeter Auror.
Im silbernen Licht seines Patronus erkannte Shane jedoch eine Totenkopfmaske unter einer weiten Kapuze, und bereute es dass er sich überhaupt eingemischt hatte, denn da hatte er eindeutig den Falschen gerettet.
Der Todesser schien auch nicht sonderlich dankbar für die Rettungsaktion, oder er hatte zumindest eine sehr eigenwillige Art sich zu bedanken. Der Furunkelfluch hätte Shane beinahe zum Lachen gereizt, wäre die Situation nicht eindeutig die Falsche.
Stattdessen hatte er schon einen Schildzauber beschworen, ein Reflex den er dem Jahrelangen Training im Ministerium zu verdanken hatte, und mit dem nächsten Atemzug schickte er eine Antwort zurück „Expelliarmus!“ rief er und schickte einen Entwaffnungszauber auf den Todesser los, es war einfach der erste, der ihm in den Kopf geschossen war. Und wenn er erst begann darüber nachzudenken welcher Zauber jetzt der beste wäre, dann wäre er tot, bevor er fertig gedacht hätte. Das brachte die Berufserfahrung mit sich.

Ihm blieb keine Zeit mehr sich Gedanken über die Fluchwahl seines Gegenübers zu machen, denn dieser war seinem Entwaffnungszauber ausgewichen und hatte umgehend einen weiteren auf ihn abgefeuert. Shane drückte sich an die Wand des Ganges, während der Fluch an ihm vorbei zischte und irgendwo weiter hinten Einschlug und ein anderes Ziel fand.
Er hatte nur einen winzigen Fehler gemacht in diesem Augenblick, denn er hatte die Geschwindigkeit seines Gegenübers unterschätzt und wurde von dem folgenden erwischt. In seinem Mund machte sich das unangenehme Gefühl breit, das mit sich kam wenn einem die Zunge am Gaumen fest klebte.
Abgesehen davon dass es unangenehm war, brachte es jedoch nur bedingt Einschränkungen in magischen Belangen mit sich, denn ungesagte Zauber waren keine große Hexerei, wurde doch jeder Auror darauf trainiert, um eben in solchen Situationen nicht plötzliche machtlos da zu stehen. Und Shane war schon weitaus kompetentere Duellanten gegenüber gestanden.
Und so schickte er postwendend eine Salve an Schockzaubern gegen den Todesser, allerdings musste er enttäuscht feststellen dass er den anscheinend herrschenden Schildzauber überhört hatte, denn die Sprüche krachten mit großer Wucht gegen die Unsichtbare Barriere und zeigten außer lauten Knallen und heftigen Erschütterungen keine große Wirkung.
Aber auch solche Barrieren hatten ihre Tücken, denn sie schützten vor magischen Angriffen, aber nicht vor fliegenden Gegenständen. Doch er kam gar nicht mehr dazu einen weiteren Zauber zu wirken, denn Mike tauchte auf und mischte sich postwendend in den Kampf, indem er erst Shane von dem Fluch befreite und dann den noch herrschenden Überraschungseffekt nutzte und mit dem Todesser einfach kurzen Prozess machte.
Eine leichte Staubwolke legte sich wieder, welche bei Kampf aufgewirbelt worden war und Shane bedankte sich mit einem knappen Nicken bei Mike „Danke, Freund!“ während er schmunzelte über den Spruch den Mike noch dem bewegungsunfähigen Todesser hingeworfen hatte.
Das Schmunzeln blieb jedoch nicht lange auf seinem Gesicht, während er sich wieder Mike zuwandte, immerhin war ihre Ausgangslage denkbar schlecht „Wir haben eine denkbar schlechte Ausgangslage. Im ganzen Zug tummeln sich Todesser und Dementoren, die außer Rand und Band geraten sind und auf niemanden mehr hören. Wenn wir uns aufteilen können wir einen größeren Bereich abdecken.“ Lange Zeit zum beratschlagen blieb ihnen nicht, genau genommen hatten sie gar keine.

(ooc: Mike, das war gerade übelstes Powerplay, selbst wenn es nur ein NPC war. Und außerdem, hättest du Shane ruhig auch eine Chance lassen können!)


Shane und Alea

Er nickte Mike noch einmal knapp zu und wandte sich dann um und ging in entgegen gesetzte Richtung. Getrennt wäre es möglich einen größeren Bereich abzudecken, allerdings gab es niemanden der einem den Rücken frei hielt. Aber Shane hatte bereits genug Alleingänge hinter sich um sich davon nicht verunsichern zu lassen.
Sein Patronus zog weiter Kreise um ihn, und wo er hinkam, verzogen sich Dunkelheit und Kälte. Dementoren waren auch nicht das eigentliche Problem, es war das schiere Ausmaß der Katastrophe die sich um ihn herum abspielte. Unzählige Schüler, die wirr durch die Gänge liefen, ohne Plan und ohne Ziel, dicht gefolgt von Dementoren und Todessern und wer wusste was noch. Wie sollte man das denn alles wieder unter Kontrolle bringen, davon dass der Zug irgendwie wieder zum Laufen gebracht werden musste mal ganz abgesehen. Die Situation war, gelinde gesagt, eher aussichtslos.
Er stieg vorsichtig über das was von einer der Abteiltüren übrig geblieben war und einen reglosen Körper. Er zwang sich weiter gerade aus zu sehen während sich ihm der Magen umdrehte und er sich ernsthafte Gedanken machte, ob sie überhaupt eine Hand voll Schüler da lebend wieder raus bekämen. Im Moment war die Prognose ziemlich düster.
Das schönste an Auswegslosen Situationen war, dass es kaum noch schlimmer kommen konnte, wenn man ohnehin mit dem Schlimmsten rechnete, man konnte es nur noch besser machen. Entschlossen packte er seinen Zauberstab fester und ging weiter.

Vor ihm schälte sich eine neue Szenerie aus der Dunkelheit, ein Todesser über einem kleinen Mädchen das sich unter Qualen wand und schrie. Da brauchte es nun wirklich keine langen Überlegungen, er beschleunigte seine Schritte um in Reichweite zu kommen und rief „ Incarcerus!“ es war der erste Zauber der ihm jetzt in den Sinn kam, aber wer dachte schon nach wenn er mitten in einem Kampf war?
Er würde zumindest die Aufmerksamkeit des Todessers von der Schülerin ablenken, hoffentlich lange genug damit diese fliehen konnte und sich irgendwo in Sicherheit bringen konnte. Die Frage war nur wo. Aber erst würde er einmal tun was er konnte und sich dann dem nächsten Problem zuwenden.

Da der Chara gelöscht wurde verschieben wir die Chronicles ins Archiv.